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Gezinkt

Gezinkt

Titel: Gezinkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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Patricia Cabot nicht getötet haben. Dass Sie vollkommen unschuldig sind. Sie wurden hereingelegt. Es ist alles ein schrecklicher Irrtum, Sie waren nur zufällig am Tatort.«
    »Ich...«
    »Nein, Jerry, es ist kein Irrtum.«
    Pilsett sah Lescroix voll Unbehagen an, und genauso wollte der Anwalt angesehen werden. Er war eine Naturgewalt, ein Phänomen. Kein Staatsanwalt konnte es mit ihm aufnehmen, kein Klient verkaufte ihn je für dumm.
    »Vor zwei Monaten – am 2. Juni – wurden Sie von Charles Arnold Cabot angeheuert, damit Sie seinen Rasen mähten und einen Stoß verfaultes Brennholz abtransportierten, das vor seinem Haus in Bentana lagerte, der vornehmsten Gegend in Hamilton. Er hatte Sie früher schon einige Male beschäftigt, und Sie mochten ihn eigentlich nicht – Cabot ist so ein richtig feiner Pinkel -, aber natürlich machten Sie die Arbeit und nahmen die fünfzig Dollar, die er Ihnen dafür versprochen hatte. Er gab Ihnen kein Trinkgeld. Sie haben sich an diesem Abend dann betrunken, und je mehr Sie tranken, desto wütender wurden Sie, weil Ihnen einfiel, dass er Ihnen eigentlich nie genug bezahlte – auch wenn Sie nie um mehr feilschten und jedes Mal zur Stelle waren, wenn er Sie anrief.«
    »Warten...«
    »Psst. Am nächsten Tag, als Cabot und seine Frau unterwegs waren, waren Sie immer noch betrunken und immer noch wütend. Sie brachen in das Haus ein, und während Sie gerade die Lautsprecherkabel ihrer zweitausend Dollar teuren Stereoanlage durchtrennten, kam Patricia Cabot unerwartet nach Hause zurück. Sie hat Ihnen einen Heidenschreck eingejagt, und Sie schlugen ihr mit dem Hammer auf den Kopf, mit dem Sie die Tür zwischen Garage und Küche aufgebrochen hatten. Sie war bewusstlos. Aber Sie haben sie nicht getötet. Sie fesselten sie. Überlegten, sie später vielleicht zu vergewaltigen... lassen Sie mich ausreden. Sie überlegten sich also, sie später vielleicht zu vergewaltigen. Sehen Sie mich nicht so an, Jerry. Sie war vierunddreißig, sehr attraktiv und bewusstlos. Und schauen Sie sich an. Haben Sie eine Freundin? Ich bezweifle es.
    Dann erschraken Sie plötzlich. Die Frau kam zu sich und begann zu schreien. Sie brachten die Sache mit dem Hammer zu Ende und rannten zur Tür hinaus. Der Ehemann sah Sie im Eingang mit dem blutigen Hammer, der Stereoanlage und ihrer CD-Sammlung unter dem Arm. Er rief die Polizei, und die nagelte Sie fest. Hat es sich in etwa so abgespielt?«
    »Ich hab nicht die ganzen CDs genommen. Die von Michael Bolton hab ich liegengelassen.«
    »Versuchen Sie mir nie wieder witzig zu kommen, Jerry.«
    Pilsett schnippte sich erneut ans Ohrläppchen. »Ja, so isses ungefähr abgelaufen.«
    »Also gut, Jerry. Hören Sie zu. Das ist eine kleine Stadt hier, und die Leute sind reichlich dumm. Ich halte mich für den besten Strafverteidiger im Lande, aber dieser Fall ist glasklar. Sie waren es, jeder weiß, dass Sie es waren, und alle Indizien sprechen gegen Sie. Es gibt keine Todesstrafe in diesem Bundesstaat, aber sie sind verdammt großzügig, wenn es darum geht, ein Lebenslänglich ohne Chance auf Begnadigung auszusprechen. So. Das ist die Zukunft, der Sie entgegensehen.«
    »Ja. Und wissen Sie, was mir das sagt? Dass Sie derjenige sind, der in dieser Situation nicht verlieren kann.«
    Vielleicht waren sie doch nicht so dumm in Hamilton, wie er gedacht hatte.
    »Sie kommen den weiten Weg von New York hierher«, fuhr der junge Mann fort. »Sie machen den Prozess und verschwinden wieder. Wenn Sie mich raushauen, sind Sie eine Berühmtheit, Sie kriegen Ihr Geld und werden bei Oprah oder so was eingeladen, weil Sie einen hoffnungslosen Fall gewonnen haben. Und wenn Sie verlieren, kriegen Sie Ihr Geld, und keiner schert sich was drum, weil ich eingebuchtet werde, wie ich’s verdient hab.«
    Lescroix musste grinsen. »Jerry, Jerry. Das ist ein Grund, warum ich diesen Job so liebe. Keine Scharaden zwischen uns.«
    »Was sind Scharaden?«
    »Spielt keine Rolle.«
    »Ich habe’ne Frage.« Er runzelte die Stirn.
    Lass dir Zeit ...
    »Angenommen, Sie hau’n mich raus. Können die mich dann noch mal belangen?«
    »Nein. Man kann nicht zweimal wegen der gleichen Sache vor Gericht gestellt werden. Das ist das Tolle an diesem Land. Wenn eine Jury Sie für unschuldig erklärt hat, sind Sie frei, und der Staatsanwalt kann nicht mehr das Geringste machen... Jetzt kommen Sie – werden Sie mich engagieren und diesen Goodwin in die juristische Bibliothek zurückschicken, wo er

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