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Gezinkt

Gezinkt

Titel: Gezinkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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hier, ob ich mich verrückt benehme.«
    Sloan schätzte, dass er den Burschen in vier bis fünf Minuten in einem Würgegriff auf dem Rücken haben könnte, aber das würde nicht ohne ernste Schäden an dem billigen Nippeskram im Haus abgehen. Und die Polizei würde kommen, und es würde alle möglichen Komplikationen geben.
    »Also, was ist?«
    »Nein, Sie kommen mir nicht verrückt vor.«
    »Das sagen Sie, weil Sie keinen Ärger wollen. Vielleicht haben Sie doch keine Verkäuferseele. Vielleicht haben Sie eine Lügnerseele...« Er rieb sich mit beiden Händen das Gesicht. »Mann, ich muss schon ein paar Liter geschwitzt haben.«
    Sloan spürte, wie der Mann die Beherrschung verlor. Er bemerkte einen Waffenschrank an der Wand mit zwei Gewehren darin. Er schätzte ab, wie schnell er ihn wohl erreichen konnte. War Bill dumm genug, eine nicht abgesperrte, geladene Waffe darin aufzubewahren? Wahrscheinlich.
    »Ich will Ihnen mal etwas sagen...«, begann Greg drohend und klopfte mit seinen stumpfen Fingern auf die schweißnasse Sessellehne.
    Es läutete an der Tür.
    Im ersten Moment rührte sich niemand. Dann stand Greg auf, ging zur Tür und öffnete sie.
    Ein stämmiger Mann mit langen Haaren stand im Eingang. »Hat hier jemand einen Abschleppwagen gerufen?«
    »Ja, ich.« Sloan stand auf. »Danke, dass ich das Telefon benutzen durfte«, sagte er zu Bill und Agnes.
    »Kein Problem.«
    »Wollen Sie bestimmt nicht bleiben? Ich könnte Abendessen machen. Bitte.« Die arme Frau war nun eindeutig verzweifelt.
    »Nein, ich muss mich auf den Weg machen.«
    »Ja«, sagte Greg. »Dave muss sich auf den Weg machen.«
    »Mann«, sagte der Fahrer. »Hier drin ist es ja heißer als draußen.«
    Wenn du wüsstest, dachte Sloan und ging die Treppe hinunter zu dem im Leerlauf wartenden Abschleppwagen.
     
    Der Fahrer wuchtete Sloans defekten Chevy mit der Winde auf die Ladefläche und kettete ihn fest, und dann stiegen die beiden Männer ins Führerhaus des Lkw. Sie fuhren in östlicher Richtung auf den Highway. Die Klimaanlage ratterte, und die kühle Luft war eine Wohltat.
    Das Funkgerät knisterte. Sloan verstand über dem Lärm der Klimaanlage nicht viel, aber der Fahrer beugte sich vor, um einer offenbar wichtigen Mitteilung zu lauschen. Als die Übertragung zu Ende war, sagte er: »Sie haben den Kerl noch immer nicht erwischt.«
    »Welchen Kerl?«, fragte Sloan.
    »Den Mörder. Der aus diesem Gefängnis knapp fünfzig Kilometer östlich von hier geflohen ist.«
    »Davon habe ich gar nichts gehört.«
    »Hoffentlich schafft es die Geschichte in American’s Most Wanted . Haben Sie die Sendung schon mal gesehen?«
    »Nein. Ich sehe nicht viel fern«, sagte Sloan.
    »Ich schon«, sagte der Fahrer. »Kann sehr lehrreich sein.«
    »Wer ist dieser Kerl?«
    »So eine Art Psychokiller. Wie in Das Schweigen der Lämmer . Wie sieht es mit Filmen aus, mögen Sie die?«
    »O ja«, sagte Sloan. »Das war ein guter Streifen.« Er blickte aus dem Fenster. »Wie ist der Kerl entkommen? Das Gefängnis ist doch streng gesichert, oder?«
    »Klar doch. Mein Bruder... äh, mein Bruder hatte einen Freund , der dort wegen Autodiebstahl saß. Rauer Laden. In den Nachrichten hieß es, dieser Killer habe sich im Gefängnishof aufgehalten und wegen der Hitze sei es zu einem Stromausfall gekommen. Vermutlich ging das Notstromaggregat auch nicht oder was, und die Lichter und der elektrische Zaun fielen fast eine Stunde lang aus, keine Ahnung. Als alles wieder funktioniert hat, war er weg.«
    Sloan fröstelte, da die kalte Luft seine durchgeschwitzten Sachen kühlte. »Sagen Sie«, fragte er, »kennen Sie diese Familie, wo Sie mich abgeholt haben?«
    »Nein. Hier komme ich nicht oft heraus.«
    Sie fuhren zwanzig Minuten weiter. Sloan sah eine Reihe blinkender Lichter ein Stück voraus.
    »Eine Straßensperre«, sagte der Fahrer. »Wahrscheinlich suchen sie nach diesem Ausbrecher.«
    Sloan sah zwei Polizeiautos. Zwei uniformierte Beamte winkten die vorbeikommenden Autos an den Straßenrand.
    »Wenn wir an die Sperre kommen«, sagte Sloan, »dann halten Sie bitte an der Seite. Ich will mit einem Polizisten reden.«
    »Wird gemacht, Mister.«
    Als sie angehalten hatten, stieg Sloan aus und teilte dem Fahrer mit, er würde in einer Minute zurück sein. Dann atmete er tief ein, aber keine Luft schien in seine Lungen zu gelangen. Seine Brust schmerzte wieder.
    Einer der Beamten blickte zu Sloan. Der kräftige Mann, dessen braunes Hemd dunkel war vor Schweiß, ging

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