Gewäsch und Gewimmel - Roman
was sie bei zwei Männern festgestellt habe. Der eine sei stets redefroh gewesen, der andere habe nur gestammelt, zwei Freunde, die viel zusammen unternommen hätten. Nach einiger Zeit habe der mit dem Redefluß begonnen, den Stotterer nachzuahmen und umgekehrt. Ohne sich dessen bewußt zu sein, hätten sie die Rollen getauscht.
Gut, dann wolle sie auch gestehen, daß sie als Kind, sobald jemand von einem frischen Tod erzählte, sofort und für Tage geglaubt habe, nun müsse auch sie sterben, parierte Herta, die nicht richtig zugehört hatte. Man stelle sich das vor! Sie habe den Tod für ansteckend gehalten, nicht nur den Tod, sondern bereits die Todesnachricht. Und das Verrückteste, bei hellem Tageslicht besehen: Es widerfahre ihr so bis heute!
So ging es heilkräftig fort mit Herta und Ruth, eine ganze, glückliche Woche lang.
Rätsel
Wie aber lauten die beiden so verschiedenen Wörter für den Wiesenhornklee? Hennent … und Herrg … ?
Rätselfrage
Was ist älter: »bejahrt« oder »betagt«?
Trauer des Biochemikers, Schmerz des Kammerjägers
Herrn Gadow, der sich das Leben mit seiner Frau so schön vorgestellt hatte, denn stand ihnen nicht, wenn sie ein bißchen aufs Geld achteten, die ganze Welt offen mit ihren Gärten und malerischen Vegetationszonen?, Herrn Gadow, der so gern seine beiden Berufe ausübt, ein lachlustiger Mensch, hat es kalt erwischt. Seitdem seine Frau einer gefräßigen Ratgeberideologie verfallen und so unherzlich und ganz unansprechbar geworden ist, hat ihn das Glück verlassen. Neuerdings kommt sie außerdem von ihren Yogaübungen oder was das sein soll, mit glänzenden, ins Unheimliche spielenden Augen zurück. Aber was kann er tun, wenn er sie nicht vollständig verlieren will?
Die Polizei rufen? Die Feuerwehr?
Verstehen es die Frauen?
Clemens Dillburg hat manchmal in der Tiefe seines Herzens den Verdacht, der biblische Jesus würde mit der Begriffsstutzigkeit der Jünger und des allgemeinen Volkes jonglieren, würde absichtlich die ununterbrochenen Mißverständnisse provozieren, die Menschen in die Falle des Wörtlichnehmens laufen lassen, wenn er in Bildern redet. Ja, hält er diese nach ihren Möglichkeiten sicher rechtschaffenen Leute nicht geradezu zum Narren?
Ob Dillburg die unfromme Unterstellung und Anfechtung Frau Fendel oder seiner Schwester gestehen darf? Es einmal aussprechen, um seine Seele zu erleichtern? Nein, er wird ihnen zuliebe seinen Mund verschließen, es allein auf sich nehmen, bis für ihn bessere Tage kommen und er wieder denken kann: Die Welt, sofern sie ausschließlich dinglich in unseren Herzen Fuß gefaßt hat, soll entwurzelt werden. Das ist es. Man soll lernen, erinnertsich Dillburg, daß man sie ganz verlieren muß, um sie als ewig zu begreifen.
Aber er, weit entfernt davon, so glaubt er, gemäß der Forderung des Paulus »unvermengt mit dem Bösen« zu sein, vergißt es ja selbst immer wieder! Wirklich glücklich kann Dillburg aber nur sein, wenn es ihm wieder einfällt.
Aus Tadschikistan
Duschanbe. Hi! Es ist unglaublich, wie viele Verkehrspolizisten es hier gibt! Man fragt sich, weshalb. Habe nun drei Internetcafés zur Auswahl. Alles in Ordnung, gute Typen kennengelernt. Wir fahren in die Berge. Eva
Der Esel
Mogadischu. Herr Brück, die Hand auf dem großen Kopf seines Hundes Rex Brück, kann nichts daran ändern und möchte es so gern. Er sieht einen kleinen vorläufig Überlebenden aus dem Bürgerkrieg Somalias, in dem sich nun auch die Islamisten gegenseitig mit schwerem Kriegsgerät bekämpfen, vor einer gewaltig aufgetürmten kompletten Couchgarnitur, die mit Seilen, zusammen mit einem Fernseher und einem Herd, auf einen Karren gebunden ist. Es handelt sich um einen schmächtigen, zusätzlich hochbepackten Esel, der, mit Stricken dem Ganzen vorgespannt, koste es, was es wolle, es voranziehen soll, bis er zusammenbricht.
Pratzens weitere Pläne
Immenstadt, Allgäu. Der immer noch durchweg gefeierte Schriftsteller Pratz teilt seinem Verleger aus seinem geheimen Aufenthaltsort den Entwurf für einen neuen Roman mit. Es soll sich um eine Person drehen, der auch aus den ihr liebsten Anblicken mittlerweile der Niedergang, das Vergehen und Verwesen entgegentrete. »Das Leben hat sein Fett verloren« sage sichdie Figur, anfangs verdutzt und begreife sofort, daß sie es niemandem verraten dürfe, sonst wende man sich todsicher von ihr ab, die Familie wie die Geschäftsfreunde.
Autobiographisch sei das natürlich nicht! Er, Pratz, wolle doch
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