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Ghost Street

Ghost Street

Titel: Ghost Street Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josh Ericson
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muss das große Ganze im Auge behalten. Wir stochern in den Niederungen herum. Wenn wir was rausfinden, sagen wir’s ihm. So hab ich’s immer gehalten …«
    »Bist du deshalb aus Chicago weg?«, fragte er und bereute es gleich wieder. »Okay, okay, das geht mich gar nichts an. Hab schon verstanden.«
    Sie fuhren eine Weile schweigend weiter, dann versuchte es Harmon noch einmal: »Sunflower will über alles informiert werden, hat er beim Meeting extra gesagt. Ich habe eine Frau und zwei Kinder … wenn ich den Job verliere, kriege ich keine Pension, und meine Frau verschwindet mit den Kleinen …«
    »Wenn sie das tut, hat sie’s auch nicht anders verdient«, erwiderte Jenn trocken. »Stell dich nicht so an, Harmon.«
    Er deutete eine hilflose Geste mit den Händen an. »Ich komm eben nicht aus Chicago. Ich bin aus der Provinz.«
    »Und genau dahin wollen wir.«
    Bis nach Claxton brauchten sie eine knappe Stunde. Sie erreichten den Ort um kurz nach vier am Nachmittag, ein verträumtes Nest inmitten ausgedehnter Wälder, nur wenige Meilen von der Interstate entfernt. Die Seniorenresidenz lag auf einem Hügel am Waldrand.
    »Wie eine Residenz sieht das nicht aus«, bemerkte Harmon beim Anblick des unscheinbaren Gebäudes. »Eher wie ein Krankenhaus aus den Sechzigern.«
    Sie parkten neben dem Eingang und gingen zur Anmeldung. Die Dame am Empfang war nur unwesentlich jünger als die Bewohner der Seniorenresidenz. Sie fiel beinahe in Ohnmacht, als sie ihre Ausweise sah.
    »Wir würden gern mit Mrs Florence Hawkley sprechen«, sagte Jenn höflich. »Nur eine Routinesache, Ma’am.«
    Die Empfangsdame musste nicht lange überlegen. »Flo ist nicht hier. Ich glaube, sie ist zu ihrer Nichte nach Savannah gefahren. Das tut sie öfter mal, wenn ihr die Decke auf den Kopf fällt, so alle drei Wochen. Sie bleibt meist über Nacht dort. Kommen Sie morgen wieder. Sie bleibt nur einen Tag, dann bekommt sie Sehnsucht nach unserem schönen Heim.«
    »Ist sie mit dem Bus gefahren?«
    »Natürlich.« Die Haare der Empfangsdame schimmerten lila. »Flo fährt gern mit dem Bus. Als sie jung war, durften die Schwarzen nur hinten sitzen, deshalb setzt sie sich jetzt immer hinter den Fahrer. Sie genießt das richtig.« Sie lächelte versonnen. »Sie nimmt immer den gleichen Bus, den um kurz nach vier. Der dürfte schon weg sein. Aber wenn es wichtig ist, können Sie ihr ja hinterherfahren.« Sie beugte sich nach vorn. »Um was geht es denn, Detective? Ist sie Zeugin in einem Mordfall?«
    »Wir würden nur mal gerne mit ihr sprechen.« Jenn ging bereits zum Ausgang. »Vielen Dank für die Auskunft.«
    Beinahe gleichzeitig stiegen sie in den Wagen. »Das wird knapp«, sagte Jenn, während sie das Warnlicht aufs Dach pflanzte und die Sirene einschaltete.
    Mit Vollgas raste sie durch den verschlafenen Ort und zum Highway zurück. Sie war eine gute Fahrerin und ließ sich nicht einmal durch einen Traktor, der mit einem Anhänger voller Kartoffeln über die Straße zuckelte, aus der Ruhe bringen. Die Hände locker auf dem Lenkrad, überholte sie.
    Harmon hielt sich mit beiden Händen fest. »Du hast vielleicht Nerven!«
    Auf dem Highway war so wenig los, dass sie die Sirene abstellen konnte. Sie zog ihre Pistole aus dem Gürtelhalfter, steuerte mit den Knien weiter und überprüfte das Magazin. Zufrieden steckte sie die Waffe zurück.
    Harmon seufzte erleichtert, als sie die Hände wieder am Lenkrad hatte. »Was hast du vor?«, fragte er. »Du glaubst doch nicht, dass der Killer die alte Frau genauso töten will wie damals den Studenten. Mit vermummten Klansmännern einen Bus anhalten, die anderen Passagiere vertreiben und ihn mit der alten Dame in die Luft sprengen, das kriegt er doch niemals hin.«
    »Bis jetzt hat’s aber geklappt.« Sie überholte einen Truck und fuhr auf die rechte Spur zurück. Ihr Tacho zeigte achtzig Meilen. »Beim Lynchmord hatte er sechs Klansmänner dabei. Warum sollte er das nicht wieder schaffen? Der Dreckskerl zieht sein Ding durch. Ich glaube, dem wäre es sogar egal, wenn die CIA hinter ihm her wäre. Du weißt doch, wie Fanatiker sind.«
    »Und warum rufst du dann nicht die Zentrale? Sollen wir zu zweit gegen eine Bande fanatischer Klansmänner antreten? Die sind garantiert bewaffnet. Fordere Verstärkung an, Jenn!«
    »Noch nicht«, erwiderte sie. »Nicht, dass wir die Kavallerie antanzen lassen, und hier ist gar nichts los. Und überhaupt … mit sieben Klansmännern werden wir auch alleine fertig.« Ein

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