Ghostwalker 04. Fluch der Wahrheit
einen anderen sinnvollen Grund dafür haben. Aber nicht, weil Sie denken, dass Sie mir zur Last fallen würden, denn das ist allein meine Entscheidung.« Auch wenn er sich inzwischen beinahe wünschte, er hätte es nicht angeboten. Schon jetzt war ihm bewusst, dass es nicht gut sein würde, sich weiter in Caitlins Nähe aufzuhalten.
Er konnte deutlich sehen, wie Caitlin mit sich kämpfte, bis sie zu einer Entscheidung kam. »Okay, ich nehme Ihr Angebot gerne an. Vielen Dank.« Torik nickte zufrieden und wollte in den Jeep steigen, als sie ihre Hand auf seinen Arm legte. »Aber ich möchte Ihnen auch einen Vorschlag machen.«
»Ich höre.« Er erwartete das Schlimmste.
Caitlin setzte eine entschlossene Miene auf. »Sie können hier übernachten, wenn Sie möchten. Dann brauchen Sie nicht in die Stadt zu fahren, nur um morgen früh wieder zurückzukommen.« Als er schwieg, wurde sie unsicher. »Sie sagten doch, Sie suchten nach einer Unterkunft. Aber wenn Sie natürlich lieber in der Stadt sein wollen, weil es da mehr zu tun gibt … «
»Nein, ein Bett reicht mir völlig.« Diese Einladung war die ideale Möglichkeit, in ihr Haus zu kommen und dort nach Informationen zu suchen – das konnte er gar nicht ablehnen. Jedenfalls bildete er sich ein, dass er ihren Vorschlag nur deshalb überhaupt ernsthaft in Betracht zog. »Wenn es Ihnen nichts ausmacht, einen fremden Mann in Ihrer Nähe zu haben, bleibe ich hier.«
Sie entspannte sich etwas. »Sie sind ja inzwischen kein Fremder mehr. Außerdem muss ich ehrlich gestehen, dass ich mich hier alleine im Moment nicht sicher fühle.«
Ein kleiner Hauch schlechten Gewissens meldete sich bei Torik, doch er unterdrückte ihn sofort. Auch wenn er seine eigenen Gründe hatte, bei ihr zu bleiben, würde er doch dafür sorgen, dass Caitlin in Sicherheit war. Also hatten sie beide etwas davon. »Ich glaube nicht, dass die Kerle es noch mal versuchen werden, wenn mein Jeep vor der Garage steht.«
Caitlin nickte eifrig. »Das denke ich auch nicht. Wenn Sie einen Moment warten, hole ich den Schlüssel für das Gästeapartment.« Ohne eine Antwort abzuwarten, lief sie zurück ins Haus.
Torik holte seine Tasche aus dem Jeep und wartete ungeduldig auf Caitlins Rückkehr. Je länger er in der Menschenwelt unterwegs war, desto dringlicher wollte er sich verwandeln und in Berglöwenform umherstreifen. Auch wenn er im Gegensatz zu den meisten Vollblut-Wandlern seine menschliche Gestalt mühelos halten konnte, brauchte er trotzdem seine andere Seite, um sich wohlzufühlen. Doch es würde nicht mehr allzu lange dauern, bis er allein war und tun konnte, was er wollte.
Caitlin kam zurück und wedelte mit einem Schlüsselbund. »Tut mir leid, ich musste ihn erst suchen, bisher hatte ich noch nie Gäste.« Sie redete weiter, während sie ihn zum Eingang neben der Garage führte. »Ich lüfte aber regelmäßig, und frische Bettwäsche liegt im Schrank.«
»Es wird bestimmt deutlich angenehmer sein als ein Motelzimmer.«
Caitlin lächelte. »Zumindest ruhiger. Nachts fährt hier kaum jemals ein Auto vorbei.« Sie schloss die Tür auf und winkte ihn herein. »Hinter der anderen Tür ist das Bad. Es gibt auch einen kleinen Kühlschrank, aber da ich nicht auf Besuch eingestellt war, ist er nicht an. Wenn Sie irgendetwas brauchen, kommen Sie einfach zum Haus. Wie Sie ja wissen, habe ich mehr als genug Lebensmittel eingekauft.« Sie blickte selbstironisch an sich herunter. »Sie würden mir sogar einen Gefallen tun, wenn Sie mit mir essen, damit ich nicht in Versuchung gerate, mehr zu essen, als ich sollte.«
Torik sah sich in dem Raum um, der gemütlich eingerichtet war und ihm genug Platz zum Atmen ließ. »Später gerne, ich denke, Sie sollten sich erst ein wenig ausruhen.« Und er musste dringend raus.
»Ich werde mich gleich in die Wanne legen, dann bin ich bald wieder fit.« Röte war in ihre Wangen gestiegen. »Wir sehen uns also später?«
Torik wusste, er sollte das nicht tun, aber da er schließlich auch etwas essen musste und sich so unauffällig im Haus umsehen konnte, nickte er schließlich. »Ja.«
Caitlin ging rückwärts zur Tür. »Gut. Fühlen Sie sich hier wie zu Hause.«
»Das werde ich.« Die Lüge war sicher erlaubt, wenn sie dabei half, Caitlin zu beruhigen. Ihr zufriedenes Lächeln belohnte ihn dafür. Schließlich drehte sie sich um und verließ den Raum. »Caitlin.« Er merkte erst, dass er laut gesprochen hatte, als sie noch einmal ihren Kopf
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