Ghostwalker 02 - Raven, M: Ghostwalker 02
Kopf noch ihr Körper darauf hören. Wie eine liebeshungrige Närrin hatte sie ihn angestarrt und sich dabei fast verraten. Welche echte Leopardin würde einen nackten Menschen überhaupt ansehen? Gut, außer um zu prüfen, ob er essbar war. War es ihr gelungen, ihre verräterische Reaktion zu vertuschen? Oder würde Ryan ihr jetzt mit Misstrauen begegnen und sich von ihr fernhalten? Nur das nicht! Sie brauchte seine Nähe und Wärme, wenigstens noch eine Nacht.
Vorsichtig lugte sie um die Ecke, als Ryan aus dem Bad kam – diesmal mit einem Handtuch um die Hüften – und im Schlafzimmer verschwand. Nur mühsam konnte sie sich zurückhalten, nicht aufs Bett zu springen und von dort aus in Ruhe zu beobachten, wie er sich anzog. Seltsam, Nacktheit war für sie normalerweise nichts Besonderes, sie war es gewohnt, Männer nackt zu sehen und dabei nichts außer vielleicht einer flüchtigen Bewunderung für einen gut gebauten Körper zu fühlen. Warum war es bei Ryan anders? Vermutlich, weil er ein Mensch war, und sie ihn bisher nur angezogen zu Gesicht bekommen hatte. Selbst als er in der Klinik seine Hose ausgezogen hatte, war sie beinahe die Decke hochgegangen. Wegen normaler Beine! Sie hatte noch nicht mal einen Blick auf seinen knackigen Hintern werfen können, weil sein T-Shirt ihn verdeckte. Aber eben war sie ins Bad gegangen und hatte dort in Ruhe zugeschaut, wie er sich einseifte und abspülte, was durch die durchsichtige Abtrennung trotz des Dampfes wunderbar zu sehen gewesen war.
Mit einem stummen Aufschrei vergrub Kainda ihren Kopf unter dem Sofakissen und versuchte, wieder zur Vernunft zu kommen. Wenn sie nur mit jemandem darüber reden könnte, was sie jetzt machen sollte. In diesem Moment vermisste sie Jamila mehr als je zuvor.
Vorsichtig schob Kainda die Tür auf und überprüfte, ob Ryan inzwischen eingeschlafen war. Nachdem er aus dem Schlafzimmer gekommen war, hatte er ihr mit einer Decke und einem Kissen ein bequemes Lager auf der Couch eingerichtet, bevor er sich zurückzog. Seine Finger hatten kurz ihren Kopf gestreift, und er hatte ihr eine gute Nacht gewünscht, doch sie konnte den Unterschied zu seinem vorherigen Verhalten deutlich spüren. Ob es ihm wirklich etwas ausmachte, dass sie ihn in der Dusche beobachtet hatte?
Er würde ihr keine Antwort auf diese Frage geben, und sie musste langsam an ihre Flucht denken. Doch der Gedanke, Ryan verlassen zu müssen, lähmte sie beinahe. Sie konnte nur an ihn denken und daran, wie sehr sie ihn vermissen würde.
Sie schlich zum Bett, um ihn wenigstens noch eine Weile beim Schlafen zu beobachten. Er lag auf dem Rücken, einen Arm unter dem Kopf, die andere Hand lag auf seinem Bauch. Die Decke war bereits wieder bis zur Hüfte hinuntergeglitten, kein Wunder, schließlich lag Ryan keine zehn Minuten still. Aber sie würde sich nicht beschweren, denn deshalb konnte sie nun seine nackte Brust bewundern. Sie war gebräunt, als würde er sich oft ohne T-Shirt im Freien aufhalten, dunkle Locken bildeten ein schmales V, das in einem dünnen Strich unter dem Bund seiner Boxershorts verschwand.
Zu gerne würde sie ihn berühren, seine warme Haut kosten und endlich all die Leidenschaft herauslassen, die seit Tagen in ihr brodelte. Doch das war zu gefährlich. Aber vielleicht konnte sie wenigstens für einen kurzen Moment als Mensch mit ihm zusammen im Bett liegen. Um ihn nur ein einziges Mal nicht aus ihrer Leopardenperspektive wahrzunehmen, sondern auf gleicher Augenhöhe. Sehnsucht breitete sich in ihr aus, bis sie sich entschied, es zu wagen. Es war dunkel im Raum, und sollte Ryan aufwachen, hatte sie immer noch genug Zeit, sich zurückzuverwandeln.
Ihre Pfoten verursachten kein Geräusch, als sie um das Bett herumlief, damit sie außerhalb von Ryans Sichtweite war, und sich dort auf den Boden legte. Nach einem letzten ängstlichen Blick und der Feststellung, dass sich sein Atemrhythmus nicht geändert hatte, schloss sie die Augen und verwandelte sich. Diesmal ging es etwas leichter, vielleicht, weil sie Ryan so nah war und die Versuchung, ihn zu berühren, so stark. Lautlos löste sie ihre Verbände. Wenn sie nachher das Haus verließ, würde sie damit sowieso zu sehr auffallen. Kainda zog sich am Bettrahmen hoch und ließ sich vorsichtig auf die Matratze sinken. Zentimeter für Zentimeter schob sie sich höher, bis sie schließlich neben Ryan lag. Ihre Hand glitt wie von selbst über das Bettlaken auf seinen muskulösen Arm zu. Der Kontrast ihrer braunen
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