Ghostwalker 02 - Raven, M: Ghostwalker 02
sie ineinander geschlungen. „Oder?“
„Ja, nur ist letzte Nacht etwas in dem Haus von Ryan Thorne – das ist der Doc – geschehen, und nun ist Kainda verschwunden. Torik sagt, überall wäre Blut gewesen.“
„Oh mein Gott!“ Amber schlug eine Hand vor den Mund. „Hat sie etwa wieder …?“
„Möglich wäre es, aber ich kann es mir nicht vorstellen. Marisa sagte, den Arzt und Kainda hätte etwas Besonderes verbunden, sie wären sich sehr nahe gewesen.“ Er raufte seine Haare. „Das Problem ist, wenn herauskommt, dass Kainda eine Wandlerin ist, kann das unabsehbare Folgen für alle anderen unserer Art haben.“ Finn holte tief Luft. „Deshalb hat der Rat beschlossen zu versuchen, mit anderen Wandlergruppen Kontakt aufzunehmen.“
„Was?“ Amber sprang so schnell auf, dass der Stuhl mit einem lauten Krachen umstürzte. Rasch hob sie ihn wieder auf, ihre Wangen waren gerötet. „Entschuldige.“
Finn sah sie scharf an. „Findest du die Entscheidung falsch?“
„Nein, es war nur so unerwartet und … neu.“ Sie lächelte matt. „Es scheint, als würdest du frischen Wind in den Rat bringen.“
Diesmal wand Finn sich unbehaglich. „Das war nicht allein meine Idee, ich habe mit Coyle darüber gesprochen.“
„Warum wundert mich das nicht?“ Sie hob die Hand, als er antworten wollte. „Ich finde es gut, dass ihr etwas Neues versucht. Es hat sich ja gezeigt, dass die alte Art schon seit einigen Jahren nicht mehr richtig funktioniert.“
„Das war es auch, was die anderen Ratsmitglieder überzeugt hat. Ich habe versucht, ihnen klarzumachen, dass wir aussterben, weil wir keine passenden Partner mehr finden.“ Er sah, wie sich Ambers Augen verdunkelten, und verfluchte sich, dass er es überhaupt erwähnt hatte. Soweit er das beurteilen konnte, schien Amber auf jemanden zu warten, der nicht Mitglied ihrer Gruppe war. Vielleicht nicht einmal ihrer Spezies angehörte.
Ihre Stimme war leise, als sie schließlich sprach. „Das stimmt.“ Sie hob den Kopf und streckte die Schultern. „Aber was hat das alles mit mir zu tun?“
Jetzt kam der schwierige Teil. „Du bist viel unterwegs, während du deine Fotos machst. Vielleicht hast du irgendwann mal andere Wandler oder ihre Spuren gesehen?“
Lange sah Amber ihn nur an, bis sie schließlich zögernd nickte. „Es wäre möglich.“
Finns Augenbrauen hoben sich. „Marisa hat Coyle erzählt, dass ein Adlerwandler ihr geholfen hat, uns zu finden, als wir gefangen waren. Es gibt anscheinend eine ganze Gruppe von ihnen, und sie müssen irgendwo in der Nähe unseres alten Lagers leben.“
Ambers Gesichtsausdruck sagte alles. „Wissen … wissen die anderen Ratsmitglieder das auch?“
„Ich habe ihnen nicht gesagt, woher ich weiß, dass es die Adler gibt.“ Finn ließ seine Stimme sanfter klingen. „Könntest du ihnen eine Nachricht von uns überbringen?“
Sämtliche Farbe verließ ihr Gesicht. „Das … geht nicht. Ich kann nicht …“
„Warum nicht?“ Finn hockte sich vor sie und legte seine Hände auf ihre Arme. „Bitte Amber, ich würde dich das nicht fragen, wenn es eine andere Lösung gäbe. Niemand außer dir weiß, wo sie sich aufhalten. Es geht um unsere Zukunft.“
Zögernd stimmte sie schließlich zu. „Ich werde es versuchen, aber ich kann nichts versprechen.“
Finn nickte. „Das ist alles, worum ich dich bitte. Wenn es nicht geht, werden wir eine andere Möglichkeit finden. Es würde nur deutlich länger dauern, und ich weiß nicht, wie viel Zeit wir noch haben.“
„Ich verstehe.“ Ein solcher Schmerz lag in Ambers bernsteinfarbenen Augen, dass es Finn die Kehle zuschnürte.
„Es tut mir leid, dich darum bitten zu müssen, ich weiß, dass es dir nicht leichtfällt.“
Amber hob den Kopf und straffte die Schultern, Entschlossenheit funkelte in ihren Augen. „Ich habe noch nie etwas für die Gruppe getan, sondern das Coyle und dir überlassen und mir eingeredet, dass es ausreichend wäre, wenn einer in der Familie sich um die Belange der Wandler kümmert. Das war nicht richtig von mir, ich hätte Coyle zumindest unterstützen sollen. Ich habe schon seit Jahren gesehen, wie schwer er an der Verantwortung trug, wie viel er dafür opferte.“ Sie holte zitternd Atem. „Seit ich klein war, habe ich mich auf dem ausgeruht, was geschehen ist, und ihr habt mich alle gelassen, weil ich euch so leidtat.“
Finn erinnerte sich noch deutlich an jenen Tag, als Jäger versuchten, Amber einzufangen, die sich im Wald verirrt
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