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Ghostwalker 02 - Raven, M: Ghostwalker 02

Ghostwalker 02 - Raven, M: Ghostwalker 02

Titel: Ghostwalker 02 - Raven, M: Ghostwalker 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Raven
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Gesichtshälfte – ein Bart? Nein, bei seiner Haarfarbe würde sie ihn deutlicher erkennen.
    „Es ist alles in Ordnung, Etana, du kannst jetzt trinken.“
    Kainda hob den Kopf und starrte ihn an. Mit wem sprach er? Gab es hier noch andere Tiere? Nein, die hätte sie gerochen. Sie zuckte zurück, als er seine Hand hob, und stieß ein warnendes Fauchen aus.
    „Okay, ich habe verstanden: nicht anfassen.“ Er zog sich aus dem Käfig zurück und richtete sich auf. „Siehst du, ich lasse dich in Ruhe.“ Mit einem dumpfen Laut schlug die Tür zu. Ein quietschendes Geräusch ertönte, als er den Riegel vorschob. Er entfernte sich vom Käfig und dimmte das Licht. „Ich brauche sowieso ein wenig Schlaf.“ Es raschelte, als er sich auf die Liege legte. „Wenn du etwas brauchst, bin ich da.“
    Als er sich auch nach einigen Minuten nicht rührte, trank sie mit gierigen Schlucken aus der Schüssel. Sie war völlig ausgetrocknet. Das pürierte Futter war erträglich gewesen, wenn auch nicht wirklich lecker, aber sie hätte während ihrer Suche auch Käfer gegessen, so hungrig war sie gewesen. Und größere Stücke hätte sie sicher nicht durch ihre schmerzende Kehle bekommen. Selbst die Flüssigkeit schmerzte ein wenig, doch sie trank weiter, bis der größte Durst gestillt war. Gesättigt und ermattet schob Kainda die Schüssel zur Seite und ließ ihren Kopf auf die Schaumstoffunterlage sinken, die den gesamten Boden des Käfigs bedeckte. Nur die Schmerzen in ihrem Bein und ihren Rippen hielten sie noch wach. Wenn sie morgen etwas kräftiger war, musste sie prüfen, wie schwer sie verletzt war und wie lange es dauern würde, bis sie flüchten konnte.
    Jamila. Sie musste ihrer Schwester unbedingt eine Nachricht zukommen lassen, damit sie sich keine Sorgen um sie machte. Hoffentlich behandelten die Berglöwenwandler sie gut, sie brauchte jetzt Stabilität und das Gefühl, zu einer Gruppe zu gehören, um die Schrecken der letzten Monate zu überwinden. Diesmal kam der Schmerz von innen heraus, tiefer, eindringlicher als ihre Verletzungen, als würde sie langsam zerrissen. Zitternd presste Kainda sich auf den Boden und versuchte, das Geschehene auszublenden, in eine dunkle Ecke ihres Bewusstseins zu schieben, wo es sie nicht länger erreichen konnte. Aber es funktionierte nicht: Der Schmerz war ein Teil von ihr geworden und der Gedanke an eine Rückkehr ihr Lebensinhalt. Sie würde nicht zulassen, dass irgendetwas oder irgendjemand sie aufhielt.
    Ein seltsamer Laut riss sie aus ihren Gedanken. Ihre Ohren drehten sich in Richtung des Geräuschs, und sie horchte. Tatsächlich, ihr Aufpasser schnarchte leise. Anscheinend hatte er es ernst gemeint, als er sagte, dass er Schlaf nachholen musste. Wie hatte er es noch ausgedrückt? Er habe die Nacht mit ihr verbracht? Wahrscheinlich hatte er so wie jetzt auch geschlafen, anstatt sie zu bewachen. Was ihr nur recht sein konnte, schließlich bot ein unaufmerksamer Wächter eine gute Fluchtmöglichkeit. Wenn sie es richtig verstanden hatte, waren die anderen Personen, mit denen er vorhin gesprochen hatte, weggefahren. Einen einzelnen Mann konnte sie ohne Probleme überwältigen, ein Biss und … Alles in ihr sträubte sich gegen den Gedanken. Kainda presste die Zähne zusammen und zwang sich, rational zu denken. Wenn es die einzige Möglichkeit war zu entkommen, dann würde sie sie nutzen. Egal, was sie dafür tun musste. Auch wenn sein Geruch sie an andere Zeiten denken ließ, in denen sie noch frei und glücklich gewesen war. Doch das alles hatte an jenem furchtbaren Tag geendet, in Blut und Leid.
    Warum hatte er sich bloß von Coyle dazu überreden lassen? Schon als Kind hatte Finn gewusst, dass er nie Teil des Rats werden wollte, der die Geschicke der Berglöwenwandler lenkte, und schon gar kein ausführendes Mitglied. Und jetzt war er es, zu einer Zeit, in der die Gruppe in größerer Gefahr schwebte als je zuvor. Nicht, dass er sich davor scheute, hart zu arbeiten und alles zu tun, um seine Familie und Freunde zu schützen, aber er war kein Anführer. Und wollte auch keiner sein. Es reichte ihm, im Hintergrund zu bleiben und diejenigen zu unterstützen, die diese Aufgabe übernahmen. Die Zusammenarbeit mit Coyle war gut gewesen, sie hatten sich perfekt ergänzt, und jeder hatte das getan, was er am besten konnte. Doch nun war sein Freund mit seiner Partnerin Marisa an den Waldrand gezogen, um sich ein neues Leben ohne die Gruppe aufzubauen. Eine durchaus vernünftige

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