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Gewitterstille

Gewitterstille

Titel: Gewitterstille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Gladow
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Gelegenheit beim Schopfe.
    »Aber ich kann dich doch zum Zahnarzt fahren«, bot sie an, während sie Emily in ihren Maxi-Cosi setzte. »Wir wollten sowieso gerade los, da brauchst du doch wirklich kein Geld für ein Taxi auszugeben.« Anna fand endlich ihre Flip-Flops und streifte sie über.
    »Ich gebe kein Geld aus. Das zahlt meine Krankenkasse.« Sophie klang so distanziert, dass Anna nur wenig Hoffnung hatte, zu ihr durchdringen zu können.
    »Bitte, Sophie, ich würde so gern mit dir reden. Gib mir eine Chance und sprich mit mir. Wir fahren doch sowieso in deine Richtung. Ich will mit Emily noch Einkäufe erledigen und auf den Spielplatz.«
    Sophie blickte auf Emily hinab, an deren Mund noch die Reste vom Mittagessen klebten und die auch ihr bekleckertes Lätzchen noch trug. Sophie musste natürlich klar sein, dass Anna log. Sie kannte Anna gut genug, um zu wissen, dass sie das Haus normalerweise für einen Ausflug mit Emily besser gerüstet verließ als ein Bergsteiger für eine Himalaja-Expedition. Sophie musste klar sein, dass Anna in Wirklichkeit nicht vorgehabt hatte, das Haus zu verlassen, und das war ihr auch deutlich anzusehen.
    »Es ist wirklich nicht nötig, dass du mich fährst«, sagte sie und griff nach der Türklinke.
    »Ich weiß, dass du sauer auf mich bist, aber…«
    »Sauer?« Sophie sah Anna wütend an. »Warum sollte ich sauer auf dich sein? Nur weil du meine Wohnung durchsucht hast und mir unterstellst, ich hätte Porzellanvögel aus Frau Möbius’ Wohnung versteckt? Du bist doch verrückt.«
    »Ich habe dir schon gesagt, dass ich deine Wohnung nicht durchsucht habe, und ich unterstelle dir auch nichts. Es tut mir leid, wenn ich einen Fehler gemacht habe.«
    Sophie schien ihr nicht zuhören zu wollen. Sie sah sie nicht einmal an.
    »Ich spüre doch, dass mit dir etwas nicht stimmt, Sophie, und ich glaube, dass es mit diesem Jungen zu tun hat. Warum sprichst du nicht mit mir? Da läuft doch was zwischen dir und diesem Jens Asmus, oder?«
    »Und wenn, wäre es immer noch meine Sache.«
    Sophie öffnete die Tür und fuhr die kleine Rampe neben dem Treppenabsatz hinunter. Anna setzte sich Emily auf die Hüfte und lief ihr nach.
    »Nein, es ist nicht deine Sache, verdammt«, rief sie ihr hinterher. »Jens Asmus ist verdächtig, unsere Nachbarin getötet zu haben, und wird inzwischen per Haftbefehl gesucht. Wenn du also weißt, wo er sich aufhält, musst du es mir sagen.« Anna baute sich direkt vor Sophies Rollstuhl auf und sah sie scharf an. Es verwirrte sie, dass die Mitteilung vom Erlass des Haftbefehls Sophie nicht im Geringsten aus dem Gleichgewicht zu bringen schien. Sie wirkte zumindest äußerlich unbeeindruckt. Vielleicht hatte Georg recht, und sie bildete sich wirklich nur ein, dass Sophie in den Jungen verliebt war.
    »Was geht mich das alles an? Warum gehst du nicht ein fach wieder rein und lässt mich hier auf mein Taxi warten.«
    »Ich fahre jetzt einkaufen und zum Spielplatz, hab ich dir doch gesagt.«
    Sophie wollte an Anna vorbei, die ließ sie aber nicht passieren.
    »Frau Möbius ist erstickt worden, Sophie – erstickt! Wenn Jens Asmus der Täter ist, und dafür spricht im Moment einiges, gehört er ins Gefängnis. Ist dir das eigentlich klar?«
    Sophie sah Anna nicht an, sondern richtete ihren Blick stattdessen auf Emily.
    »Brauchst du denn gar keine Wickeltasche oder eine Flasche für Emily?«, fragte sie spitz.
    »Schon gut«, lenkte Anna ein. »Du hast recht. Ich hatte eigentlich nicht vor, das Haus zu verlassen. Ich wollte einfach nur mit dir reden, und weil du mir sonst ständig aus dem Weg gehst, hätte ich dich gern zum Zahnarzt gefahren, damit du mir nicht wieder ausweichen kannst.«
    Anna versuchte zu ergründen, was in Sophie vorging. Wenn ihr Verdacht richtig und Sophie tatsächlich in Jens Asmus verliebt war, konnte sie nur allzu gut verstehen, dass Sophie wütend war. Sie war immer von den Erwachsenen enttäuscht worden, und nun war es ausgerechnet Anna, die dafür gesorgt hatte, dass ein Mensch, der ihr möglicherweise sehr viel bedeutete, ins Gefängnis gehen musste.
    »Ich bin wirklich für dich da, Sophie.«
    Sophie schien etwas erwidern zu wollen, wandte dann jedoch ihren Blick ab.
    »Denk daran, Sophie«, wiederholte Anna. »Wenn du mich brauchst, ich bin da.«
    »Klar«, erwiderte Sophie knapp und rollte in Richtung Bürgersteig davon.
    Anna blieb auf dem Treppenabsatz stehen, während der korpulente Fahrer des mittlerweile eingetroffenen Taxis den

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