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Gewäsch und Gewimmel - Roman

Gewäsch und Gewimmel - Roman

Titel: Gewäsch und Gewimmel - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klett-Cotta Verlag
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aber keine Offenbarungen mehr. Wir konnten Luft schöpfen und uns der elektrisierenden Neuigkeit zuwenden.
    Heute morgen habe ich Sabine telefonieren gehört, mit Hans. Ich wunderte mich, was für ein eigenartiges Lachen sie sich ihm gegenüber herausnahm. Ich wunderte mich sehr. Damals jedenfalls hatte sie richtig zornig darauf bestanden, daß meine Postkarte noch um Mitternacht, als alle weg waren, in Augenhöhe auf das Wohnzimmerregal gestellt wurde. Da ich nicht einschlafen konnte, holte ich mir etwas später ein Buch. Die Karte war verschwunden! Am nächsten Morgen lehnte sie natürlich wieder scheinheilig an ihrem Platz. Ich sagte keinen Ton und gönne dem Kind doch alles, alles. Ich glaube, vor mehr als zehn Jahren, da hat sie angesichts ihres schönen Sohnes und seiner tiefen Liebe zu Antonia ungläubig gestaunt, wie etwas so Großartiges ihrer geringfügigen, eigentlich zerstreuten Verbindung mit Mirkos Vater entspringen konnte. Was sie selbst nie erlebt hatte, passierte nun so wunderbar vor ihren Augen am eigenen Fleisch und Blut. Um so schrecklicher der Verrat des Mädchens und seine Folgen. Doch wenn sich die Gelegenheit geboten hätte, dann wäre Tonia in manchen Momenten von Sabine umgebracht worden. Sie wünschte sich nicht umsonst, ein Tiger zu sein, nein, das war nicht einfach dahingesagt. Sie riecht auch manchmal so, so wie in den Gärten die Kaiserkrone, und die Raubtiere im Zoo riechen auch so, schon von weitem. Sabine tut es gottlob nur aus der Nähe. Vielleicht hat das am Feuerwehrteich Finnland erschreckt?
    Ob auch Hans es schon bemerkt hat? Wenn ja, scheint es ihn nicht zu stören. Ich begreife aber nicht recht, was zwischen den beiden eigentlich vorfällt. Auch ist er immer noch so gutaussehend und sie so wenig. Wenn sie nur öfter lächeln würde, so, wie in dem Augenblick, als sie flüsternd vor dem Schlafzimmerspiegel stand. Sie weiß ja nicht, wie es ist, wenn man vor lauter Liebe anschwillt, daß es unmöglich wird, noch richtig geradeaus zu gehen. Man schwankt oder man stampft auf wie im Herbst die Hirsche, obschon man doch eine Frau ist. O mein Gott, wie ich das noch weiß, wie gestern weiß ich’s noch.
    Mein Vorschlag wurde angenommen. Der Vorschlag aus meinem Winkel heraus, als Vorbereitung zur endlichen Heimkehr unseres Herrn Scheffer, eine gemeinsame Wanderung zu machen mit schöner Rast am von Hans streng verbotenen Feuerwehrteich, also zusammen und schon in Vorfreude durch sein Reich zu gehen, wo alles nach seinen Befehlen wächst und stürzt, überflutet wird oder austrocknet, so daß man in gewisser Weise immer von seiner Person umgeben ist und durch seinen Kopf marschiert. So versuchte ich sie zu überzeugen, bemerkte aber, daß ich nahe daran war, zu viel über mich selbst auszuplaudern, denn Magdalena und die wachsame Iris hoben schon witternd die Nasen. Nur war es nicht vor Mitte Mai möglich. Herzer und Zock hatten vorher Wichtiges zu tun, Berufliches. Selbstverständlich. Ich wunderte mich ja ohnehin, wie eigensinnig diese seriösen Herren sich Zeit nahmen für die Kindereien.
    Ich hatte ursprünglich an den 1. Mai gedacht, ein heimlicher Gedenktag für mich, 1.5.! Ein einziges Mal in meinem Leben habe ich mich vor vielen Jahren, nicht lange bevor ich Witwe wurde, lächelnd an diesem Datum zu einem Ehebruch aufgemacht. So war es geplant, so hat es sich erfüllt. Und ich erinnere mich noch immer gern daran, auch wenn mir damals auf dem Heimweg eine fast zahnlose, hochschwangere Stadtstreicherinin die eben noch vielmals geküßte Halskuhle spuckte. Sie hatte wohl mein Gesicht treffen wollen, weil ich so glücklich aussah.
    Nicht 1. Mai also, wenn pünktlich die Seitenwege locken, beinahe schon fauchen aus grün-goldenen Rachen und die Frösche an Gräben und Teichen mit ihrer lauten Raserei beginnen, nicht mehr wie Faustkämpfer den Schlag des anderen abwarten und dann voll Kraft, Ton um Ton, zurückschlagen, sondern stöhnend, donnernd, rasselnd, alle gegen alle, lückenlos auf einen Streich. Ich hoffte auf Kuckuck und Nachtigall und in den flachen Mulden auf die Wollgrasmeere, reflektierte auf eine einzige Stelle, an der es kleine Blumensterne gibt wie sonst nirgendwo. Ich kenne den Namen nicht. Die Gänsehaut auf den Teichen, im Abendlicht wie beschlagenes Glas, wenn ihnen der Wind über die Oberflächen läuft und sie etwas durchrieselt bis auf den Grund: Das wollte ich ihnen vorführen.
    Ich wollte einmal beobachten, wie diese, wenn Hans sie nicht beaufsichtigte,

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