Ghostwalker 03 - Raven, M: Ghostwalker 03
ihnen zum Lager zurückkehrte. Da er die anderen Ratsmitglieder derzeit nicht erreichen konnte, hatte er die Sache eigenmächtig entschieden, aber er wusste, dass sie letztendlich seiner Entscheidung folgen würden. Es kam ihm gefährlicher vor, Melvin alleine durch die Wildnis streifen zu lassen, wo er jederzeit erneut auf Menschen treffen konnte. Außerdem war Conner im Lager und würde sich darum kümmern, dass Melvin keinen Unsinn anstellte.
Dafür hatten sie Amber bei den Adlern zurückgelassen. Sie war nicht dazu zu bewegen gewesen, Griffin zu verlassen. Nachdem Finn die Verletzungen gesehen hatte, konnte er sie verstehen, aber er ließ sie nach allem, was passiert war, trotzdem ungern dort zurück.
„Glaubst du, Amber wird dort bleiben?“ Coyle schien den gleichen Gedanken nachzuhängen wie er selbst. Es war offensichtlich, dass er sich Sorgen um seine Schwester machte.
„Für immer? Nein, das denke ich nicht. Aber vermutlich so lange, bis es Griffin besser geht. Sie wird ihn nicht alleine lassen wollen.“
Coyle stieß einen tiefen Seufzer aus. „Ich befürchte es auch.“ Seine Stimme war leise. „Was ist, wenn es noch einen Angriff gibt? Die Adler haben ja nicht mal Telefon oder Internet, damit sie Hilfe rufen können!“
„Ja, aber so wie Griffin aussah, verstehe ich, dass Amber bei ihm bleiben will.“ Finn hätte an ihrer Stelle vermutlich genauso gehandelt.
„Hoffentlich wird er wieder fliegen können, denn wenn ich die Beziehung jetzt schon schwierig finde, wäre sie dann noch viel komplizierter.“
Finn konnte ihm nur zustimmen. Den Rest des Weges schwiegen sie, ausgelaugt vom Kampf und der langen Strecke. Harmons Körper schien mit jedem Schritt schwerer zu werden, was vermutlich vor allem daran lag, dass Finn seinen Eltern und den anderen Gruppenmitgliedern gegenübertreten und erklären musste, wie das passieren konnte. Oder es lag an der Kälte, die seine Muskeln steif werden ließ.
Falk und Keira waren die Ersten, die zu ihnen stießen. Nach einem langen Blick auf den eingewickelten Körper schlossen sie sich ihnen schweigend in Berglöwenform an. Finns Kehle zog sich zusammen, und er hatte Mühe zu schlucken. Der Druck hinter seinem Brustbein steigerte sich, bis er das Gefühl hatte, er müsste jeden Moment bersten, wenn sich die Anspannung nicht bald löste. Es dauerte nicht lange, bis die ersten Rufe ertönten, und als sie endlich auf die Lichtung traten, hatten sich bereits fast alle Bewohner des Lagers versammelt. Unwillkürlich suchte Finn nach Jamila und sog ihren Anblick gierig in sich auf. Sie stand am Rand der Menge, ihre Arme um sich geschlungen, und Tränen liefen über ihre Wangen. Als sie seinen Blick bemerkte, versuchte sie ein Lächeln, doch sie scheiterte kläglich. Finn wollte sie umarmen und in ihrer Wärme versinken, doch er wusste, dass es noch lange dauern würde, bis er heute dazu kam. Zuerst standen andere Dinge an, die nicht aufgeschoben werden konnten.
„ Nein! “
Finn schloss für einen Moment die Augen, als der Schrei ertönte. Harmons Mutter schob sich durch die Menge und blieb abrupt vor der Plane stehen.
Flehend sah sie ihn an. „Bitte sag mir, dass das nicht mein Sohn ist.“ Ihre Finger bohrten sich in seinen Arm.
„Es tut mir so leid, Enya.“ Sie konnte ebenso wie er am Geruch erkennen, wer dort lag.
Tränen liefen über ihre bleichen Wangen, und sie vergrub ihr Gesicht an der Brust ihres Gefährten. Roven schloss sie in seine Arme und blickte Finn über ihren Kopf hinweg an. Es stand ein solcher Schmerz in seinen Augen, dass Finn ihn körperlich spürte.
„Habt ihr die Menschen besiegt?“
„Ja, sie sind tot.“ Finn hielt es für besser, die zwei Männer nicht zu erwähnen, die Melvin an einen Baum gefesselt zurückgelassen hatte. Roven musste wissen, dass der Mörder seines Sohnes tot war, so viel war offensichtlich. Und das konnte Finn mit hundertprozentiger Sicherheit sagen, denn er war derjenige gewesen, der sich auf den Mann gestürzt hatte, nachdem dieser Harmon erschossen hatte. Die Erinnerung an den hohen, dünnen Schrei und den Geschmack des Blutes ließen Finn schaudern.
Er schüttelte die Erinnerung ab und blickte auf. Die gesamte Gruppe mit Ausnahme der Kinder stand schweigend um sie herum, Schock auf ihren Gesichtern. Der letzte Berglöwenwandler, der durch Menschenhand gestorben war, war Coyles und Ambers Vater gewesen. Kein Wunder, dass sein Freund so still war, sicher erinnerte er sich an den Moment, als er seinen
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