Gib mir deine Seele
begeistert.
»Ist es was Ernstes?«
Er zuckte mit den Schultern. »Das wird sich herausstellen. Jedenfalls kommt sie heute zum Konzert, aber wahrscheinlich hat sie die weite Reise nicht für mich, sondern für ihre Lieblingsband auf sich genommen.« Er seufzte tief und setzte ein schiefes Grinsen auf.
»Du hast sie eingeladen, stimmt’s?«
»Lilly musste in letzter Zeit viel arbeiten. Ich fand, sie hat eine Abwechslung verdient.«
»Im Gegensatz zu ihr kannst du ein Flug-Ticket und ein Bett in einem Luxus-Hotel wie diesem aus der Portokasse bezahlen, schätze ich.«
Er strich sich über den Dreitagebart. »Davon darfst du ausgehen.«
»In diesem Fall lass dir einen Tipp von einer erfahrenen Frau geben: Rasier dich vorher.«
»Erfahren, ja?« Nicholas blinzelte ihr zu. Dann jedoch erhellte ein erwartungsvolles Leuchten sein Gesicht. »Vielleicht hast du recht. Ich bin gleich zurück.«
Als sie die Halle erreichten, spielte die Vorgruppe bereits, und der Türsteher wollte sie nicht einlassen.
»Wir sind ausverkauft«, sagte er mit einem Akzent, den Pauline nicht verstand.
Ärgerlich wandte sie sich an Nicholas und bat ihn zu übersetzen. »Ich gehöre zur Band, sag ihm das.« Sie hatte immer noch leichte Kopfschmerzen, und ihr war merkwürdig übel. »Auf so was habe ich gerade noch gewartet.«
»Schon klar.« Der Mann hatte ihren Satz auch auf Englisch verstanden und musterte sie mit einem wissenden Blick. »Lass dir was Besseres einfallen.«
Während Nicholas weiter mit ihm diskutierte, zog sie ihr Handy hervor und rief Kris an, doch der meldete sich nicht. Auch der Tour Manager war nicht erreichbar. Wahrscheinlich hörten sie das Klingeln einfach nicht.
Entnervt scrollte sie auf der Suche nach weiteren Telefonnummern durch ihre Adressliste, da klingelte ihr Telefon.
»Wo bleibst du denn?«, fragte Kris. Er klang verärgert.
»Wir stehen vor der Tür. Der Idiot hier will uns nicht reinlassen.« Pauline war mindestens ebenso genervt und funkelte den Türsteher wütend an.
» Shit . Wartet, ich schicke euch jemanden.«
Wenig später kam ein junger Mann um die Ecke gejoggt, entschuldigte sich wortreich und drückte ihnen Backstage-Pässe in die Hand. »Kommt mit, es wird gerade umgebaut.«
Kaum stand sie hinter der Bühne, verflog ihr Unmut, und Pauline fühlte sich wieder ganz in ihrem Element. Sie hätte nicht mehr sagen können, was ihr besser gefiel: die vertraute Opernwelt oder das Eintauchen in eine ungleich dunklere und rauere Szene.
Ihr Auftritt war viel zu schnell vorüber, und als sie die letzten Töne gesungen hatte, stand sie für einen kurzen Augenblick orientierungslos auf der Bühne und sah ins Publikum.
Das war’s also.
Kris legte ihr einen Arm um die Schulter und sang eine berührende Ballade, als hätte er sie nur für Pauline geschrieben. Danach verabschiedete er sie mit einem Klaps auf den Hintern und wechselte zu den härteren Sounds, auf die sich die Band bestens verstand und für die ihr Publikum sie ebenso liebte.
Sie stolperte zum Bühnenrand. »Wow! Muss ich eifersüchtig werden?«, fragte Nicholas und fing sie auf.
Pauline fühlte sich merkwürdig leicht, als fehlte es ihr an Sauerstoff, und plötzlich drehte sich alles um sie. »Halt mich fest, ich glaube, ich falle in Ohnmacht.«
Zuerst schien Nicholas es für einen Witz zu halten, doch als er in ihr Gesicht sah, hob er sie kurzerhand in seine Arme und trug sie in eine Garderobe. »Raus!«, schnauzte er die Musiker der Support-Band an, die zuerst protestierten, bis einer sah, was mit ihr los war, und seine Kumpels hinausscheuchte.
»Leg sie da auf den Teppich«, sagte er, und weil Nicholas sich nicht rührte, fügte er hinzu: »Ich bin Rettungssanitäter. Ich weiß, was ich tue.«
Wie durch einen Schleier bekam Pauline mit, was um sie herum geschah. Der Boden war kalt. Jemand schob ihr ein Kissen unter die Beine.
»Lass die Augen offen, Pauline!«, befahl Nicholas. Dann machten sich Hände an ihrem Gürtel zu schaffen. »Schon gut. Du sollst nur frei atmen können.«
»Ist sie schwanger?«, fragte der andere, den sie als den Bassisten der Vorgruppe erkannte.
»Nein!« Sie versuchte, sich aufzurichten, aber ihr Herz protestierte mit einem aufgeregten Flattern.
»Ich glaube, sie leidet unter Migräne.«
Damit hatte er ihr das passende Stichwort gegeben. »In meiner Tasche sind Tabletten«, stieß Pauline hervor.
Die beiden halfen ihr dabei, sich auf einen Stuhl zu setzen. Der hilfsbereite Bassist drückte ihr
Weitere Kostenlose Bücher