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Gib mir deine Seele

Gib mir deine Seele

Titel: Gib mir deine Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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eigentlich führte, weil Leo in Wahrheit die meiste Zeit Bücher schrieb und sich nicht für den Geschäftsalltag interessierte, rief sie zu sich an die Bar.
    »Sind das eure Kostüme? Sehr schön. Spätestens um zehn wollen wir anfangen. Ihr seid dieses Mal der Top Act.« Mag hatte früher als Regieassistentin gearbeitet und organisierte den Ablauf der Weihnachtsfeier jedes Jahr generalstabsmäßig. Als sie Pauline den Sack abnahm, raunte sie ihr zu: »Ich habe das Video gesehen. Sen-sa-tio-nell!«
    Das Buffet war reichhaltig, aber vor ihrem Auftritt wollte Pauline nichts essen. Henry machte sich weniger Gedanken und füllte ihren Teller mit einer abenteuerlichen Auswahl an Currygerichten, Würstchen und Salaten.
    »Wenn ich nicht esse, kann ich nicht küssen«, sagte sie, als Pauline zu kichern begann.
    »Und wen willst du heute küssen? Ich dachte, dein Herz gehört nur dem schönen Nicholas.«
    »Selbstverständlich! Ich bin ein treues Weib. Aber erstens hängen hier überall Mistelzweige«, sie deutete mit ihrem Messer nach oben, wo in der Tat zahlreiche Misteln hingen, »und außerdem hat Nicky versprochen, dass er kommt. Falls ihn sein strenger Chef für ein paar Stunden aus der Fron entlässt.«
    »Nicky, ja?« Nun lachte Pauline lauthals. Sie konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass Constantins Sekretär dieser Kosename gefiel. Er hatte manchmal eine Zackigkeit an sich, die sie vermuten ließ, dass er einen militärischen Hintergrund besaß und auch als Constantins Bodyguard fungierte. Aber an ihn wollte sie jetzt nicht denken.
    »Verrat mich nicht. Wenn er erfährt, dass ich hier Bettgeflüster ausplaudere, kettet er mich womöglich noch in einem dunklen Verlies an.«
    Pauline hob abwehrend die Hand. »Erspar mir Einzelheiten aus deinem Sexleben.« Dann seufzte sie. »Wenigstens hast du eins. Trotzdem … die wahre Lady genießt und schweigt.«
    Lachend suchten sie sich einen Platz an einem der runden Tische und wurden gleich darauf in eine angeregte Diskussion über die neuesten Skandale in der Klatschpresse verstrickt.
    Obwohl bei ihrer Ankunft bestimmt schon fünfzig Gäste anwesend gewesen waren, strömten nun immer mehr in den kleinen Schankraum hinein. Sitzplätze gab es schon lange nicht mehr. Schließlich traf auch die irische Popband ein, die einige von Leos Texten vertont hatte und damit bekannt geworden war. Nachdem sich die erste Aufregung gelegt hatte, trat der Sänger an ihren Tisch. Henry war gerade unterwegs, also sprach er Pauline an.
    »Du bist nachher einer der Engel, hat mir Mag gesagt. Wollen wir kurz die Songs besprechen?«
    »Ja, klar!«
    Er setzte sich zu ihr, und weil es inzwischen noch lauter geworden war, mussten sie die Köpfe nah zusammenstecken, um sich überhaupt unterhalten zu können.
    »Einmal lächeln, bitte.« David fotografierte, das war sein Beitrag zu Leos Weihnachtsfest. Sie unterbrachen kurz ihr Gespräch und sahen in die Kamera, doch als David weiterging, sagte Pauline: »Ich mag ihn wirklich, aber die Welt wäre ein besserer Platz ohne die Kunst der Fotografie.«
    Der Musiker mit dem sympathischen irischen Akzent grinste. »Manchmal können sie einem schon auf die Nerven gehen. Aber das hier ist nichts gegen die Paparazzi. Sie lungern Tag und Nacht vor deiner Tür herum, und du kannst nichts dagegen tun.«
    »Puh. Zum Glück interessieren die sich nicht für mich.«
    Skeptisch sah er sie an. »Dein Song auf YouTube hat über dreißigtausend Klicks. Diese Bluthunde werden bald Witterung aufnehmen. Glaub mir.«
    Ratlos erwiderte sie seinen Blick. »Aber es ist Oper.«
    »Na und? Hast du die Kommentare nicht gesehen? Die Leute weinen , wenn sie dein Sandmann-Lied hören.«
    Davon hatte sie tatsächlich nicht die geringste Ahnung gehabt. »Ich habe keinen eigenen Computer.«
    »Du bist süß!« Er stand auf. »Schau mal, ich nehme an, Mag meint mit diesem Winken dich.«
    Es war Zeit, sich vorzubereiten. Pauline und Henry zogen sich in das Büro zurück. Es gab eindeutig mehr ab- als anzulegen, wobei Ersteres entschieden schneller ging.
    »Wenn ich nur halb so sexy aussehe wie du«, sagte Pauline am Ende zu Henry, »dann brauchen wir da draußen Personenschutz.«
    Ihre Freundin, die tatsächlich Modelmaße besaß, trug ein blutrotes Samtkorsett, dessen weißer Federbesatz nicht darüber hinwegtäuschen konnte, dass der Stoff kaum Brust und Po bedeckte. Strapse, Netzstrümpfe und Highheels vervollständigten das Bild. Da täuschten auch die blütenweißen

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