Ghostwalker 02 - Raven, M: Ghostwalker 02
wissen müssen, ihr Wille ist so stark, dass sie sich von nichts aufhalten lässt.“
„Gut erkannt.“ Mia hatte sich eindeutig von ihrer Überraschung erholt, etwas wie Feindseligkeit klang jetzt in ihrer Stimme mit. Es versetzte ihm einen unerwarteten Stich.
„War der Tierarzt schon bei dir?“
Ein Schnauben. „Ich hatte mich schon gefragt, wie er sie so schnell gefunden hat.“
„Er hätte nur weiter Unruhe geschürt, es erschien mir einfacher, ihm zu sagen, wo er sie suchen muss. Er scheint … an ihr zu hängen.“ Schon die Worte fühlten sich bitter in seiner Kehle an.
„Das ist etwas, das du nie verstehen wirst, oder?“ Sie holte tief Luft. „Sein Geruch hing an ihr, genauso wie er auch nach ihr roch.“
Als hätte er das nicht schon in Escondido bemerkt. „Was hast du ihm gesagt?“
„Dass sie vermutlich nach Hause unterwegs ist. Wo auch immer das sein mag.“ Ein leises Schnurren drang durch den Hörer. „Ich wette, er findet sie.“
Da er keine Wetten einging, die er verlieren würde, sagte er nichts dazu. Nach einer Weile wurde das Schweigen unangenehm.
„Ist noch etwas, oder kann ich jetzt weiterschlafen?“
Vermutlich sollte er sagen, dass es ihm leidtat, sie geweckt zu haben, doch das wäre eine Lüge gewesen. Stattdessen kam etwas anderes aus seinem Mund. „Es war schön, deine Stimme zu hören.“ Seine Hand krampfte sich um das Handy, während er die Augen schloss. Warum hatte er das gesagt? Er konnte im Moment keinerlei zusätzliche Komplikationen gebrauchen, und schon gar nicht in Form einer braunäugigen Löwin. Ihr Schweigen zog sich in die Länge, und das war noch schlimmer. „Leb wohl, Mia.“ Rasch drückte er die Auflegtaste.
Er hätte sie nicht anrufen sollen, es war überhaupt nicht nötig gewesen, doch er hatte nicht widerstehen können. Mit zusammengebissenen Zähnen ließ er den Motor an und fuhr los. Es wurde Zeit, diese ganze leidige Angelegenheit hinter sich zu lassen. Wichtigere Dinge erforderten seine Aufmerksamkeit.
Völlig übermüdet bemühte Ryan sich, den Wagen in der Spur und vor allem die Augen offen zu halten. Nachdem Marisa Pérèz ihn mitten in der Nacht angerufen hatte, war an Schlaf nicht mehr zu denken gewesen. Was nicht nur daran lag, dass er eine detaillierte Anfahrtsbeschreibung erhalten hatte, sondern auch an der Frau, die sie ihm gegeben hatte. Marisa hatte das Telefon weitergereicht, und im ersten Moment war er davon überzeugt gewesen, mit Kainda zu sprechen, weil die Frau die gleiche Stimmlage und den gleichen Akzent hatte wie die Frau aus seinen Träumen. Es hatte ihn einige Mühe gekostet, die Fragen zurückzudrängen, die in ihm aufstiegen. Seine Hände krampften sich um das Lenkrad. Wenn er Etana entdeckte, würde er dann auch Kainda finden? Er wusste zwar immer noch nicht, wie das möglich sein sollte, aber er hoffte es mit allem, was in ihm war.
Beinahe genauso durcheinander gebracht hatte ihn Marisas Nachricht über Edwards Obduktion. Die Ärzte hatten natürliches Herzversagen durch einen Krampfanfall vermutet, aber wie sich herausstellte, war sein Infusionsbeutel manipuliert worden. Bisher stand noch nicht fest, welches Mittel verwendet worden war, aber der Tod war eindeutig darauf zurückzuführen. Was Ryan zu der Frage brachte, wer davon profitieren konnte, dass Edwards nicht mehr lebte.
Hatte Edwards vielleicht nicht allein gearbeitet, sondern war von jemandem geschickt worden, der ihn nun zum Schweigen gebracht hatte? Wenn ja, dann war irgendwo noch jemand, der es auf Etana abgesehen haben konnte. Aber wer immer es war, Ryan würde nicht zulassen, dass Etana noch irgendein Leid geschah.
Vermutlich war er verrückt, aber er genoss die Reise sogar. Afrika hatte ihn schon immer fasziniert, genauso wie die hier heimische Tierwelt, und nun war er endlich hier und konnte es mit eigenen Augen sehen. Die spärliche Vegetation erlaubte Ryan den Blick über weite Ebenen, die am Ende des Frühjahrs noch mit grünen Gräsern bewachsen waren, auch die Büsche und vereinzelten Akazien schimmerten in frischem Grün. Antilopen grasten nahe am Straßenrand und stoben in großen Sprüngen davon, wenn er sich näherte. Wäre da nicht das unbestimmte Gefühl, sich beeilen zu müssen, hätte er ganz sicher öfter angehalten.
So kam er nach mehrstündiger Fahrt in einem kleinen Ort in der Nähe seines Ziels an und entschied, dass er dringend eine kurze Pause brauchte, um den Tank und seine Vorräte aufzufüllen. Das Gebiet, das die
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