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Ghost Street

Ghost Street

Titel: Ghost Street Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josh Ericson
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ordentlich die Meinung, das kommt viel besser. Diese zickigen Püppchen gehen mir sowieso auf die Nerven. In Chicago hab ich mal einer Kaffee über die Frisur geschüttet.«
    »Jetzt wundert mich nichts mehr. Wahrscheinlich bist du deshalb aus Chicago geflohen, weil man dich sonst geteert und gefedert hätte. Stimmt’s?«
    Sie ersparte sich eine Antwort und stieg aus. Ohne auf Harmon zu warten, der wie meist einige Schritte hinter ihr blieb, ging sie über den Parkplatz. Ihren Wagen ließ sie unverschlossen, auf dem Parkplatz des Polizeireviers klaute niemand ein Auto.
    Melinda Stone wartete bereits mit gezücktem Mikrofon auf sie, ihr Kameramann schulterte sein schweres Gerät und nahm sie ins Visier. »Detective McAvoy, nur ein paar Fragen, bitte …«
    Jenn hätte der Reporterin am liebsten das Mikrofon aus der Hand geschlagen. Doch ein solches Vorgehen hätte sich vor den Fenstern des Polizeireviers schlecht gemacht, zumal wenn Melinda Stone die Aufnahmen auch noch in den Nachrichten zeigen würde, und Jenn wollte nicht schon wieder umziehen, es reichte schließlich, dass sie Chicago gegen den tiefsten Süden eingetauscht hatte. Dochsie wollte auch nicht wortlos an der Reporterin vorbeimarschieren. »Ich habe wenig Zeit, Miss Stone.«
    Die Reporterin setzte ihre Fernsehmiene auf und legte los: »Detective McAvoy, Sie und Ihr Partner kehren gerade aus dem Georgia State Prison in Reidsville zurück. Sie haben den achtzigjährigen Jeremy Hamilton verhört, ein ehemaliges Mitglied des Ku-Klux-Klan. Er wurde für die Ermordung von Helen Rydell zu einer lebenslänglichen Haftstrafe verurteilt. Heute Morgen wurde Angela Rydell, die Tochter des damaligen Opfers, auf die gleiche Weise ermordet. Hat Jeremy Hamilton etwas mit diesem Mord zu tun, Detective McAvoy?«
    Jenn hörte sich die lange Einführung der Reporterin geduldig an. Nur wer sie gut kannte, hätte an ihren leicht geröteten Wangen erkannt, wie sehr sie die Worte in Rage brachten. Doch statt sich ihren Zorn anmerken zu lassen, zeigte sie ein süffisantes Lächeln. »Ich weiß, dass Sie Ihren Zuschauern knackige Sensationen liefern wollen und es am liebsten hätten, wenn mich Hamilton im Verhörraum vergewaltigt hätte. Aber dazu kam es nicht. Gott sei Dank, wie ich hinzufügen möchte. Ansonsten bin ich … sind wir nicht bereit, Ihnen alle paar Stunden einen Bericht über den aktuellen Stand unserer Ermittlungen zu geben. Nur so viel: Bisher ist nicht erwiesen, ob eine Nachfolge-Organisation des Ku-Klux-Klan oder ein gewöhnlicher Killer, der lediglich auf sich aufmerksam machen will, für den Mord an Angela Rydell verantwortlich sind. Und nein, wir haben noch keine Verhaftung vorgenommen. Wir ermitteln erst seit ein paar Stunden, Miss Stone, was erwarten Sie von uns? Dass wir zaubern so wie die Cops im Fernsehen? Zugegeben, wenn Sie und Ihr Kameramann uns nicht dauernd im Weg stehen würden, kämen wir vielleicht schneller voran. Warum berichten Sie nicht über den kleinen Eisbärenim Zoo? Oder die Mutter mit den acht Kindern oder sonst etwas in der Preislage? Die Storys kommen doch immer gut an. Und so ein kuscheliger Eisbär oder ein blondes Prinzesschen aus dem Kinderheim sehen auch noch besser aus als wir zwei. Hab ich recht, Harmon?«
    Harmon wusste nicht, was er sagen sollte, und blickte verlegen zu Boden.
    »Klar hab ich recht.« Sie sah die Reporterin herausfordernd an. »War’s das, Miss Stone? Oder kommt noch was? Nein? Na, dann würde ich vorschlagen, dass Sie Ihre Siebensachen zusammenpacken und weiterziehen. Sobald wir Ergebnisse haben, erfahren Sie es als Erste.« Ihr süffisantes Lächeln und der spöttische Ton verrieten, dass genau das Gegenteil der Fall sein würde. »Wenn Sie uns jetzt bitte entschuldigen wollen, Miss.«
    Sie ließ die Reporterin und ihren Kameramann stehen und eilte zum Eingang, dicht gefolgt von Harmon, der lieber vor Erschöpfung schnaufte, als selbst befragt zu werden. Im Aufzug kam er langsam wieder zu Atem.
    »Ich hatte schon Angst, du würdest mit ihr das Gleiche machen wie mit den Jungs heute früh«, sagte er. »Oder ihr zumindest eine reinhauen.«
    Sie lächelte. »Hätte gut sein können. Ich war gerade in der richtigen Stimmung. Verlogenes Fernsehpack!«
    »Schlechte Erfahrungen?«
    »Mehr als genug.«
    Sie steuerten das Büro des Lieutenants an und sahen ihn durch die Glastür seines Büros am Fenster stehen. Er hatte alles mit angesehen.
    »Haben Sie Melinda als räudige Katze beschimpft? Als stinkende

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