Gezeiten der Sehnsucht - Feehan, C: Gezeiten der Sehnsucht - Dangerous Tides (4 - Libby)
Genau das denke ich. Wie sie an den Gurt rangekommen sind und was sie damit angestellt haben, weiß ich nicht, aber ich glaube nicht, dass es ein Unfall war. Und ich beginne
zu glauben, dass auf Jonas nicht zufällig gerade dann geschossen wurde, als er mit dem defekten Gurt auf dem Weg ins Labor war. Während alle bemüht waren, sein Leben zu retten, ist der Gurt aus seinem Wagen verschwunden.«
»Weshalb sollte jemand dir den Tod wünschen?«
»Es gibt einige Leute, denen ich auf die Zehen getreten bin, Libby. Ich wähle meine Worte nicht gerade vorsichtig, und ich habe auch keinerlei Verständnis für Idioten.«
»Du meinst Harry Jenkins.«
»Ich habe auch Edward Martinelli angerufen und ihm gesagt, er soll die Finger von dir lassen.«
»Das hast du doch nicht im Ernst getan?« Sie schüttelte den Kopf. »Aber du hattest den Unfall, bevor wir zusammengekommen sind.«
»Das stimmt nicht ganz.« Er nahm sie an der Hand und führte sie an den Straßenrand, damit sie sich hinsetzen konnten. Libby merkte es nicht, aber sie zitterte, und das kam wahrscheinlich nicht von der Kälte. Ty konnte bereits Lichter in der Ferne sehen, die in den Haarnadelkurven kurz auftauchten und gleich wieder verschwanden. »Ich habe dich in privaten Gesprächen mit Ed oft beiläufig erwähnt. Er musste wissen, dass ich an dir interessiert bin. Und mein Cousin Sam schuldet ihm eine Menge Geld. Sam spielt und hat anscheinend eine hohe Summe an Ed verloren. Ed hat ihm gedroht, aber das hat Sam mir erst kürzlich erzählt.«
»Sind seine Schulden so hoch, dass du sie nicht für ihn bezahlen kannst?«, fragte Libby.
»Nein. Ed weigert sich, das Geld anzunehmen. Er will, dass ich dich überrede – oder dass Sam es tut –, sich mit ihm zu unterhalten. Er sagt, er braucht deine Fachkenntnis und ihm ist mit niemand anderem als dir gedient.«
»Aber davon hast du mir kein Wort gesagt. Und Sam auch nicht.«
»Nein, zum Teufel, wir hatten auch nicht vor, es dir zu sagen.
Wir wollen nicht, dass du in die Nähe dieses Mistkerls kommst. Sam hat sich in Schwierigkeiten gebracht, und wenn es eine Frage von Geld ist, dann lässt sie sich auch mit Geld regeln. Ich habe es dir nur erzählt, damit du siehst, dass ich Ed vielleicht tatsächlich im Weg bin.«
»Aber weshalb denn?«
»Ed weiß, dass ich nie nachgebe, wenn man mich unter Druck setzt. Er kennt mich schon seit meiner Kindheit. Sam hält nicht lange durch, was er sich vornimmt. Dazu ist er viel zu inkonsequent. Wenn Ed die Wahl zwischen uns beiden hat, würde er sich Sam als Verhandlungspartner wünschen. Wenn ich mich einmal auf etwas versteift habe, bin ich nicht mehr davon abzubringen.« Er fuhr mit seiner Fingerspitze über ihren Handrücken. »Erschreckt dich das, Libby?«
»Nein. Mit diesem Wesenszug von dir kann ich umgehen, Tyson. Auch wenn du wieder mal den Überlegenen spielst.« Wie hätte sie sich vor ihm fürchten können, wenn er sie ansah, als sei sie die einzige Frau auf Erden. Seine Augen verschlangen sie bei lebendigem Leibe. In all den Jahren, seit sie ihn kennen gelernt hatte, hatte sie nie erlebt, dass er einen anderen Menschen so ansah – auch sie hatte er früher nie so angesehen.
Er beugte sich vor, um sie zu küssen. »Dein Mund macht mich verrückt. Wenn ich dieses kleine Schmollen sehe, das so sexy ist, will ich dich sofort küssen, bis du so heiß und feucht für mich bist, dass ich dich auf der Stelle nehmen kann oder, was noch besser wäre, zusehen kann, wie du diese Lippen sinnvoll benutzt.« Er strich sich über seine Jeans.
Sie versuchte, gegen die schwelende Glut anzukämpfen, die sich in ihrem Körper ausbreitete. »Du solltest dich jetzt lieber zusammenzureißen, die Hilfstruppen sind eingetroffen.«
Während der Wagen mit quietschenden Reifen anhielt, ging die Beifahrertür auf und Elle Drake sprang heraus, um sich Libby an den Hals zu werfen. Libby blieb kaum genug Zeit, um aufzustehen und sie aufzufangen. Tränen strömten über
Elles Gesicht. »Ich konnte dich nicht finden. Ich habe es versucht, Libby, aber ich konnte dich einfach nicht finden.«
»Mir fehlt nichts, Kleines. Es ist alles in Ordnung. Keinem von uns beiden ist viel passiert«, versuchte Libby sie zu beschwichtigen. »Es ist nicht deine Schuld, Elle.«
Sarah schlug die Fahrertür zu, rannte zu ihren Schwestern und schlang die Arme um beide. »Wir hatten solche Angst, Libby. Wir haben sogar versucht, das Mosaik zu befragen, aber wir konnten dich nicht finden.«
Ein zweites
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