Gezaehmt im Bett einer Lady
erinnern. Vawtry, ja, der hatte wie vom Donner gerührt ausgesehen. Rouvier, der Mann, den Dain öffentlich in Verlegenheit gebracht hatte. Zwei Franzosen, die er sich erinnerte, mehrere Male im Vingt-Huit gesehen zu haben. Und zwei Französinnen, eine davon ihm unbekannt. Die andere war Isobel Collon gewesen, eine der boshaftesten Klatschbasen von ganz Paris ... und eine von Francis Beaumonts bevorzugten weiblichen Gefährtinnen.
Was hatte Jessica in jener Nacht gesagt? Etwas in der Art, dass die Gerüchte von alleine aufgehört hätten, wenn sie sich nicht Zutritt zu seinem Haus verschafft hätte.
Aber vielleicht hätten sie auch nicht aufgehört, überlegte Dain weiter. Vielleicht hatte das öffentliche Interesse an seiner Beziehung zu Miss Trent ungeahnte Ausmaße angenommen, weil jemand die Gerüchteküche mit Nahrung versorgt hatte. Vielleicht hatte jemand die Gerüchte immer wieder aufgerührt und alle ermutigt, Wetten abzuschließen, in dem Wissen, dass der Klatsch Beelzebub wild machen musste.
Alles, was Beaumont hatte tun müssen, war ein Wort in der richtigen Gesellschaft fallen zu lassen. Der von Isobel Collon beispielsweise. Sie würde den köstlichen Bissen aufschnappen und einen Feldzug daraus machen. Es wäre nicht viel Ermutigung nötig gewesen, sie dazu zu bringen, weil sie Dain hasste. Dann, nachdem er die Saat ausgebracht hatte, konnte Beaumont sich in aller Ruhe nach England zurückziehen und aus sicherer Entfernung seine Rache genießen ... und sich vor Lachen ausschütten, als die Briefe von seinen Freunden eintrafen und ihm in allen Details die jüngsten Ereignisse im Drama Dain gegen Trent berichteten.
Als in ihm der erste Verdacht aufgekeimt war, hatte Dain die Idee als zu weit hergeholt verworfen, das Produkt einer überregen Fantasie.
Jetzt ergab diese wesentlich mehr Sinn als jede andere Begründung. Sie erklärte auf jeden Fall, warum das übersättigte Paris derart besessen gewesen war von den paar Begegnungen eines hässlichen Engländers mit einer hübschen jungen Engländerin.
Er blickte zu Jessica.
Sie versuchte, Nick und Harry in ihrer Rolle als Satansrösser zu ignorieren, indem sie sich auf ihren Verlobungsring konzentrierte. Sie hatte sich ihren Handschuh nicht wieder angezogen und drehte ihre Hand mal in die eine, mal in die andere Richtung, sodass die Diamanten einen Regenbogen aus Funken sprühten.
Ihr gefiel der Ring.
Sie hatte ein rotes Seidennachthemd gekauft, das mit schwarzer Spitze besetzt war. Für ihre Hochzeitsnacht.
Sie hatte ihn zurückgeküsst und angefasst. Und sie hatte nicht den Eindruck erweckt, als habe sie etwas dagegen, von ihm angefasst und geküsst zu werden.
Die Schöne und das Biest. So würde Beaumont es nennen, der perverse Mistkerl mit der giftigen Zunge.
Aber in dreizehn Tagen würde diese Schöne die Marchioness of Dain werden. Und sie würde im Bett dieses Biestes liegen. Nackt.
Dann würde Dain alles tun, was er sich schon seit einer Ewigkeit zu tun wünschte. Dann wäre sie sein, und kein anderer Mann würde sie berühren, weil sie ihm allein gehörte. Ausschließlich.
Sicher, für den Preis, den dieser „ausschließliche Besitz“ ihn kostete, hätte er Portugal kaufen können.
Auf der anderen Seite war sie höchste Qualität. Eine Dame. Seine Dame.
Und es war sehr gut möglich, dass er das alles dem schleimigen, bestechlichen, feigen und rachsüchtigen Francis Beaumont zu verdanken hatte.
In diesem Fall, entschied Dain, wäre es witzlos - und zudem eine Verschwendung von Energie, die er sich besser für seine Hochzeitsnacht aufsparte -, sich Beaumont zur Brust zu nehmen und aus ihm Kleinholz zu machen.
Von Rechts wegen müsste Dain sich bei ihm bedanken.
Aber der Marquess of Dain war nur selten höflich.
Er entschied, dass das Schwein die Mühe nicht wert war.
10. Kapitel
An einem klaren Sonntagmorgen, am elften Mai im Jahre des Herrn achtzehnhundertachtundzwanzig stand der Marquess of Dain vor dem Priester in St. George am Hanover Square mit Jessica, der einzigen Tochter des verstorbenen Sir Reginald Trent, eines Baronet.
Entgegen der landläufigen Erwartung stürzte das Dach nicht ein, als Lord Dain das heilige Gebäude betrat, und es schlug nicht einmal während der Zeremonie der Blitz ein. Selbst am Ende, als er seine Braut in die Arme zog und sie so gründlich küsste, dass sie ihr Gebetsbuch fallen ließ, erschütterte kein Donnerhall die Mauern von St. George, auch wenn ein paar der älteren Damen ohnmächtig
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