Ghostwalker 01 - Ghostwalker 01
Kopfschmerzen?“
Isabel wollte nicken, überlegte es sich dann aber anders. „Hin und wieder. Ich war deswegen in Los Angeles beim Arzt, aber er hat nichts gefunden.“ Sie hob die Schultern. „Migräne, sagt er.“
„Das ist schlimm, Schatz. Ich wünschte, ich könnte dir irgendwie helfen.“
Isabels Gefühle waren eine Mischung aus Entsetzen, Verwirrung und schlechtem Gewissen, weil sie ihrem Vater etwas vorspielte. Es fiel ihr schwer, nichts davon zu zeigen, als sie antwortete. „Es hilft mir schon, dass ich hier Ruhe finde. Los Angeles ist so unruhig und hat die Migräne nur verstärkt.“
Henry stieß ein Lachen aus. „Ruhe gibt es hier genug, es ist geradezu langweilig für ein junges Mädchen wie dich. Du suchst bestimmt eine Möglichkeit, dich irgendwie zu beschäftigen.“
Unruhe kam in Isabel auf. Sie wusste nicht, worauf ihr Vater hinauswollte, aber sie hatte das Gefühl, dass er auf etwas anspielte. Sie erbleichte, als ihr der Gedanke kam, er könnte wissen, dass sie im Keller gewesen war. Es kostete ihre gesamte Kraft, ruhig zu antworten. „Wie gesagt, ich freue mich über die Ruhe und habe etliche Bücher dabei, die ich lesen will. Außerdem hast du hier ja auch einen Fernseher. Und dann möchte ich mir die fantastische Landschaft ansehen.“
Ihr Vater sah sie so lange schweigend an, bis sie schon dachte, er würde ihre lahme Erklärung nicht gelten lassen, doch zu ihrer Überraschung nickte er. „Ich sollte auch viel öfter aus dem Büro herauskommen. Du weißt ja, wie das ist, wenn ich mitten in einer Forschungsarbeit stecke. Dann tue ich kaum etwas anderes.“
Was wollte er ihr damit sagen? Dass er öfter weg sein würde – oder dass er etwas mit ihr unternehmen wollte? Hoffentlich Ersteres, denn wenn sie nach wenigen Minuten Unterhaltung bereits so fertig war, mochte sie sich gemeinsame Spaziergänge mit ihm lieber gar nicht vorstellen. „Das Leben besteht nicht nur aus Arbeit, es ist auch wichtig, sich zu erholen“, bemerkte sie in einem bemüht neutralen Ton.
„Ja, ich gebe zu, das habe ich schon länger vernachlässigt. Aber das wird sich nun ändern. Ich hoffe, es macht dir nichts aus, wenn ich ab und zu mal wegfahre und dich hier alleine lasse.“
Isabel bemühte sich, ihre Erleichterung nicht zu zeigen. „Natürlich nicht, schließlich habe ich mich selbst eingeladen.“
Henry lächelte sie an, doch seine Augen blickten merkwürdig kalt. Aber wahrscheinlich bildete sie sich das nur ein, weil sie versuchte, irgendetwas an ihm zu entdecken, das erklärte, wie er in seinem Keller Experimente an einem Menschen durchführen konnte. „Du bist jederzeit willkommen, das solltest du wissen. Vielleicht habe ich nicht immer so viel Zeit für dich, wie ich es gerne hätte, aber wenn du einen Platz zum Erholen brauchst, bin ich immer für dich da.“
„Danke, Dad.“ Der Begriff blieb ihr fast im Hals stecken.
„Dann will ich dich nicht länger stören. Ich bin in meinem Büro, falls du mich suchst.“
„Okay.“ Isabel sah ihm hinterher und atmete erleichtert auf, als er die Tür des Arbeitszimmers hinter sich schloss.
Sie mochte sich gar nicht vorstellen, was geschehen wäre, wenn er entdeckt hätte, dass sie im Keller gewesen war. Er hätte sie sofort nach Hause geschickt, und wer weiß, was dann mit dem Jugendlichen passieren würde.
Auf keinen Fall handelte es sich um irgendein legales Experiment. Der Gedanke an die vielen Wunden am Körper des Jugendlichen ließ sie schaudern. Wie lange der arme Kerl wohl schon hier war und wie viel Schlimmes hatte er über sich ergehen lassen müssen? Sie musste auf jeden Fall versuchen, ihm zu helfen, und zwar so, dass ihr Vater es nicht bemerkte. Doch wie sollte sie das anstellen? Die Kameras würden jede ihrer Bewegungen aufzeichnen, sowie sie das Labor betrat. Also musste es ihr irgendwie gelingen, mit dem Jugendlichen zu kommunizieren, ohne dass es zu sehen oder zu hören war. Also schriftlich. Die Zähne in die Unterlippe gegraben begann Isabel, einen Plan zu entwickeln, wie sie ihren Vater hintergehen konnte.
Marisa hatte noch nie in ihrem Leben ein so schauriges Geräusch gehört wie Angus’ Heulen. Oder vielleicht lag es daran, dass ihre Nerven zum Zerreißen gespannt waren. Sie legte Angus eine Hand auf den Nacken und versuchte, ihn zu beruhigen. Der Bloodhound verstummte augenblicklich und blieb stocksteif stehen. Jetzt erst sah Marisa, dass in den Felsen Gitter eingelassen waren, sodass die dahinterliegende kleine Höhle
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