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Ghost

Titel: Ghost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Harris
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altem Haus an der Lambert’s Cove Road, das Bill und Hillary immer so gemocht hatten, von dem aber jetzt nur noch die Kamine übrig wären, aber weiter hörte ich schon gar nicht mehr zu. Ich hatte den Eindruck, als hätte der Regen etwas nachgelassen. Ich wollte so schnell wie möglich weiter und unterbrach ihn.
    »Könnten Sie mir sagen, wie ich von hier zu Mrs Wurmbrands Haus komme?«
    »Klar«, sagte er. »Macht aber nicht viel Sinn, wenn Sie da jetzt vorbeischauen.«
    »Warum?«
    »Weil sie letzte Woche die Treppe runtergefallen ist. Liegt seitdem im Koma. Arme Annabeth. Ted meint, dass sie nicht mehr zu Bewusstsein kommt. Wieder eine von uns weniger. He, wohin denn so ... ?« Aber da war ich schon die halbe Verandatreppe hinuntergesprungen.
    »Danke für das trockene Plätzchen«, rief ich ihm über die Schulter zu, »und den kleinen Plausch. Ich muss weiter.«
    Er sah unter seinem tropfenden Dach und den Stars and Stripes, die wie ein Putzlappen an dem glänzenden Flaggenmast hingen, so einsam und verlassen aus, dass ich fast wieder umgekehrt wäre.
    »Sagen Sie Ihrem Mr Lang, er soll sich nicht unterkriegen lassen!« Dann salutierte er mit zitternder Hand und winkte mir hinterher. »Passen Sie auf sich auf.«
    Ich hob mein Rad auf, schwang mich in den Sattel und folgte dem Weg weiter, der hinunter zur Bucht führte. Den Regen spürte ich nicht mehr. Nach etwa einer Viertelmeile sah ich auf einer Lichtung ein flaches, großes Haus, das an einem See dicht hinter den Dünen lag. Es war mit Stacheldraht umzäunt, an dem unscheinbare Schilder mit der Aufschrift PRIVATBESITZ hingen. Trotz des durch den Sturm verdunkelten Himmels brannte kein Licht im Haus. Das musste das Anwesen der im Koma liegenden Witwe sein. Konnte das stimmen? Hatte sie wirklich Lichter gesehen? Eines war sicher: Von den Fenstern im oberen Stock hatte man einen guten Blick auf den Strand. Ich lehnte das Fahrrad an einen Busch und krabbelte auf allen vieren den schmalen Pfad, der sich durch einen kränklich gelben Pflanzenteppich und glitzrig grünes Farngebüsch schlängelte, die Düne hinauf. Oben angekommen, schien der Wind mich zurückschlagen zu wollen, als wäre auch diese Anhöhe Privatbesitz und unbefugtes Betreten verboten.
    Vom Haus des alten Mannes hatte ich einen flüchtigen Blick auf das werfen können, was jenseits der Dünen lag, und auf dem Weg nach unten war das Donnern der Brandung immer lauter geworden. Trotzdem empfand ich die Aussicht, die sich plötzlich vor mir auftat, als Schock – die nahtlos graue Erdhalbkugel aus dahinjagenden Wolken und wogendem Ozean, die donnernden Wellen, die in einer einzigen wütenden, nie abreißenden Detonation auf den Strand schlugen. Die flache Sandküste beschrieb nach rechts einen etwa eine Meile langen Bogen, der in der vorspringenden, im Gischt verschwimmenden Felsnase Makonikey Head endete. Ich wischte mir den Regen aus den Augen, um besser sehen zu können. Ich stellte mir vor, wie McAra allein auf diesem riesigen Uferstreifen lag – mit dem Gesicht nach unten, voll von Salzwasser, die billigen Wintersachen steif vor Salz und Kälte. Ich stellte mir vor, wie er aus dem bleichen Dämmerlicht aufgetaucht war, wie ihn die Strömung aus dem Vineyard Sound hierher getrieben hatte, wie seine großen Füße über den Sand schrappten, wie er wieder hinausgezogen wurde, wieder zurückschwappte und langsam immer höher auf den Strand gespült wurde, bis er schließlich liegen blieb. Und dann stellte ich mir vor, wie er aus einem kleinen Dingi ins Wasser gekippt und von Männern mit Taschenlampen ans Ufer gezerrt worden war, Männern, die ein paar Tage später zurückgekehrt waren und eine redselige alte Zeugin von der Treppe ihres Designerhauses gestürzt hatten.
    Ein paar Hundert Meter von mir entfernt tauchten aus den Dünen auf einmal zwei Gestalten auf, dunkel, winzig und zerbrechlich inmitten der wütenden Natur. Sie blieben kurz stehen und gingen dann in meine Richtung weiter. Ich schaute in die entgegengesetzte Richtung. Von den Wellenkämmen peitschte der Wind Wasserfontänen auf, die wie die wässrigen Konturen einer Invasionsarmee den Strand hinaufschwappten, es bis zur Hälfte schafften und dann versickerten.
    Während ich mich leicht schwankend gegen den Wind stemmte, ging mir durch den Kopf, dass ich die neuen Informationen einem Journalisten erzählen sollte: irgendeinem hartnäckigen Reporter von der Washington Post, einem noblen Erben der Traditionen von Woodward und

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