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Gib den Jungs zwei Küsse: Die letzten Wünsche einer Mutter

Gib den Jungs zwei Küsse: Die letzten Wünsche einer Mutter

Titel: Gib den Jungs zwei Küsse: Die letzten Wünsche einer Mutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: St John Greene
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sich.
    Ich verabschiedete mich mit einem Lachen. Sie war ein reizendes Mädchen, für mich aber eindeutig zu jung.
    Ich ging davon aus, dass sich die Sache damit erledigt hatte, aber damit unterschätzte ich ihre Entschlossenheit. Von mir unbemerkt hatte Kate während des Kusses beschlossen, dass ich »der Richtige« war. Jahre später erzählte sie mir, ihr sei »ganz komisch« geworden, als ich ihr bei unserer Begegnung den Arm über die Schulter gelegt hatte, um ihr zu versichern, dass Anna schon wieder in Ordnung kommen werde. Deshalb hatte sie angefangen zu zittern: Es hatte gar nichts mit ihrer Angst vor den Rabauken auf der Rollschuhbahn zu tun. Schon da habe sie entschieden, dass ich ihr gehören würde, der Kuss habe diesen Entschluss dann noch besiegelt. Sie war ganz und gar nicht gewillt, ein Nein zu akzeptieren: Ich war ihr Mann, und damit hatte es sich.
    Ein Glück, dass sie nicht aufgegeben hatte, dachte ich jetzt, als meine Augen abwechselnd zu den Liebesbriefen und Kates Tagebuch blickten. Dank meiner lebhaften Kate, die nie aufgab, waren uns all diese gemeinsamen Jahre vergönnt gewesen. Als ich ihr erklärt hatte, dass sie mit ihren fünfzehn Jahren zu jung für mich sei, bestand sie darauf, dass wir wenigstens »in der Zwischenzeit« gute Freunde sein würden.
    Eines Samstagabends nach der Disco auf der Rollschuhbahn überredete sie mich dazu, sie auf einen Kaffee mit zu ihr nach Hause zu begleiten, und ihr Vater, der sie abholte, willigte zögernd ein, dass ich seinem Wagen folgen durfte. Idiot, der ich war, konnte ich mich natürlich nicht zurückhalten und musste auf meinem Motorrad unbedingt angeben, indem ich Kates Dad überholte und Schleifen um seine Familienkutsche fuhr. Ich saß auf meiner rassigen Suzuki Silverstone und ließ den Motor laut aufheulen, weil ich mir mit meinen spitzen Schuhen und dem Alien-II-Helm unwiderstehlich vorkam.
    Als wir vor ihrem außerordentlich gepflegten Vorortshaus in Portishead anhielten, stand Kates Vater Martin regelrecht unter Dampf. Ich glaube nicht, dass Christine, Kates tolerantere, aber sehr behütende Mutter, sehr beeindruckt war, schon gar nicht, als sie mich in meinen schwarzen Lederklamotten die Einfahrt hinaufstolzieren sah, gefolgt von Kate, die sich an meinem Anblick weidete. Auch mein Ruf eilte mir voraus. Kates clevere Eltern brauchten nicht lange, um herauszufinden, dass ich bereits eine feste Freundin hatte, ganz zu schweigen von dem Schwarm anderer Mädchen, die ich im Schlepptau hatte, und so erteilten sie Kate unverzüglich ein Besuchsverbot für die Rollschuh-Disco.
    Rückblickend kann ich es ihnen nicht verdenken, dass sie um ihre einzige Tochter besorgt waren. Kate hatte davor noch keine ernsthafte Beziehung gehabt, und ich war als erster fester Freund wahrlich keine Idealbesetzung – tatsächlich war ich für Eltern jugendlicher Mädchen eher der sprichwörtliche Alptraum. Wegen des Altersunterschieds nahm ich ihre Maßnahme bereitwillig hin, obwohl ich auf Kate in ihren engen Hosen voll abfuhr. Doch die frühreife Kate verfolgte natürlich andere Pläne und sagte mir, ich »werde von ihr hören«, denn sie sei nicht bereit, kampflos aufzugeben. Und sie hat definitiv Wort gehalten. Kate spielte Badminton und tauchte daraufhin in den vielen über die Stadt verteilten Freizeitzentren auf, in denen ich arbeitete. Ich genoss die Aufmerksamkeit – welcher Kerl hätte das nicht getan? Aber sie war noch immer zu jung, und ich war noch immer von jeder Menge anderer hübscher Mädchen umgeben. Ich erklärte ihr, dass ich sie wirklich gern zur Freundin haben wollte, aber keine Lust auf Auseinandersetzungen wegen ihres Alters oder ihrer Eltern hatte, was sich meiner Meinung nach nicht voneinander trennen ließ.
    »Willst du auf mich warten?«, fragte sie mich immer und immer wieder.
    »Willst du mein fester Freund sein, wenn ich sechzehn bin?«
    »Das sehen wir dann«, erwiderte ich. »Du bist ein tolles Mädchen. Wahrscheinlich bist du vorher schon mit einem anderen auf und davon.«
    »Ich will keinen anderen außer dir, Singe«, sagte sie. »Ich will dich heiraten. Ich will auf immer und ewig mit dir zusammen sein.«
    Ich lächelte und lachte und badete mich in ihrer Zuneigung, für Kate allerdings war die Sache todernst.
    Damals fand ich es cool, meinen Arm mit schmalen Silberarmreifen zu schmücken, und viele der Mädchen, die ich kannte, schenkten mir so einen Reif. Eines Tages tauchte Kate aus heiterem Himmel auf und schenkte mir

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