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Ghost Street

Ghost Street

Titel: Ghost Street Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josh Ericson
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anderen Fall besuchte und ihr Chef einen Termin mit einem Politiker hatte. Als Bezirksstaatsanwalt, der vom Volk gewählt wurde, musste man auch solche Verbindungen knüpfen und pflegen. Ein Grund, warum sie sehr zufrieden mit ihrem derzeitigen Job war und keinen Ehrgeiz hatte, einmal aufzusteigen.
    Vor lauter Nachdenken hatte sie nicht daran gedacht, sich eine heiße Schokolade von Starbucks mitzunehmen, wie sie es fast jeden Morgen tat, und gab sich stattdessen mit einem Milchkaffee aus dem Automaten zufrieden. Sie setzte sich an ihren Schreibtisch und fuhr den Computer hoch.
    Doch anstatt einige Dateien aufzurufen und an der Statistik zu arbeiten, die ihr Chef haben wollte, gab sie den Namen »David Bolton« in die Internetsuchmaschine ein. Es gab mehrere Männer mit diesem Namen, einen Musiker, einen Sportler und einen Erfinder, der bereits im 19. Jahrhundert gelebt hatte, aber dann tauchte plötzlich ein Foto von ihrem David auf, von dem Mann, den sie vor zwei Tagen beinahe überfahren hatte, und sie starrte wie gebannt auf den Monitor. Das Bild gehörte zu einem Bericht aus der Liberty County News , einer kleinen Wochenzeitung, die es längst nicht mehr gab, und stammte vom 26. August 1972. Die Überschrift lautete: »Reporter stirbt bei tragischem Unfall.«
    Ungläubig las sie den Artikel: »David Bolton, unser junger und aufstrebender Reporter, ist tot. Er starb bei einem tragischen Unfall, der sich gestern Nacht um kurz nach dreiundzwanzig Uhr auf dem Highway 84 südlich von Hinesville ereignete. Bolton hatte die Landmesse in Hinesville besucht und war auf dem Rückweg ins heimatliche Allenhurst, als er die Kontrolle über seinen Wagen verlor und ungebremst gegen einen Baum raste. Er war auf der Stelle tot. Wie der Gerichtsmediziner feststellte, hatte er keinen Alkohol im Blut. Die Polizei vermutet, dass die Bremsen seines 63er-Pontiac versagten. Ein Fremdeinwirken schlossen die Beamten aus.«
    Alessa nippte an dem Kaffee und verzog das Gesicht. Er war noch schlechter, als sie ihn in Erinnerung hatte. Gebannt las sie weiter: »David Bolton sorgte bereits als junger Reporter für einiges Aufsehen, als er sich während des Freiheitskampfes der schwarzen Bevölkerung unter Martin Luther King für eine gerechtere Behandlung der Schwarzen einsetzte. Noch deutlich wurde er in Artikeln, die er auf Flugblättern verbreiten ließ, weil es auch einer Zeitungwie der Liberty County News damals nicht gestattet war, solche extremen Meinungen abzudrucken. In diesen Artikeln setzte er sich für die Verurteilung von Jeremy Hamilton und anderer führender Mitglieder des Ku-Klux-Klan ein. Jeremy Hamilton, der aus Mangel an Beweisen niemals angeklagt wurde, tat ihn als ›jungen Spinner‹ ab und beteuerte, nichts mit dem Tod unseres Reporters zu tun zu haben. Er sei zum Zeitpunkt der Tat auf der Hochzeit eines Freundes gewesen. Seine Frau und mehrere Hochzeitsgäste bestätigten sein Alibi. Möglich erscheint jedoch, dass David Bolton aus persönlichen Gründen in den Tod raste. Seine Eltern verrieten, er sei unglücklich in eine junge Frau aus Savannah verliebt gewesen. Die Identität der Freundin wollten sie nicht preisgeben. Ungeachtet aller Theorien bedauern wir von der Liberty County News den Tod eines verantwortungsvollen Mitarbeiters und wünschen seinen Eltern die Kraft, diesen großen Verlust zu überwinden.«
    Alessa las den Artikel mehrere Male und schüttelte ungläubig den Kopf. David Bolton, ihr David, war seit über dreißig Jahren tot! Er hatte sich als junger Reporter für die Gleichberechtigung der Schwarzen und eine Verhaftung und Verurteilung führender Klansmänner eingesetzt. Ein riskantes Unternehmen, das einem damals fast den sicheren Tod einbrachte, auch noch im August 1972. Sie war sicher, dass der Klan hinter seinem Unfall steckte. Vielleicht hatte die Polizei den Klansmännern sogar geholfen, auch das hatte es damals gegeben. Einige Polizisten waren sogar Mitglieder des gefürchteten Geheimbunds gewesen.
    Sie starrte auf das Foto des jungen Mannes, das neben dem Artikel stand, und konnte es nicht fassen. David Bolton war aus seinem Grab gekommen, um sich mit ihr zu treffen. Sein Geist fand keine Ruhe, wollte helfen, neue Verbrechen des Klans zu verhindern.
    Sie hatte sich in einen Toten verliebt, einen Mann aus dem Jenseits!
    Ungeduldig forschte sie weiter nach seinen Spuren. Im Forum einer Baptistenkirche fand sie die Abschrift eines Artikels, in dem er über den gewaltsamen Tod von Martin Luther

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