Ghostwalker 02 - Raven, M: Ghostwalker 02
welchem Körper sie gerade steckte, weil sie dasselbe dachte und fühlte, egal ob sie in Leoparden- oder Menschenform war. Aber sie konnte nicht erwarten, dass jemand, der nicht einmal wusste, dass es so etwas wie Wandler überhaupt gab, merkte, dass eine Frau in dem Leopardenkörper steckte.
Kainda wartete, bis er nicht mehr zu sehen war, bevor sie sich erhob und vorsichtig vom Sofa sprang. Auch wenn ihr Magen noch bedenklich auf die Bewegung reagierte, musste sie anfangen, sich mit der neuen Umgebung vertraut zu machen. Langsam humpelte sie durch das Wohnzimmer und betrachtete die spärliche, aber gemütlich wirkende Möblierung. Ryan hatte alles in Erdfarben gehalten, was sehr gut zu dem Steinfußboden und den verputzten Wänden passte. Die Couch mit dem dazu passenden Sessel und der direkt gegenüber stehende große Flachbildfernseher dominierten den Raum. In einem Regal befanden sich bunt gemischt Fachbücher und Romane, Zeitschriften und Fotos von Tieren und Menschen. Es reizte sie, die Bilder genauer anzusehen, doch Kainda beschloss, das zu einem späteren Zeitpunkt nachzuholen. Zuerst musste sie herausfinden, wo die besten Fluchtwege lagen und wie sie ungesehen entkommen konnte.
Sie ignorierte den Stich, den ihr dieser Gedanke versetzte, und lief durch den angrenzenden kleinen Flur in das nächste Zimmer. Die Augen auf das riesige Bett gerichtet, blieb sie abrupt stehen. Es sah so herrlich bequem aus, und vor allem wusste sie, dass es nach Ryan riechen würde, wenn sie darin lag. Und dann sein nackter Körper, der … Kainda schüttelte den Kopf, um den Gedankengang sofort zu unterbinden, bevor sich Bilder davon in ihrem Kopf festsetzten. Rückwärts trat sie wieder aus dem Zimmer und wandte sich einer weiteren Tür zu. Mit der Pfote drückte sie die Türklinke herunter und sah, dass es sich um ein kleines Duschbad handelte. Nichts Interessantes zu entdecken, also überprüfte sie rasch die anderen Zimmer. Eines schien ein kleines Büro zu sein, mit einem Schreibtisch samt Computer, weiteren Regalen und einem bequem wirkenden Sessel. Weiter den Gang hinunter lag die Küche mit hellen Schränken auf einem terrakottafarbenen Fußboden und einem kleinen Esstisch. Anscheinend bekam Ryan nicht oft Gäste.
Nach ihrem kurzen Rundgang wollte sie ins Wohnzimmer zurückkehren, damit Ryan nicht bemerkte, was sie getan hatte, doch das Schlafzimmer lockte sie viel mehr. Sie unterdrückte gerade noch den Drang, eine der Schiebetüren des großen Schranks zu öffnen und nachzusehen, ob auch Frauenkleidung darin hing, und schleppte sich stattdessen zum Bett. Ihre Energie war restlos aufgebraucht, sie konnte kaum noch die Augen offen halten. Vermutlich sollte sie sich wieder auf die Couch legen, doch das Bett wirkte so viel bequemer, dass sie einfach nicht widerstehen konnte. Mit letzter Kraft sprang sie auf die weiche Matratze und schmiegte sich in die Bettdecke. Ihre Augen schlossen sich wie von selbst, während sie tief einatmete. Sie hatte recht gehabt: Das Bett roch nach Ryan.
„Coyle kommt!“
Der Ruf ließ Finn von seiner Arbeit an einem Stück Holz, das zu einem neuen Schrank gehörte, aufblicken. Ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus, als er den Hauch eines Geruchs wahrnahm, den er nicht erwartet hatte. Wie es aussah, begleitete Marisa seinen Freund. Es war besser, wenn er sich darum kümmerte, bevor einer der Holzköpfe, die Marisa immer noch verübelten, dass sie ihnen ihren Anführer weggenommen hatte, auf dumme Ideen kam. Obwohl das unnötig war, denn Coyle würde sie, ohne zu zögern, mit seinem Leben beschützen. Finn stand auf, wischte sich die Sägespäne von der Hose und ging seinem Freund entgegen, nachdem er noch einmal mit den Fingern über das Holz gefahren war.
Es dauerte nicht lange, bis Coyle das innere Lager betrat, umgeben von einer stetig größer werdenden Gruppe von Wandlern. Demonstrativ lag seine Hand um Marisas Taille, ein Anblick, an den sich die anderen anscheinend langsam gewöhnten. Bevor Finn nah genug herankommen konnte, schob sich jemand anders durch die Menge auf die beiden zu. Erleichtert erkannte er, dass es Bowen war, der ganz sicher keinerlei Gefahr für Coyle und Marisa darstellte, nachdem sie ihn aus der Gefangenschaft in Stammheimers Labor befreit hatten. Seit er wieder hier war, lebte Bowen sehr zurückgezogen im Haus seiner Mutter, aber jetzt lag ein breites Grinsen auf seinen Lippen, während er sich seinen Rettern näherte.
Die anderen Wandler traten
Weitere Kostenlose Bücher