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Gib mir deine Seele

Gib mir deine Seele

Titel: Gib mir deine Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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um sich zu sammeln.
    Jäh stand er auf und war mit wenigen Schritten hinter ihr. Sanft legte er ihr die Hände auf die Schultern, und als sie den Kopf hob, begegneten sich ihre Blicke in der nachtschwarzen Fensterscheibe. »Nach allem, was wir inzwischen wissen, hat Nicholas dir möglicherweise das Leben gerettet. Wenn das deine Art war, ihm Dankbarkeit zu erweisen …« Er beugte sich herab und küsste ihren Scheitel. Als sie sich umdrehen wollte, hielt er sie fest. »Das Wichtigste ist deine Karriere, Pauline.«
    Sie entwand sich seinem Griff, drehte sich um und sah ihn direkt an. »Nein, Constantin. Das Wichtigste ist mein Leben, das gibt es nämlich auch noch, wenn meine Stimme verloren geht. Das Wichtigste ist die Liebe … sind wir!«
    Wortlos und ohne zu blinzeln sah er sie lange an, bis auf einmal ein Lächeln sein Gesicht erstrahlen ließ, ein Lächeln, das endlich auch wieder die Augen erreichte. »Ich habe dir gesagt, dass du frei bist zu tun, was zu willst …«
    »Wenn ich die Konsequenzen dafür trage.«
    »So ist es. Wir haben eine Vereinbarung, Pauline. Egal, was du tust, du gehörst bis zum Winter mir.« Er zog sie wieder zu sich heran. »Ich glaube, für deinen Ungehorsam bist du ausreichend gestraft.«
    Am Morgen nach diesem Gespräch ließ sie sich von Constantin überreden, ihn auf seinen morgendlichen Laufrunden an der Strandpromenade entlang zu begleiten. Anfangs fiel es Pauline schwer, Schritt zu halten. Je mehr Kondition sie allerdings bekam, desto mehr Spaß machte ihr das gemeinsame Laufen. An einem besonders sonnigen Tag fuhren sie mit der Seilbahn über den Hafen auf den Montjuïc und besichtigten das Spanische Dorf, wo ganz Spanien auf kleinstem Raum nachgebildet war und in dem zahlreiche Handwerker ihre Kunst zeigten. Ein anderes Mal besuchten sie zusammen ein Konzert im Palau de la Música Catalana und sahen sich einige der beeindruckenden Jugendstilhäuser an.
    »Hier könnte man auch wohnten«, sagte Constantin beiläufig, als sie durch den Stadtteil Eixample schlenderten.
    Pauline ließ die geschwungenen Fenster und die ungewöhnlichen Formen, die eigentlich Heiterkeit hätten auslösen sollten, sie aber in ihrer Pracht eher bedrückten, auf sich wirken. »Ich mag deine Wohnung im El Gòtic lieber.« Sie suchte nach Worten. »Das Haus mit dem Innenhof, die Balkone, all das atmet und scheint mir erdverbundener zu sein.« Verlegen lachte sie. »Das klingt ein bisschen esoterisch, oder?«
    Constantin blieb stehen und gab ihr einen Kuss auf die Nasenspitze. »Es ist auch deine Wohnung, Pauline.«
    Es kam ihr vor, als hätte er ihr damit ein besonderes Geschenk gemacht, und sie hätte sich gern in ihrer Wohnung dafür erkenntlich gezeigt. Wie schade, dass sie in einer Viertelstunde zur letzten Kostümprobe im Theater sein musste.
    Constantin sah ihr hinterher, bis sie im Bühneneingang des Theaters verschwunden war. Danach kehrte er zur Wohnung zurück. Die Proben verliefen gut, und nach allem, was man ihm zugetragen hatte, würde Barcelona für Pauline eine weitere Stufe auf der steilen Karriereleiter werden. Er konnte zufrieden mit sich sein.
    An den Zwischenfall in jener Nacht wollte er nicht mehr denken. Sie verhielt sich eben gelegentlich wie ein ungebändigtes Fohlen, aber immerhin hatte sie das Gespräch mit ihm gesucht, und das war bereits eine beachtliche Entwicklung. All dies, gestand er sich ein, war Teil ihres einzigartigen Charmes, und er wäre nicht so weit in seinem Dasein gekommen, hätte er diese Erkenntnis nicht längst in seiner Strategie berücksichtigt. Er wollte sie nicht verändern, sondern ihre Stärken fördern. Pauline, wiewohl unendlich kostbarer, erinnerte ihn an Bernstein, der umso wertvoller wurde, je außergewöhnlicher die Einschlüsse waren, die dieses Gold des Nordens zu einem einmaligen Kleinod werden ließen. Seinem Kleinod.
    Lächelnd stieg er die Stufen zu seiner Wohnung hinauf und zog dabei das Handy aus der Tasche. Kurz darauf fragte er Nicholas: »Erledigt?«
    Jaume, der selbsternannte Herr von Barcelona, würde ganz gewiss zumindest in dieser Stadt für lange Zeit keine Frauen mehr belästigen, und seine Helfer dürften ebenfalls eine Weile aus dem Verkehr gezogen sein. Mittelamerika war ein gefährliches Pflaster. Wer wusste schon, was dem Mann nach seiner übereilten Steuerflucht dort alles zustoßen konnte?
    Niemand vergriff sich ungestraft an seinem Eigentum. Das hatte auch Erato feststellen müssen, als er sie endlich in der Wüste von

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