Ghostwalker 02 - Raven, M: Ghostwalker 02
gehen.“
Überrascht riss er die Augen auf, als eine raue Zunge feucht über seinen Mund fuhr. Etanas Augen wirkten fast menschlich, während sie ihn anblickte. Ihre Nase strich über seine, ein Schnurren vibrierte in ihrer Kehle. Zögernd rahmte Ryan mit seinen Händen ihr Gesicht ein. „Ich dich auch.“
Ein schmerzhafter Stich fuhr durch seine Brust, als er sich daran erinnerte, dass er sich bald von Etana trennen musste. Er konnte sich gar nicht vorstellen, sie nie wieder zu sehen, nie wieder in ihre intelligenten Augen zu blicken und mit ihr zu reden. Aber es musste sein, wenn er wollte, dass Etana wieder frei leben konnte. Er würde alles dafür tun, dass sie in ein Auswilderungsprogramm kam, nachdem er gesehen hatte, wie sie auf die Landschaft im Film reagierte.
Noch einmal strich er über ihren Kopf, bevor er aufstand. „Schlaf ruhig weiter, ich komme gleich wieder.“
Zufrieden mit seiner Entscheidung trat Ryan ins Badezimmer und zog die Tür hinter sich zu. Ein flüchtiger Blick in den Spiegel ergab, dass seine Haare wie üblich in sämtliche Richtungen abstanden. Die Blässe und Augenringe durch die unfreiwillige Betäubung waren verschwunden, und ein Lächeln spielte um seinen Mund. Ryan runzelte die Stirn. Wo kam das her? Nicht, dass er ständig griesgrämig herumlief, aber das war doch seltsam. Mit Erschrecken stellte er fest, dass er sich deutlich besser fühlte, sobald Etana in seiner Nähe war. Als würde sie etwas in ihm zum Klingen bringen, das in den letzten Jahren verstummt war. Ryan schüttelte den Kopf. Unsinn, er freute sich nur über die Gesellschaft, das war alles. Und wer konnte schon von sich sagen, mit einer echten Leopardin im Haus zu leben?
Rasch zog er sich aus, trat unter die Dusche und zog die durchsichtige Duschabtrennung zu. Mit einem erleichterten Seufzer stellte er sich unter den heißen Wasserstrahl und ließ ihn einige Minuten lang nur auf Kopf und Rücken prasseln. Erst nachdem der Schmerz in seinem Innern vollständig abgeklungen war, öffnete Ryan die Augen und nahm sich die Shampooflasche. Als er seine Haare gewaschen hatte und nach dem Duschgel greifen wollte, glaubte er, eine Bewegung im Raum zu sehen. Er kniff die Augen zusammen, um in dem Dampf etwas erkennen zu können, doch da war nichts. Einbildung wahrscheinlich. Plötzlich seltsam unruhig, beeilte er sich damit, seinen Körper einzuseifen und abzuspülen, und drehte den Wasserhahn zu. Es herrschte Stille bis auf ein leises Tröpfeln vom Duschkopf. Ryan schob die Abtrennung zur Seite und wollte gerade nach einem Handtuch greifen, als er sie bemerkte.
Etana stand mitten im Raum, ihre grün schimmernden Augen unverwandt auf ihn gerichtet. Ihr Blick wanderte einmal an seinem Körper auf und ab, als könnte sie ihn wirklich sehen. Als Mann, nicht als Menschen. Sein erster Impuls war, schnell das Handtuch um seine Hüfte zu schlingen, doch was sollte das bringen? Etana war eine Leopardin, sie hatte keinerlei Verwendung für seine Geschlechtsteile und sicher auch kein gesteigertes Interesse daran, sie sich anzuschauen. Doch warum stand sie dann noch da und starrte ihn an? Ryan schüttelte den Kopf. Sicher war Etana nur durch die Geräusche aufmerksam geworden und jetzt von dem dichten Wassernebel im Bad so fasziniert, dass sie wie angewurzelt dastand.
Ryan beugte sich vor und griff nach dem Handtuch. Die Bewegung schien die Leopardin zu erschrecken, denn ihre Augen weiteten sich und sie flüchtete rasch aus dem Raum. Nachdem er das Handtuch um seine Taille gewickelt hatte, trat er aus dem Bad und sah sich um, doch Etana war nirgends zu entdecken. Wahrscheinlich hatte sie sich nach diesem schockierenden Anblick irgendwo verkrochen und versuchte, ihn aus ihrem Gedächtnis zu bannen. Ryan musste über diese unsinnige Vorstellung lachen. Viel eher überlegte sie wahrscheinlich gerade, was sie als Nächstes anstellen konnte, um ihn zur Verzweiflung zu bringen. Seltsamerweise freute er sich schon darauf. Sein Lächeln verging. Er musste sie gehen lassen und wusste jetzt schon, wie sehr er sie vermissen würde.
Kainda hielt sich mit den Pfoten die Augen zu, doch es half nicht. Noch immer konnte sie Ryans Körper vor sich sehen, nackt, Wassertropfen, die über seine Brust und seinen flachen Bauch rannen und ihren Blick zu seinem Schaft führten. Woran hatte er wohl gedacht, dass er so erregt war? Nicht an dich, Dummkopf! Du bist in seinen Augen ein Tier, begreif das doch endlich. Doch es schien so, als wollte weder ihr
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