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Gib mir deine Seele

Gib mir deine Seele

Titel: Gib mir deine Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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Scheinwerferlicht.
    Seine Miene veränderte sich, und plötzlich lief sie zur Tür.
    »Was war das denn?«, fragte Pauline irritiert. »Hast du etwa versucht, das arme Mädchen zu hypnotisieren?«
    »Komm her, wir haben keine Zeit für deine seltsamen Fantasien.« Er half ihr aus dem Kostüm, warf einen Blick auf ihre Unterwäsche und seufzte. »Zieh das aus. Alles.«
    Allmählich erwachte die Neugier in Pauline. Was hat er vor? Sie streifte die Strümpfe über ihre Beine und ließ ihn dabei nicht eine Sekunde aus den Augen. Als sie sich aufrichtete, schlug die kleine Kugel der Mondkette an ihre Klitoris, und Pauline wäre beinahe in die Knie gegangen. Constantin schien sie mit den Augen zu verspeisen.
    »Geh duschen, aber beeil dich.«
    »Keine Wäsche?«, fragte sie ihn mit weicher Stimme, als sie vom Duft ihres Lieblingsduschgels eingehüllt zurückkehrte.
    »Ich werde dir jetzt das Kleid anziehen.« Selbst als er ein bodenlanges, cremefarbenes Kleid vom Bügel nahm, wirkten seine Bewegungen wie eine erotische Fantasie.
    Er war ihr nicht das erste Mal beim Ankleiden behilflich, aber als sie die Arme ausstreckte und die kühle Seide über ihren Körper glitt, fühlte sie sich für einen winzigen Augenblick tatsächlich wie eine Königin. Sie blickte in den Spiegel und beobachtete, wie sich ihr einzigartiger Kammerherr den Knöpfen an ihrem Rücken widmete. Der Stoff umhüllte sie wie ein hochgeschlossenes maßgeschneidertes Etui.
    »Das kann ich doch niemals allein ausziehen«, protestierte sie schwach.
    »Genau das ist der Plan.« Constantin drückte ihr einen Kuss in den Nacken und ließ danach seine Zähne über die empfindliche Haut kratzen, bis Pauline wollüstig stöhnte. Sie war seine Gefangene, und der Gedanke erregte sie, obwohl ihr bewusst war, dass er genau dies im Sinn hatte.
    Mit einer angedeuteten Verbeugung griff er nach ihrer linken Hand und schob ihr den Ring, den er für sie bewahrt hatte, zurück auf den Finger. »Bist du bereit, ma petite ?«
    »Ja, Constantin.« Pauline erkannte diesen Ton und war dankbar, dass er die Führung übernahm. Sie hatte der Musik ihre Seele geöffnet und sich in den überwältigenden Emotionen einer bedauernswerten Elisabeth de Valois beinahe verloren. Sie fühlte sich immer noch eine Spur orientierungslos, erschöpft und sehr verletzlich. In dieser Situation war jemand, der sich um alles kümmerte und dem sie bedingungslos vertraute, unersetzlich.
    Draußen stand Nicholas, und es war nicht zu übersehen, dass er ihre Tür bewacht hatte. »Wurde auch Zeit«, murmelte er und ging voran, um ihnen den Weg ins Vorderhaus zu zeigen.
    Nicholas , dachte Pauline beeindruckt, scheint sich überall auszukennen.
    Dann öffnete er eine Tür und trat zurück. Applaus brandete auf, und ehe Pauline begriff, was geschah, flammten Blitzlichter auf. Jemand hielt ihr ein Mikrofon dicht vors Gesicht und bombardierte sie mit Fragen, von denen sie nicht einmal die Hälfte verstand. Was vielleicht gut war, denn es half ihr, sich zu sammeln und ihr Lächeln beizubehalten, obwohl sie am liebsten geflohen wäre. Siobhan umarmte sie, der Regisseur klopfte ihr auf die Schulter, Frauen unterhielten sich halblaut über Paulines Kleid … wohlgemerkt nicht über ihre Stimme. Jemand reichte ihr Champagner, der heute eher wie gewässerte Sägespäne schmeckte. Kurz blitzte Davids Gesicht in der Menge auf, und sie geriet fast in Panik, als eine kräftige Hand sie voran zog. »Constantin?«
    »Ich bin bei dir, Liebes«, sagte er, und auf einmal herrschte Stille. Der Geruch von edlem Leder stieg ihr in die Nase. Und sein Duft. Männlich, ungezähmt und doch alles, was sie sich in diesem Augenblick wünschte. Sein Arm hielt sie fest, als sich der Wagen langsam in Bewegung setzte.
    Es dauerte nicht lange, bis sie in dieser vertrauten Umgebung wieder zu sich kam. »Ist es vorbei?«, fragte sie beklommen.
    »Es hat gerade erst begonnen.«
    Die Meldungen am nächsten Tag bestätigten, dass tatsächlich über 100.000 Zuschauer die Aufführung weltweit gesehen hatten, obwohl sie in den USA am hellen Tag ins Kino gehen und wahrscheinlich dafür auch noch frei nehmen mussten. Dieses überwältigende Interesse war natürlich der hochkarätigen Besetzung zu verdanken und der Dirigentin, die in New York bekannt und geschätzt war.
    Mit Paulines Auftritt hatte niemand gerechnet, doch nun überschlug sich das Feuilleton der großen Zeitungen beinahe auf der Suche nach Superlativen. Vom neuen Stern am Opernhimmel war

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