Ghost Dusters 01 - Die Geisterfeger
der Chirurgie«, sagte Sadie nach dem Gespräch zu Zack. »Ich würde sie gern besuchen.«
»Das ist keine gute Idee.« Er deutete auf den Rest von Sadies Sandwich, und sie gab ihm mit einem Nicken zu verstehen, dass er es aufessen durfte.
»Warum nicht? Ich bring ihr ein paar Blumen und schaue kurz, wie es ihr geht.«
»Du weißt doch schon, wie es ihr geht. Petrovich hat es dir grade gesagt. Besuch sie nicht. Schick ihr die Blumen lieber.«
Sadie stützte den Kopf auf die Hände.
»Ich hab so ein schlechtes Gewissen.«
»Warum? Du hast doch nicht auf sie geschossen.«
Sadie wollte eigentlich etwas darauf erwidern, doch mit einem Mann, der einen Klecks Senf im Mundwinkel hatte und sein altes Polizistengehabe aufgelegt hatte, ließ sich nicht vernünftig reden. So viel war ihr klar.
»In dieser Gegend bin ich das erste Mal Streife gegangen«, erzählte Zack in einer ungewöhnlich nostalgischen Rückschau auf sein früheres Leben. Vielleicht wollte er aber auch nur das Thema wechseln. »Mann, was hatten wir für einen Ärger mit den asiatischen Gangs. Das größte Problem war, dass viele der älteren Chinesen derart zugeknöpft waren, dass sie nie Anzeige erstatten wollten.«
Sadie hörte kaum zu. Stattdessen scrollte sie die gespeicherten Nummern auf ihrem Handy durch und drückte auf die Wähltaste.
»Wen rufst du jetzt an?«
»Kent Lasko.«
Zack wollte etwas sagen, doch anscheinend hatte es ihm vor ungläubigem Erstaunen die Stimme verschlagen, denn er brachte keinen Ton heraus. Er machte den Mund wieder zu und wischte sich schweigend den Senf aus dem Mundwinkel. Stirnrunzelnd warf er Sadie einen vernichtenden Blick zu.
»Er ist nicht zu Hause«, sagte Sadie. Das hielt sie jedoch nicht davon ab, als Nächstes in dem Immobilienbüro anzurufen. Wie zuvor schon wurde ihr erklärt, dass Mr. Lasko verreist
sei, aber ein anderer Mitarbeiter sich gern um Ihre Belange kümmern werde. Im Büro schien niemand zu wissen, wann er zurückkommen wollte und wie man ihn erreichen konnte.
Mit saurer Miene steckte Sadie das Handy wieder in ihre Tasche.
»Hat Petrovich dir nicht gesagt, dass Kent ein felsenfestes Alibi hat?«
»Aber nicht für den Zeitpunkt, als die Diamantbrosche in meiner Manteltasche verschwand«, erwiderte Sadie bissig. »Und wir wissen beide, dass er nicht unbedingt hier gewesen sein musste, als die Schüsse auf mein Haus abgegeben wurden. Er könnte jemanden beauftragt haben.«
»Überlass die Nachforschungen der Polizei«, sagte Zack und kippte den Rest seiner Cola hinunter. »Konzentrier dich einfach auf was anderes.« Er beugte sich vor und flüsterte: »Wie wär’s, wenn du an dieses himbeerrote Gel denkst, das ganz warm wird, wenn man draufbläst?«
»Sei bitte ernst.«
»Ich bin todernst«, erwiderte Zack. »Okay, wenn dir das nicht zusagt, dann könntest du ja ein paar Handwerker anrufen und herausfinden, wer bereit wäre, einen anderen Job sausen zu lassen, um stattdessen einen Sexshop zu renovieren.«
Sadie grinste. »Was du sagst, hat manches für sich. Mit dem Köder könnten wir tatsächlich schneller jemanden kriegen.«
Sie rief die Firmen an, mit denen sie schon früher zusammengearbeitet hatte, aber leider gab es unter den Renovierern nicht so viele Voyeure wie erwartet. Eine Firma bot an, den Auftrag in der nächsten Woche zu erledigen. Niemand
war allerdings bereit, einen Job zu unterbrechen, nur um mal zwischen lauter Dildos und pinkfarbenen pelzbesetzten Handschellen zu arbeiten.
»Bart wird sauer sein«, bemerkte Sadie.
»Ja, aber der geht sowieso wegen jeder Kleinigkeit in die Luft.«
Zack behielt recht. Als sie zu dem Sexshop zurückkamen, schaute Bart aus dem Fenster im ersten Stock und warf ihnen zornige Blicke zu. Kaum hatten Sadie und Zack sich wieder an die Arbeit gemacht, tauchte auch Mr. Woo senior wieder auf, lief in den Gängen auf und ab und murmelte auf Chinesisch vor sich hin. Sadie wünschte, sie hätte ihren iPod mitgenommen, um seine Stimme zu übertönen.
Mr. Woo hatte vermutlich hinter einer großen Glasvitrine gestanden, als auf ihn geschossen wurde, denn ihr fehlte jetzt der obere Teil, und überall lagen Glassplitter herum. Zudem stießen sie bei ihrer Arbeit auf ein seltsam fluoreszierendes Gummimaterial. Offenbar hielten Vibratoren Schüssen ebenso wenig stand wie Menschen.
Sadie und Zack füllten fast ein Dutzend Abfallbehälter mit beschmutzten Waren und Regalbrettern. Jedes Mal, wenn Sadie wieder ein paar Vibratoren in Tierform
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