Ghostwalker 04. Fluch der Wahrheit
wirken als sonst, seine Wangenknochen stachen scharf hervor. Es war die Hitze in seinen Augen, die sie davon überzeugte, die richtige Entscheidung getroffen zu haben.
»Nehmen Sie sich ruhig ein Stück, bevor es kalt wird.« Sein Blick huschte zu ihren Brüsten, und Caitlin erkannte, dass ihre Worte auch anders aufgefasst werden konnten. »Pizza.«
Mit einem leichten Lächeln schlossen sich Toriks lange, schlanke Finger um ein Stück Pizza, und Caitlin wünschte fast, sie hätte den Mut, sich auf eine Affäre mit einem Fremden einzulassen. Aber das kam auf keinen Fall infrage, sie hatte vor langer Zeit erkannt, dass Sex ohne Liebe sie einsamer und unzufriedener als zuvor zurückließ. Oder vielleicht hatte sie nie den richtigen Mann dafür getroffen. Caitlin kniff die Augen zusammen, als ihr Verlangen ihr vorgaukelte, dass Torik auch an ihr interessiert war und es diesmal vielleicht anders wäre. Sie war keine von den Frauen, denen die Männer hinterherliefen, dazu war sie zu … unauffällig. Außerdem konnte sie Toriks Verhalten immer noch nicht deuten. Mal wirkte es fast, als würde er ihr gerne näherkommen, und dann wieder als würde er am liebsten flüchten.
»Wollen Sie nichts essen?«
Caitlin riss die Augen wieder auf. Torik blickte sie neugierig an, wahrscheinlich fragte er sich schon, ob sie ein wenig verrückt war. Abrupt richtete sie sich gerade auf und nahm sich ebenfalls ein Stück Pizza. »Ach, ich habe die Getränke ganz vergessen. Was kann ich Ihnen anbieten? Wasser, Saft, Cola, Bier, Wein?«
»Cola, bitte.«
Rasch erhob sie sich und holte die Getränke aus der Küche. Kurz vor dem Durchgang hielt sie noch einmal an, stellte die Flaschen auf die Arbeitsplatte und zog an ihrer Bluse. Zufrieden, dass der Ausschnitt damit noch tiefer saß, kehrte sie schließlich ins Esszimmer zurück. Torik sah auf, als sie eintrat, und sein Blick zeigte ihr, dass er es bemerkt hatte. Meine Güte, was tat sie denn da? Auch wenn sie es genoss, zur Abwechslung die Aufmerksamkeit eines Mannes zu besitzen und sich begehrenswert zu fühlen, war ihr klar, dass daraus nichts werden konnte. Torik würde am Ende des Abends in das Gästeapartment zurückkehren, und sie würde wach liegen und sich fragen, was geschehen wäre, wenn sie den Mut gehabt hätte, ihm deutlicher zu zeigen, dass sie an ihm interessiert war. Obwohl, noch deutlicher? Torik hätte tot oder strohdumm sein müssen, um ihre Signale nicht wahrzunehmen, und er war eindeutig keines von beidem. Aber wollte sie einen Mann, der sie nur wegen ihrer Brüste begehrte?
Caitlin beugte sich über den Tisch und schenkte ihm ein. Der Flaschenhals berührte klirrend das Glas, so sehr zitterten ihre Hände. Sie traute sich nicht, zu Torik zu sehen, um festzustellen, ob er die Gelegenheit nutzte, seinen Blick noch einmal tief in ihren Ausschnitt gleiten zu lassen. Stattdessen stellte sie die Flasche auf den Tisch und setzte sich. Überrascht sah sie auf, als sie ein unterdrücktes Stöhnen hörte. Torik hatte die Augen geschlossen und sah aus, als hätte er Schmerzen.
»Was haben Sie?«
Seine Lider hoben sich langsam, und es schien, als wäre die Iris heller als vorher. Das musste am Licht liegen. »Die Pizza ist fantastisch.«
Erleichtert lachte Caitlin auf. »Danke. Ich freue mich, dass sie Ihnen schmeckt.«
»Sie wohnen hier allein?«
»Ja.« Überrascht legte Caitlin den Kopf schief. »Warum fragen Sie?«
»Ich wundere mich nur, dass Sie keinen Freund oder Mann haben.« Torik schob ein Stück Pizza in den Mund und kaute genüsslich.
Lächelnd lehnte Caitlin sich zurück. »Weil ich so gut Pizza backe?«
»Unter anderem.« Er sah zwar nicht in ihren Ausschnitt, aber sie konnte sich auch so denken, was er meinte.
Caitlin hob die Schultern. »Anscheinend sind andere Männer nicht in der Lage, das zu erkennen.« Weil das viel zu wehleidig klang, redete sie schnell weiter. »Davon abgesehen liegt es eher daran, dass ich noch keinen Mann getroffen habe, bei dem ich mir hätte vorstellen können, mein ganzes Leben mit ihm zu verbringen.«
Toriks Augen verloren den Glanz. »Das verstehe ich.«
»Dann haben Sie bisher auch noch nicht die richtige Frau gefunden?« Caitlin hielt den Atem an, obwohl sie genau wusste, dass sie nicht fragen sollte.
»Doch.« Das Wort klang abgehackt, und Toriks Miene drückte aus, dass er nicht darüber sprechen wollte.
Pech für ihn, sie wollte eine richtige Antwort. »Dann haben Sie also eine Frau?« Abwesend strich er über die
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