Ghostwalker 03 - Raven, M: Ghostwalker 03
einem Feuerzeug ab, während er eine Zigarette in der anderen Hand hielt.
Einer der Männer verunsichert, der andere abgelenkt – eine bessere Gelegenheit zuzuschlagen würde Melvin nie bekommen. Lautlos kletterte er im Baum tiefer, um sich eine gute Ausgangsposition auf einem der unteren Äste zu sichern. Er wartete, bis sie direkt unter ihm waren, bevor er mit einem gewaltigen Satz auf sie sprang. Hart prallte er auf die Rücken der beiden Männer und brachte sie damit zu Fall. Für einen Moment blieb Melvin die Luft weg, doch dann rappelte er sich wieder auf. Fluchend wälzten sich die Männer im Schnee, während sie versuchten, wieder auf die Füße zu kommen. Es dauerte eine Weile, bis sie verstanden, was passiert war. Carl versuchte, nach seiner Waffe zu greifen, doch sie war beim Sturz unter ihm gelandet. Sein Kumpan hatte etwas mehr Glück, schaffte es allerdings nicht, richtig zu zielen, bevor er abdrückte. Ein Schuss löste sich aus dem Gewehr, doch die Kugel schlug harmlos in den Stamm des Baumes ein.
Wut brach aus Melvin hervor, die er viel zu lange eingedämmt hatte. Mit einem lauten Fauchen griff er die Verbrecher an. Seine Pranke wischte den Gewehrlauf zur Seite, die Waffe rutschte dem Mann aus den nassen Händen und landete einige Meter entfernt im Schnee. Ein schmerzerfüllter Schrei ertönte, anscheinend hatte er auch die Hand des Verbrechers erwischt, aber das war ihm nur recht. Dann würde der Kerl es sich vielleicht zweimal überlegen, bevor er ihn angriff. Carl schien das dagegen noch nicht begriffen zu haben, er hatte ein langes Messer aus einer Scheide an seinem Gürtel gezogen und fuchtelte nun damit herum.
„Komm schon, du kleiner Scheißer! Du glaubst doch wohl nicht, dass ich Angst vor dir habe?“ Er hatte sich inzwischen auf die Knie hochgearbeitet, wirkte dadurch aber nicht wirklich bedrohlicher. Sein Gesicht war kalkweiß, und seine Augen huschten umher, als suchte er einen Ausweg aus dieser Lage.
Sein Kumpan stieß ein Wimmern aus und hielt die verletzte Hand gegen seine Brust gepresst. Von ihm war keine Gegenwehr mehr zu erwarten, deshalb konzentrierte Melvin sich auf das Großmaul. Der stieß seinem Freund einen Ellbogen in die Rippen. „Hör auf zu jammern und versuch an mein Gewehr zu kommen.“ Auch wenn er nur flüsterte, hatte Melvin keine Schwierigkeiten, ihn zu verstehen. Mit einem tiefen Grollen täuschte er einen Angriff von der rechten Seite vor, um dann im letzten Moment abzudrehen und Carls unbewachte Seite zu attackieren. Seine Zähne gruben sich in den fleischigen Oberarm, und er konnte den Knochen knirschen hören.
Er ließ los, als Blut sein Maul füllte. Angewidert spuckte er aus und beobachtete, wie Carl laut schreiend seinen Arm umklammerte. Das Messer hatte er fallen gelassen, und Melvin begrub es mit einer Pfote im Schnee. Zu mehr hatte er keine Zeit, denn Carl hatte sich wieder etwas erholt und versuchte, ihn mit Fußtritten auf Abstand zu halten. Melvin wich ein Stück zurück und beobachtete, wie der Verbrecher seine Kraft vergeudete. Da er keine Zeit zu verschenken hatte, beschloss Melvin, dem Trauerspiel ein Ende zu bereiten. Mit einem gewaltigen Satz übersprang er die Abwehrversuche und landete direkt auf den beiden Männern, die daraufhin mit einem deutlich vernehmbaren Knacken mit ihren Köpfen zusammenstießen und benommen liegen blieben.
Das war die Gelegenheit, auf die Melvin gewartet hatte. Er verwandelte sich, holte sich das Gewehr und schlug die Männer mit gut platzierten Schlägen des Kolbens gegen die Schläfe bewusstlos. Damit sie ihm nicht weiter folgen konnten, wenn sie wieder aufwachten, fesselte er sie mit den Riemen ihrer Rucksäcke an einen Baum. Anschließend verwischte er seine Fußabdrücke, hängte sich die beiden Gewehre über den Rücken und verwandelte sich zurück. Sollten sie sich doch fragen, wie ein Berglöwe sie gefesselt haben konnte, wenn sie wieder aufwachten. Er würde den Adlerwandlern sagen, wo sie die beiden Kerle finden konnten, und ihnen die Entscheidung überlassen, was mit ihnen geschehen sollte. Wichtiger war jetzt, dass er so schnell wie möglich dem Rest der Menschengruppe folgte, um sie wenn möglich noch aufzuhalten. Nach einem letzten Blick auf die bewusstlosen Männer lief er los.
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Jamila blickte von ihrem Buch auf, in das sie ohnehin seit Stunden nur gestarrt hatte, ohne wirklich etwas zu sehen, als es laut an der Tür klopfte. Fay war vor einiger Zeit aufgebrochen, um im Wald nach
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