Gib mir deine Seele
neues Glas vor ihm ab und beugte sich danach weit über den Tresen. »Senyor Jaume und seine Zwillingshuren haben ein neues Opfer. Ich wette mit dir, dass er sie noch heute Nacht mit seinen Kumpels einreiten wird. Was diese Mädchen nur immer glauben …«
Ein anderer Gast rief sie zu sich und unterbrach, was immer sie noch hatte sagen wollen.
Nicholas, den ihr Gerede nicht besonders interessiert hatte, sah sich dennoch um. Der untersetzte Typ in Leder musste Jaume sein. Besitzergreifend hatte er die Arme um seine Begleiterinnen gelegt, die unschwer als Zwillinge zu erkennen waren. Nicholas’ Aufmerksamkeit allerdings galt sofort der Frau, die gerade ein Glas Sekt entgegennahm. Venus war, mit Verlaub, nichts dagegen. Schwarze Haare, schmale Schultern, ihre bloßen Arme ungewöhnlich weiß, und eine Taille, wie er sie zuletzt bei Pauline bewundert hatte. Die Schnürung ihres Kleides betonte die vollkommene Figur und ließ am Saum bei jeder Bewegung zarte Haut über dem Spitzenrand dunkler Strümpfe vorblitzen.
Sofort wurde er hart, obwohl in seinem Kopf nur ein Name herumspukte. Jene Frau war für ihn tabu, diese Schönheit aber nicht. Mit schmalen Augen beobachtete er, wie sie kurz am Glas nippte und den Rest des Getränks danach unauffällig in die künstlichen Grünpflanzen entsorgte. In der Hand hielt sie eine Leine. Der Sub stand neben ihr, und wenn Nicholas dessen Körperhaltung richtig interpretierte, dann fühlte er sich unwohl.
Hatte die Barkeeperin etwa recht mit ihrer Vermutung? Die Schönheit lachte, griff nach einem neuen Glas und gab ihrem Begleiter zu trinken, der sich daraufhin prompt verschluckte und husten musste. Nicholas bemerkte davon kaum etwas. Die Fremde verzauberte ihn. Sie war sein Ambrosia, jeder Hüftschwung qualvoller als eine Reise über den Styx.
Als hätte der Sub sein Interesse gespürt, sah er zu ihm herüber. Erkennen zeichnete sich in seinem Blick ab, doch es dauerte einige Sekunden, bis auch Nicholas die Verbindung herstellte. David!
Wenn der Sub David war, dann konnte die Göttin, die ihn beherrschte, nur Pauline sein. Eine Pauline, die auf einmal Mühe zu haben schien, sich der Hände zu erwehren, die nun nach ihr griffen. Zwei Männer, unschwer als Bodyguards zu erkennen, waren neben Jaume aufgetaucht und bedrängten sie.
Nicholas sah, dass David sie zu beschützen versuchte. Doch er schien Gleichgewichtsprobleme zu haben, und als er nach vorne taumelte, schlug Senyor Jaume ihm so heftig ins Gesicht, dass er mehrere Schritte zurückstolperte.
Höchste Zeit einzugreifen! Nicholas erhob sich ohne Eile und überquerte die Tanzfläche. Die Tänzer wichen ihm bereitwillig aus, als spürten sie instinktiv, dass mit ihm nicht zu spaßen war. Als er Pauline endlich erreichte, versuchten die zwei Männer, sie zu einer nahe gelegenen, versteckten Tür zu zerren, an der die blonden Zwillinge schon bereitstanden.
Pauline hatte ihn noch nicht entdeckt. Sie wehrte sich nach Kräften, hatte aber keine Chance, sich selbst zu befreien. Die anderen Besucher des Clubs, die in der Nähe gestanden oder getanzt hatten und auf die Szene aufmerksam geworden waren, schienen es offensichtlich für eine grandiose Showeinlage zu halten. Sie applaudierten und johlten obszöne Beleidigungen .
Solch einen Pöbel kannte Nicholas, Hilfe war hier nicht zu erwarten. Am liebsten hätte er Pauline sofort und mit Gewalt befreit. Doch diese Situation musste mit kühlem Verstand gemeistert werden.
»Danke, Senyor Jaume!«, sagte er, und seine Stimme übertönte nicht nur die Musik, sondern auch alle anderen Stimmen und Geräusche, obwohl er nicht einmal besonders laut gesprochen hatte. Eine seltsame Stille entstand, in der auch Pauline ihn wahrzunehmen schien. Sie wollte einen Schritt auf ihn zugehen, doch die Männer hielten sie noch grob an den Armen fest. Ohne ein weiteres Wort entwand Nicholas Pauline die Leine und warf sie einem der Kerle an ihrer Seite zu. »Hier, halt mal!«
Jaume hob die Hand, und sofort ließen seine Leute von Pauline ab. »Wer bist du?«, fragte er wütend, doch seine Mimik verriet, dass er Nicholas’ Dominanz anerkannte.
Nicholas ignorierte die Frage und sagte lächelnd: »Mein Häschen ist ein wenig wirr im Kopf, wie Sie sehen. Ich bitte um Entschuldigung für die Störung.«
»So einfach geht das nicht«, sagte einer von Jaumes Bodyguards. Das erlebnishungrige Publikum, das inzwischen einen engen Kreis um die Gruppe gebildet hatte, murmelte zustimmend. Erneut wurden
Weitere Kostenlose Bücher