Ghostwalker 02 - Raven, M: Ghostwalker 02
es so aussehen zu lassen, als wäre es Etana, samt Verband und den darunter liegenden Verletzungen, aber es waren einfach nur Schnitte, die der Leopardin nach ihrem Tod beigebracht wurden. Es gab keine Operationsnarben und keine Fäden. Offenbar haben sie nicht erwartet, dass sich jemand die Leiche genauer ansehen würde.“
„Aber wenn das nicht Etana war, wo ist sie dann?“ Es schien, als hätte Lynn seine Version akzeptiert.
„Genau das will ich herausfinden, deshalb muss ich zurück zum Amt. Irgendjemand dort muss wissen, wo sie geblieben ist.“
Nachdenklich klopfte Lynn mit den Fingern auf das Lenkrad. „Denkst du nicht, dass derjenige, der dafür verantwortlich ist, es nicht so gerne sieht, wenn du seinen Betrug aufdeckst?“
„Deshalb wollte ich heimlich ermitteln.“
Lynn sah ihn skeptisch an. „Das wird sicher nicht funktionieren, solange du dich nicht mal auf den Beinen halten kannst und mit dem Verband um deinen Kopf wie ein Maharadscha aussiehst.“
„Danke für das Kompliment.“
„Bitte. Okay, ich weiß, was wir machen. Ich bringe dich jetzt zum Krankenhaus zurück, und dann werde ich mit Patricks Hilfe herausfinden, wer die Leopardin vertauscht hat.“
Einen Moment lang blickte Ryan sie nur an. „Ich kann doch nicht …“
Lynn ließ ihn nicht ausreden. „Oh doch, du kannst, und du wirst. Andernfalls lasse ich dich ans Bett fesseln, also überleg dir gut, was du tust.“
Ryan versuchte, die Kraft aufzubringen, sich gegen sie aufzulehnen, doch schließlich gab er auf. „Danke für deine Hilfe.“
Lächelnd bog Lynn auf den Parkplatz des Krankenhauses ein. „Das mache ich gerne. So, und wie kriegen wir dich jetzt wieder nach oben, ohne dass uns jemand sieht?“
Langsam, unendlich langsam tauchte sie wieder auf, zuerst ihr Geruchssinn, dann ihr Gehör. Kainda öffnete die Augen, doch sie sah weiterhin nur Schwärze. Furcht breitete sich in ihr aus. Ein lautes Dröhnen drang an ihre Ohren, der Boden vibrierte. Wo war sie? Und wie war sie hierhergekommen? Sie konnte sich an nichts mehr erinnern, nur … Ein Käfig und zwei Männer, die darüber redeten, dass sie eingeschläfert werden sollte. Ihr Herz begann hart gegen ihre Rippen zu schlagen. Mühsam erhob sie sich und stand schließlich zitternd auf drei Beinen, weil ihr verletztes wehtat. War sie tot? Nein, denn dann hätte sie vermutlich die Schmerzen nicht mehr gespürt – weder die äußerlichen noch die inneren. Aber wie konnte es sein, dass sie sogar mit ihren Katzenaugen nichts sah? War sie blind? Kainda humpelte ein Stück vorwärts, bis sie an Gitterstäbe stieß. Sie war immer noch in einem Käfig!
Kainda setzte sich und schob ihre Vorderpfote durch die Stäbe. Nach nur wenigen Zentimetern stieß sie an eine Wand, die sie von unten nach oben abtastete, um eine Öffnung zu finden. Doch es gab keine. Als ihr bewusst wurde, dass der Käfig in einer hölzernen Kiste steckte, schien er um sie herum enger zu werden, die Luft dünner. Keuchend fiel sie auf die Seite und versuchte, ihre Atmung wieder unter Kontrolle zu bringen. Wenn sie jetzt in Panik verfiel, würde sie nicht mehr klar denken können. Und das musste sie, wenn sie einen Weg finden wollte, hier herauszukommen. Okay, denk, Kainda! Die Kiste und die Geräusche bedeuteten vermutlich, dass sie weggebracht wurde. Es gab keine Möglichkeit herauszufinden, wohin oder wer den Transport in Auftrag gegeben hatte. Das würde sie erst merken, wenn sie ankam.
Sie hasste es zu warten, aber ihr blieb keine andere Wahl. Mühsam rappelte sie sich wieder auf und untersuchte methodisch ihre Zelle. Der Boden war aus Holz, die Gitter waren aus Metall und mit einem Vorhängeschloss gesichert. Wenn doch nur Marisa mit dem Bolzenschneider hier wäre! Irgendwie konnte sie immer noch nicht fassen, dass die Journalistin sie und Jamila damals aus dem Käfig befreit hatte, in den der Jäger Gowan sie gesperrt hatte. Und auch nicht, dass Marisa sogar nach Escondido gekommen war, um nach ihr zu sehen und zu fragen, ob sie Hilfe brauchte. Kainda wusste nicht, ob sie ihrerseits den Großmut aufgebracht hätte, zu verzeihen und so etwas zu tun. Schon gar nicht, wenn es auch um einen Menschen gegangen wäre, den sie geliebt hätte. Aber Kainda hätte alles für ihre Familie getan und für ihre Gruppe. Alles. Ein Kloß bildete sich in ihrer Kehle, wie jedes Mal, wenn sie über ihr Versagen nachdachte. Nichts, was sie tat, würde die anderen wieder lebendig machen.
Aber sie konnte nicht einfach
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