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Gewitter über Pluto: Roman

Gewitter über Pluto: Roman

Titel: Gewitter über Pluto: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Steinfest
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Lorenz’
Liebe . Dachte Lorenz.
    Aber wie gesagt, er hatte völlig vergessen, sich die Höhe der
Finanzierungskosten durch den Kopf gehen zu lassen, hatte bloß die Person
überlegt, die diese Finanzierung garantieren sollte. Welcher er aber nun einen
Betrag nennen mußte, um nicht völlig meschugge dazustehen. Darum sagte er,
gerade so, als sei er bei einem Quiz und versuche, die richtige Antwort zu erraten:
»Ich denke, zweihunderttausend Euro müßten reichen.«
    Â»Das ist nicht wenig«, fand Montbard.
    Â»Das ist aber auch nicht richtig viel, oder?« Denn so viel Ahnung
hatte Lorenz schon, daß er wußte, wie sehr Claire Montbard sich mitunter in
schwindelerregende Höhen der Vorfinanzierung und Darlehensverleihung begab.
    Â»Sie haben recht«, meinte Montbard, »auf den Betrag kommt es
eigentlich nicht an. Sondern auf die Formalitäten der Rückzahlung.«
    Â»Zinsen?«
    Claire betrachtete Lorenz belustigt, ohne ihre violettbesternten,
teppichgrauen Augen zu rühren, und meinte: »Wäre das nicht ein bißchen banal?
Zinsen gibt’s an jeder Ecke. Wollte ich mit Zinsen herumwurschteln, würden wir
zwei uns jetzt in einem Büro gegenübersitzen und mit Sicherheit einen sehr viel
schlechteren Kaffee trinken. Welcher dann auch gar nicht von meinem lieben
Bruder serviert worden wäre, sondern von irgendeiner grinsenden Tussi mit
gestreckten Beinen. Leute, die Zinsen verlangen, versuchen immer, ihren Porsche
und sonstwas zu finanzieren. Haben Sie vor meiner Türe einen Porsche stehen
sehen?«
    Â»Nein. Ich hoffe aber, daß Sie jetzt nicht doch noch nach meiner
Seele fragen.«
    Â»Würden es Sie denn so stören, sie zu verkaufen?«
    Nun war es Lorenz, der ein bißchen lächelte. Verkrampft, jedoch von
Herzen. Er sagte: »Solange ich nicht weiß, wo genau
meine Seele sitzt und was genau in meiner Seele
sitzt, möchte ich lieber nicht auf sie verzichten. Man verkauft keine Truhe, in
die man noch gar nicht geschaut hat.«
    Â»Das ist ein vernünftiger Standpunkt«, fand Montbard. »Und ich sagte
ja bereits, daß ich keinen Gusto auf Seelen haben. Ich stelle mir vor, Seelen
schmecken wie verbrannter Toast.«
    Â»Wie sieht dann also der Deal aus?« fragte Lorenz.
    Â»Sie bekommen die zweihunderttausend. Zinsfrei. Keine Spesen,
nichts. Die Rückzahlung erfolgt in sieben Jahren, in exakt sieben Jahren. Ich
will das Geld keinen Tag früher und keinen Tag später. Ich meine, heute in sieben Jahren. Zweihunderttausend, egal, was
zweihunderttausend dann wert sein werden. Es geht um den puren Betrag. Und
darum, sich an etwas zu halten.«
    Â»Wo liegt der Haken?«
    Â»Wenn Sie pünktlich zahlen, werden Sie glauben, es sei nie
geschehen. Als gäbe es mich gar nicht. Kein Haken, keine Falle, keine böse
Fee.«
    Â»Und wenn ich nicht pünktlich zahle?«
    Â»Nun, irgendeinen Zweck sollte unsere kleine Geschichte schon haben.
Denn schließlich gehöre ich nicht zu einer Organisation namens ›Kreditgeber
ohne Grenzen‹. Wenn Sie nicht zahlen, Herr Mohn, dann werde ich Sie in die
Pflicht nehmen.«
    Â»Was kommt jetzt? Sagen Sie nicht, ich soll jemanden für Sie
umbringen.«
    Â»Ah, gar nicht so schlecht. Ganz knapp vorbei. Nein, Sie sollen
jemandem das Leben retten.«
    Â»Wie habe ich das zu verstehen?«
    Â»Das erfahren Sie, wenn es dazu kommt. Sollten Sie das Geld
ordentlich zurückzahlen, brauchen Sie nicht zu wissen, was Ihnen erspart
bleibt. Es würde Sie nur unnötig belasten.«
    Â»Ich finde aber«, sagte Lorenz, »daß ich das Recht habe, zu
erfahren, worauf ich mich einlasse.«
    Â»Und ich finde«, entgegnete Claire, »daß es an mir ist, die Regeln
zu bestimmen. Angesichts von zweihunderttausend Euro, die ich Ihnen unter den
Baum lege, als wäre ich der Weihnachtsmann. Wir werden Weihnachten nach meinen
Regeln feiern oder gar nicht. Und noch etwas: Denken Sie bitte nicht, Sie
könnten in sieben Jahren simplerweise einen anderen Kredit aufnehmen, um den
alten zu begleichen. Wenn Sie einmal bei mir in der Kreide stehen, wie man so
sagt, wird Ihnen niemand helfen. Kein schmieriger Kredithai und keine korrupte
Bank. Glauben Sie mir. Es ist nur fair, Ihnen das zu sagen. Ich warne Sie
nicht, aber ich kläre Sie auf.«
    Â»Warum ausgerechnet sieben Jahre?«
    Â»Meine Lieblingszahl. Der Form wegen. Eine schöne, einfache Form. Es
war die

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