Getrieben: Thriller (German Edition)
damit er wieder für die Regierung tätig sein konnte. Jetzt war der Zeitpunkt gekommen festzustellen, ob sich Connors Mühen von damals auszahlten.
»Setz dich doch«, forderte Malloy ihn auf.
Sein Büro bestand aus einem großen Schreibtisch auf einem Podest mitten im Raum. Von hier aus überwachte Malloy eine beeindruckende Anzahl von Computer- und Videobildschirmen neben zahllosen Hightechgeräten, die rund um seinen Arbeitsplatz herum verteilt standen. Malloys Aufgabe bestand darin, die Echtzeitsammlung von Daten zu überwachen, die von verschiedenen Satelliten direkt an die NGA gesendet wurden.
»Ich wollte dich um einen Gefallen bitten«, sagte Connor und rückte mit dem Stuhl näher zum Schreibtisch.
Malloy rang sich ein unbehagliches Lächeln ab. »Das dachte ich mir schon. Soweit ich weiß, bist du ebenfalls befördert worden.«
Connor beugte sich über den Tisch und erzählte Malloy von der Bombe, die beim Absturz der B-52 im Mai 1984 im Hindukusch verloren gegangen war. »Wir glauben, dass die Bombe gefunden worden ist und auf dem Schwarzmarkt an einen Schurkenstaat oder eine islamistische Zelle verkauft werden soll.«
»Ist die Information glaubwürdig?«
»Mehr als das. Mein Problem ist nur, dass ich den genauen Absturzort des Bombers nicht kenne.«
»Ohne dir zu nahe treten zu wollen«, warf Malloy ein, »aber warum erfahre ich das zuerst von dir? Wenn es sich tatsächlich um einen Marschflugkörper mit Atomsprengkopf handelt, warum habe ich dann noch keine Anweisungen von Langley, den Vereinigten Stabschefs oder gar dem Obersten Befehlshaber höchstpersönlich erhalten?«
»Wegen der besonderen Umstände?«
»Und die wären?«
»Die Air Force hat den Vorfall damals vertuscht. So weit es sie betrifft, liegt die Bombe irgendwo auf dem Grund einer mehrere hundert Meter tiefen Gletscherspalte. Niemand dort ist scharf darauf, dass die Sache nach all den Jahren doch noch ans Licht der Öffentlichkeit gelangt. Aber bis dahin ist es ohnehin noch ein langer Weg. Und vielleicht ist am Ende auch gar nichts dran an der Geschichte.«
»Davon bist du aber nicht wirklich überzeugt, oder?«
»Sonst wäre ich wohl kaum hier«, sagte Connor und zuckte mit den Schultern.
Malloy dachte eine Weile über die Geschichte nach. »Was genau erwartest du denn jetzt von mir?«
Connor vermied es, sofort mit der Tür ins Haus zu fallen, um sich seine Chancen nicht gleich wieder zu verbauen. »Daten aus der Vergangenheit. Könntest du bitte für mich überprüfen, ob es vom Mai 1984 noch Satellitenbilder von dieser Region gibt? Ich suche nach Beweisen für einen Flugzeugabsturz.«
»Dort oben in den Bergen? Wir sprechen hier über ein Gebiet von mehreren tausend Quadratkilometern. Da könntest du genauso gut die berüchtigte Nadel im Heuhaufen finden wollen. Wenn du willst, dass ich dir helfe, musst du mir detailliertere Anhaltspunkte liefern.«
Connor zog eine Mappe aus seiner abgewetzten Aktentasche und schlug sie auf. Auf dem obersten Dokument standen die Koordinaten des Gebiets, auf das die Air Force die Suche eingegrenzt hatte.
»Schon viel besser«, sagte Malloy. »Es geht also um ein Gebiet von rund achtzig Quadratkilometern unmittelbar an der Grenze zu Afghanistan. Wenn mich nicht alles täuscht, war 1984 in diesem Teil der Welt doch einiges los, oder?«
»Das war am Höhepunkt der sowjetischen Invasion. Damals waren hundertzwanzigtausend Soldaten der Roten Armee in Afghanistan stationiert. In dieser Zeit hat die Firma auch angefangen, Waffen an die Mudschaheddin zu liefern. Schätzungsweise ein Flugzeug pro Tag dürfte die Region damals angeflogen haben.«
Malloy tippte eine Reihe von Befehlen in den Rechner ein. »Keine Chance«, sagte er und runzelte die Stirn.
»Was ist das Problem?«
»Das Ganze liegt schon zu lange zurück. Im Hinblick auf Satellitenbilder war 1984 das dunkle Zeitalter. Damals wurde von Film auf Digitaltechnik umgestellt. Bis 1983 haben die Satelliten Bilder auf den guten alten Kodak-Filmen aufgenommen. Echtzeitübertragung gab es nicht. Das schnellste Ergebnis konnte mit einer zeitlichen Verzögerung von drei Tagen geliefert werden. Realistisch war allerdings eine Woche oder länger. Bilder aus diesen Zeiten sind nicht mehr vorhanden.«
»Aber sie wurden doch nicht vernichtet, sondern irgendwo archiviert«, warf Connor ein, der mit den Marotten der Bürokratie gut vertraut war.
»Irgendwo schon, aber nicht hier. Dazu müssen wir wohl ins Archiv. Du solltest also deinen fetten
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