Ghostwalker 02 - Raven, M: Ghostwalker 02
sie mit der Hand an der Wand entlang, bis sie den Lichtschalter fand. Warmes Licht ließ den Raum erstrahlen, die Solarmodule in den Wipfeln der Bäume schienen also noch zu funktionieren.
Interessiert sah Ryan sich um. „Hier hast du gelebt?“
„Nein, meine Schwester Jamila, ich hatte eine größere Hütte mit Lando und Dakarai.“ Ernst sah sie ihn an. „Ich kann dort nicht mehr hin, zumindest nicht …“
„… mit mir. Das verstehe ich.“ Ryan ging zum Schrank hinüber. „Hat deine Schwester die gleiche Größe wie du?“
Verwirrt trat Kainda zu ihm. „Ja, wieso?“
„Es ist besser, wenn du dir etwas anziehst, sonst erkältest du dich noch.“
Zum ersten Mal seit mehreren Tagen spürte Kainda ein Lachen in sich aufsteigen.
„Was ist daran so lustig? Falls es dir noch nicht aufgefallen ist, du bist völlig nackt.“
Kainda sah an sich hinunter. Da es ihr normaler Zustand war, merkte sie es tatsächlich nicht mehr, und vor allem machte es ihr auch nichts aus, nackt zu sein. Sie hätte daran denken sollen, dass Menschen damit ein Problem hatten. „Macht es dir etwas aus?“
Ryans Augen verdunkelten sich. „Ich sehe dich gerne an, aber es löst auch gewisse … Erinnerungen aus, wenn ich dich so sehe, und ich versuche gerade, mich gut zu benehmen.“
Ein kleines Lächeln hob Kaindas Mundwinkel. „Du kannst dich ja auch ausziehen, dann komme ich dir nicht mehr so nackt vor.“ Sie hob die Hand, als er etwas sagen wollte. „Aber zuerst muss ich dir etwas zeigen, denn es könnte sein, dass du mich danach nicht mehr berühren magst.“ Sie merkte erst jetzt, wie sehr sie sich davor fürchtete, dass Ryan sie nicht so akzeptieren könnte, wie sie war. Er mochte zwar sowohl Etana als auch Kainda, aber ob er sie in einer Person annehmen konnte?
Ryans große warme Hände legten sich auf ihre Schultern, die Berührung war so angenehm, dass sie eine Gänsehaut bekam. Er beugte sich zu ihr hinunter, bis ihre Augen auf einer Höhe waren. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass es irgendetwas gibt, das mich von dir fernhalten könnte.“
Kainda schloss die Augen, ein Zittern lief durch ihren Körper. Schließlich löste sie sich von ihm und hob die Lider. „Du bist hierhergekommen, um Etana zu finden.“ Es war keine Frage.
Ryan richtete sich auf. „Ja. Weißt du, wo …?“
Rasch legte sie ihre Finger auf seine Lippen. „Lass es mich erklären.“ Sie nahm ihre Hand weg und legte ihre Arme um ihren Körper. „Du hast vermutlich inzwischen gemerkt, dass ich kein Traum war.“
Hitze stieg in Ryans Augen, seine Mundwinkel hoben sich. „Es ist mir aufgefallen. Zumindest erklärt das auch, wie deine Stimme auf dem Mitschnitt vom Notruf sein konnte. Oder warum sich die Frau, mit der ich heute Nacht telefoniert habe, fast so anhörte wie du.“
„Du hast mit Jamila telefoniert? Wie …?“
Ryan unterbrach sie. „Oh nein, zuerst erklärst du mir, warum du mich hast glauben lassen, dass du ein Traum bist.“
Kainda biss auf ihre Lippe, während sie um eine Antwort rang. „Anders hätte ich dich nie so berühren können, wie ich es wollte. Oder hättest du mit einer wildfremden Frau geschlafen, wenn ich an deine Tür geklopft hätte und du wach gewesen wärst?“
Ryan legte den Kopf schräg und betrachtete sie aufmerksam. „Vermutlich nicht, auch wenn du mich sehr in Versuchung geführt hättest.“ Er zog die Stirn kraus. „Aber warum hast du es dann nicht einfach auf die altmodische Art versucht und mich erst kennengelernt?“
„Ich hatte nicht die Zeit.“ Sie fuhr mit der Hand durch ihr Haar und merkte, wie sich Ryans Blick zu ihren Brüsten senkte. Rasch ließ sie den Arm fallen. „Es war mein Abschied von dir.“
Das lenkte Ryans Aufmerksamkeit wieder auf ihr Gesicht. „Aber wenn wir uns doch noch gar nicht kannten, warum wolltest du dich dann verabschieden?“
Das war der Moment, in dem sie ihm die Wahrheit sagen musste und nur noch hoffen konnte, dass er sie verstand. Sie war sich ziemlich sicher, dass es sie vernichten würde, wenn er sie abwies. „Ich habe dich gekannt, aber du kanntest nur einen Teil von mir.“
„Kainda, ich verstehe kein Wort.“ Ungeduld war in Ryans Stimme zu hören.
„Ich werde es dir zeigen. Ryan?“
„Ja?“
„Es tut mir leid.“ Sie stellte sich so, dass er aus der Höhle flüchten konnte, wenn er wollte, auch wenn es ihr das Herz brechen würde.
Langsam verwandelte sie sich, ihre Augen und die Gesichtszüge wurden katzenartiger, ihre Reißzähne
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