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Gezeitengrab (German Edition)

Gezeitengrab (German Edition)

Titel: Gezeitengrab (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elly Griffiths
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Rezepte. Ihr solltet mal sehen, was ich mit einer Ochsenbrust anstelle.»
    «Meine Mutter hat immer Ochsenschwänze ausgekocht», erinnert sich Ruth. «Eigentlich ein Wunder, dass ich nicht Vegetarierin geworden bin.»
    «Eine gute Ochsenschwanzsuppe ist was Köstliches», sagt Craig. «Ich koch dir mal eine.»
    Einen Moment lang herrscht betretenes Schweigen. Ted blickt Ruth mit hochgezogenen Brauen über den Rand seines zweiten Pints hinweg an, und Ruth ist erleichtert, als ihr Handy klingelt. Sie geht zum Telefonieren nach draußen.
    Es ist Nelson. Endlich.
    «Du wolltest mich sprechen?» Er klingt besorgt.
    «Ich habe die Ergebnisse der Isotopenuntersuchung.»
    «Das ist alles?»
    «Was heißt hier: ‹Das ist alles›? Das ist wichtig. Die Untersuchungsergebnisse belegen, wo die Männer herkamen.»
    «Und woher kamen sie?»
    «Aus Deutschland.»

[zur Inhaltsübersicht]
    9
    Zurück zu Hause, studiert Nelson die Karte, die Ruth ihm gemailt hat und die erstaunlicherweise «Sauerstoffisotopenwerte im heutigen europäischen Trinkwasser» überschrieben ist. Als er die ganzen Kürzel endlich entschlüsselt hat, wird ihm klar, dass die von Ruth markierte Gegend nicht nur Deutschland, sondern auch Teile von Polen und Norwegen umfasst. Der Großteil des Gebiets liegt aber in Deutschland, was Ruths Vermutung einigermaßen plausibel erscheinen lässt. Es deutet also alles darauf hin, dass die sechs Männer, die in Broughton Sea’s End begraben lagen, deutsche Soldaten waren. Und es deutet alles darauf hin, dass sie jemand aus nächster Nähe erschossen und an einem Ort vergraben hat, wo sie ohne Küstenerosion vermutlich nie gefunden worden wären. Und das wiederum bedeutet, dass Archie Whitcliffe und seine Kollegen von Dad’s Army eine ganze Menge zu erklären haben. Der verheimlicht doch was. Ein Blutschwur! Geht’s noch?
    Er ruft bei Whitcliffe an, aber der geht natürlich nicht ans Telefon. Es ist schon nach sechs. Wahrscheinlich zieht Whitcliffe irgendwo um die Häuser. Soweit man in Norwich überhaupt um die Häuser ziehen kann. Whitcliffe ist nicht verheiratet, aber Nelson hat keine Ahnung, ob er schwul ist oder eher das, was seine Mutter als «Playboy» bezeichnen würde. Tony und Juan, die Inhaber von Michelles Friseursalon, kennen so ziemlich jeden Schwulen in ganz Norfolk, und Nelson hat Whitcliffe noch bei keiner ihrer Partys gesehen. Nicht dass er selbst oft zu diesen Partys geht. Das hat überhaupt nichts mit Schwulenfeindlichkeit zu tun, wie er Michelle immer wieder auseinandersetzt, sondern eher mit schlichter, altmodischer Menschenfeindlichkeit. Aber ob nun schwul oder hetero, Whitcliffes Leben außerhalb des Polizeireviers bleibt jedenfalls ein streng gehütetes Geheimnis. Er hat ein Studium absolviert, dann die höhere Laufbahn eingeschlagen und ist nie um das richtige Wort zur richtigen Zeit verlegen. Mit Nelson, der mit sechzehn auf die Polizeischule gegangen ist und sich eher als Macher sieht und nicht als Denker, hat er so gut wie nichts gemeinsam. Whitcliffe mag zwar in Norfolk geboren sein, aber für Nelson hat er eher etwas von einem Londoner: aalglatt und ein bisschen schlitzohrig, ein Typ mit roten Hosenträgern, der die Weinbars in der City unsicher macht. Doch der ehrgeizige Polizist Gerald Whitcliffe ist auch der Enkel eines Mannes, der im Krieg einen Blutschwur geleistet hat, um etwas zu schützen … Aber was? Oder wen?
    Nelson denkt immer noch über die Familie Whitcliffe nach, als Michelle von der Arbeit heimgeschwebt kommt. Inzwischen hat sie die Leitung ihres Salons übernommen, wo hauptsächlich Frauen verkehren, die den Vormittag beim Kaffeetrinken und den Nachmittag beim Shoppen verbringen. Die wenigen Male, die Nelson seine Frau bei der Arbeit besucht hat, musste er sich draußen zwischen glänzenden Landrovern und drinnen zwischen Designer-Einkaufstüten hindurchkämpfen. Aber immerhin verdient sie gutes Geld damit.
    Michelle kickt ihre Schuhe in die Ecke. Bei der Arbeit trägt sie immer hohe Absätze. Nelson findet das ganz richtig so. In Blackpool ziehen sich alle Frauen schön an, wenn sie zur Arbeit oder am Abend ausgehen. Aber im Süden ist sowieso alles anders. Hier dagegen schlurfen sogar seine eigenen Töchter zu jeder Tages- und Nachtzeit in diesen absurden Fellstiefeln herum. Und was Ruth angeht, kann er sich zwar nicht an ihre Schuhe erinnern, ist sich aber sicher, dass sie – anders als die Landrover – Spuren von Schlamm und harter Arbeit aufweisen.
    «Möchtest

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