Ghostwalker 04. Fluch der Wahrheit
interessanter.«
Sie verdrehte die Augen. »Männer.«
Irritiert darüber, wie gerne er dieses Geplänkel mit ihr noch weiter fortgesetzt hätte, drehte er sich um und notierte das Kennzeichen auf dem Block. Er durfte sich nicht von seiner Mission ablenken lassen. Doch das war in Caitlins Nähe schwieriger als gedacht.
Nach kurzer Überlegung fügte er noch eine Beschreibung der Verbrecher hinzu, die er dank seiner besseren Sehkraft auch im Halbdunkel der Gasse gut erkannt hatte. Es machte ihm Sorgen, dass sie sich gar nicht bemüht hatten, ihre Gesichter zu verdecken. Hatten sie vorgehabt, Caitlin zu töten? Zumindest der eine Mistkerl schien es in Kauf genommen zu haben, als er sie durch die Gasse zerrte und ihr dabei die Luft abschnürte. Bei dem Gedanken daran schloss Torik für einen Moment die Augen. Als Caitlin dort bewusstlos vor ihm auf dem dreckigen Boden gelegen hatte, war ihm klar geworden, dass er sie nicht tot sehen wollte, egal, ob sie eine Bedrohung für die Wandler darstellte oder nicht. Aber das war ihm eigentlich schon vorher bewusst gewesen, als er ihr in die Gasse gefolgt war und nicht tatenlos zusehen konnte, wie sie verzweifelt gegen den Angreifer kämpfte.
Torik drehte sich wieder um und sah einen Moment zu, wie Caitlin die Lebensmittel in den Schränken und im Kühlschrank verstaute. »Kann ich Ihnen dabei helfen?« Beinahe sofort bereute er sein Angebot. Er sollte so schnell wie möglich von hier verschwinden, anstatt sich immer neue Möglichkeiten auszudenken, in ihrer Nähe zu bleiben.
»Nein, danke, es geht schon. Sie wollen jetzt sicher los.«
Das wollte er nicht, aber es wurde eindeutig Zeit, dass er sich zurückzog und ihrer unerwartet starken Anziehung entkam. »Es ist besser, wenn ich gehe, damit Sie sich ausruhen können.«
Ein Gefühl lag in Caitlins Augen, das er nicht zu deuten vermochte. Für einen langen Moment sah sie ihn nur an, dann nickte sie. »Ich bringe Sie nach draußen.«
Caitlin ging voraus zur Tür und blieb neben seinem Jeep stehen. Torik sah über ihr Grundstück, das vom Hügel aus direkt in den See zu münden schien, obwohl die Straße dazwischenlag. Der Himmel nahm langsam die samtene Dunkelheit der Nacht an, die Berge am anderen Flussufer wirkten beinahe durchsichtig. »Es ist schön hier.«
Lächelnd blickte Caitlin ebenfalls zum See. »Ja, das ist es. Ich bin vorletztes Jahr durch Zufall hier vorbeigekommen, habe das ›Zu verkaufen‹-Schild gesehen und musste das Haus unbedingt haben. Und ich habe es bisher keinen Tag bereut.«
»Das kann ich mir vorstellen.« Torik wandte sich ihr zu. »Kommen Sie zurecht?«
Sofort wich die Freude aus ihrem Gesicht. »Ich denke schon.« Caitlin hielt ihm die Hand hin. »Noch einmal vielen Dank für alles, ich weiß nicht, was ich ohne Sie gemacht hätte.«
Torik ergriff ihre Hand, die in seiner größeren beinahe verschwand. »Ich habe Ihnen gerne geholfen.« Widerwillig ließ er sie los. Es fühlte sich zu gut an, sie noch einmal zu berühren. Und genau aus diesem Grund sollte er so schnell wie möglich von hier verschwinden. Torik öffnete die Tür des Jeeps, als hinter ihm ein Keuchen ertönte. Kampfbereit wirbelte er herum, aber Caitlin starrte nur auf den Wagen. »Was ist?«
»Ich habe mich gerade wieder daran erinnert, dass mein Auto noch in West Yellowstone steht. Daran hatte ich gar nicht mehr gedacht.« Sie lächelte ihm schwach zu. »Aber das ist mein Problem. Ich wünsche Ihnen eine gute Fahrt.«
Torik sah sie einen Moment lang an, bevor er eine Entscheidung traf. »Ich hole Sie morgen früh ab und bringe Sie zu Ihrem Wagen.« Er versuchte sich einzureden, dass er das nur anbot, damit er die Möglichkeit hatte, herauszufinden, was sie wusste, doch es gelang ihm nicht ganz.
»Nein, das geht nicht.« Caitlin blickte ihn verstört an.
Torik hob seine Augenbrauen. »Wieso nicht?«
»Sie müssen doch bestimmt irgendwohin, und außerdem kann ich auf keinen Fall verlangen, dass Sie den ganzen Weg zurück zur Stadt fahren und morgen dann noch einmal die gleiche Strecke.«
Langsam lehnte er sich an den Jeep und verschränkte seine Arme über der Brust. »Zuerst einmal muss ich nirgendwohin, ich habe Urlaub und kann machen, was ich will. Und ich kann mich nicht erinnern, dass Sie verlangt haben, dass ich Sie in die Stadt bringe, sondern ich habe es angeboten.«
»Ja, aber … «
Torik ließ sie nicht ausreden. »Aber was? Sie können ablehnen, wenn Sie nicht noch einmal mit mir fahren wollen oder Sie
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