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Ghostwalker 02 - Raven, M: Ghostwalker 02

Ghostwalker 02 - Raven, M: Ghostwalker 02

Titel: Ghostwalker 02 - Raven, M: Ghostwalker 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Raven
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Es war Kardel, einer der Wächter, die das Lager vor Eindringlingen beschützten. Obwohl sie es schon wusste, verwandelte Kainda sich und presste ihre Finger an seine Halsschlagader. Er war tot, seine gelbgrünen Augen waren halb geöffnet und stumpf. Tiefe Wunden zogen sich über seinen Körper, Blut war im Boden versickert und getrocknet.
    Die Trauer und Wut, vor allem aber die Furcht, waren zu tief für Worte. Schweigend verwandelten sie sich wieder und liefen weiter. Sie fanden eine weitere Leiche und noch eine und noch eine, zuerst die Wächter und dann im inneren Kreis des Lagers die Mütter und Kinder, die Väter, die jungen Männer und Frauen. Alle waren tot. Auch ihre Eltern und ihr Bruder. Als sie Lando fand, der halb über ihrem Sohn lag, als hätte er versucht, ihn mit seinem Körper zu schützen, brach Kainda zusammen. Kainda berührte sie, als könnte sie Lando und Dakarai damit wieder zum Leben erwecken, doch sie bewegten sich nicht, sprangen nicht auf und sagten ihr, dass alles nur ein Scherz gewesen war. Ihre Familie war tot, alle bis auf Jamila. Kainda spürte die Tränen nicht, die über ihre Wangen liefen, hörte nicht die Schreie, die sie ausstieß. Der Schmerz in ihr wurde so groß, dass es sie fast zerriss.
    Wie aus weiter Ferne nahm sie wahr, dass Jamila ihre Arme um sie schlang und sie sanft hin und her wiegte. Doch sie spürte es nicht, so als wäre alles in ihr abgestorben. Nach einer Weile hob sie den Kopf und sah sich um. Ihre Sinne wurden schärfer, und sie bemerkte, was ihr vorher entgangen war: Sie waren nicht allein. Für einen Sekundenbruchteil keimte eine vage Hoffnung in ihr auf, doch dann merkte sie, dass der Geruch fremd war. Jamila löste ihre Umarmung und sah sie an. In ihren Augen konnte Kainda lesen, dass sie es auch bemerkt hatte. Kainda nickte ihr unmerklich zu, dann verwandelten sie sich. Schweigend rannten sie auf diejenigen zu, die ihre Familie und Freunde getötet hatten. Bevor sie am anderen Ende der Lichtung ankamen, spürte Kainda einen Stich an der Seite, doch sie lief weiter. Sie würde diese Mörder mit ihren Krallen auseinanderreißen, mit ihren Zähnen … Nach wenigen Metern knickten ihre Beine ein, und sie konnte sich nur noch kriechend fortbewegen. Nein! Sie konnte nicht sterben, ohne ihren Sohn gerächt zu haben …
    Langsam wurde sich Kainda wieder ihrer Umgebung bewusst. Sie kauerte auf dem Boden, ihre Finger hatten sich in den Sand gegraben. Tränen liefen über ihre Wangen, ihr Atem kam keuchend. Zum ersten Mal war sie erleichtert darüber, dass Jamila nicht hier war und diesen Kummer erneut erleben musste. Ihre Schwester hatte es noch schwerer gehabt als sie selbst, denn sie hatte nicht nur ihre eigene Trauer bewältigen, sondern über ihr Band auch Kaindas furchtbaren Schmerz über den Verlust ihres Kindes ertragen müssen. Der Jäger Gowan hatte sie außer Landes geschafft und gezwungen zu tun, was er verlangte, wenn sie nicht wollten, dass irgendjemand erfuhr, was sie waren. Und wenn sie jemals wieder nach Hause kommen wollten.
    Gowan war Teil der Jagdgruppe gewesen, die sämtliche Leoparden ihrer Gruppe getötet hatten, doch im Gegensatz zu den anderen war er noch da gewesen, als Jamila und sie selbst zurückgekommen waren. Wie oft hatte er ihnen erzählt, dass ihm erst klar geworden war, was er da entdeckt hatte, als sie sich verwandelten, um ihre Toten zu rächen. Die Jäger hatten es ursprünglich nur auf echte Leoparden abgesehen, keiner von ihnen hatte je von Wandlern gehört. Jede Faser in ihrem Körper schmerzte, als Kainda sich langsam aufrichtete und wieder auf die Füße kam. Nun war sie hier und Gowan schon seit Monaten tot, und trotzdem glaubte sie fast, wieder seine Blicke auf sich zu fühlen.
    Doch der Wind sagte ihr, dass niemand in der Nähe war, sie war die einzige lebende Person im ehemaligen Lager der Leopardenwandler. Nach einigen tiefen Atemzügen hatte sie sich so weit gefasst, dass sie sich auf die Suche nach den Toten begeben konnte. Für einen winzigen Moment wünschte sie sich, Ryan wäre bei ihr und könnte ihr bei dieser Aufgabe beistehen.

 
    29
    Jamila wurde immer unruhiger, je näher sie Finns Hütte kam. Marisa hatte sich angekündigt und darum gebeten, dass Jamila bei dem Gespräch dabei war. Vielleicht hatte dieser Harken gelogen, und Kainda war gar nicht nach Afrika gebracht worden. War ihre Schwester doch tot, wie die abgebrochene Verbindung es ihr zu sagen schien? Da sie sich durch ihre Spekulationen nur noch

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