Gib mir deine Seele
darin.
Eilig tippte sie ihre Antwort: Ich auch. Dir auch. Von Jillian und Marguerite war nichts gekommen, auch nicht von David, und bei Janice im Mittleren Westen der USA wartete man noch auf das neue Jahr. Das Mobilnetz brach zu Silvester regelmäßig zusammen, wahrscheinlich würden die meisten Grüße erst im Laufe des Tages eintrudeln. Pauline konnte gerade noch eine Runde an ihre Freunde senden, danach war der Akku leer. Notiz an mich selbst: Handy aufladen. Dann legte sie die Tasche auf der Nachtkonsole ab und schlüpfte ins Bett zurück.
Starke Arme griffen nach ihr. »Wo warst du?« Constantins Atem strich ihr über den Hals. »Ich habe dich vermisst, ma petite chatte .«
Es dauerte nicht lange, und sie liebten sich. Dieses Mal war er zärtlich mit ihr und überhaupt nicht fordernd.
8 Berlin und Oxford – Abschied
»Pauline, aufwachen!«
Eine Hand legte sich auf ihre Schulter. Sie griff danach und kuschelte sich tiefer ins Kissen. »Noch fünf Minuten, bitte.« Es klingelte, und sie zog sich die Decke über den Kopf.
Die Stimme, seine Stimme wechselte wieder in diese merkwürdige Sprache. Sie klang streng und befehlsgewohnt. Das war ihr Constantin – aber er sprach mit jemand anderem. Es hörte sich an, als redeten sie über etwas Wichtiges. Was war da los?
»Du musst jetzt aufstehen, Pauline. Der Wagen wartet schon.«
Irgendetwas an seinem Tonfall jagte ihr einen Schauer über den Rücken, und sie setzte sich auf. »Ist etwas passiert?«
»Das erkläre ich dir unterwegs. Wir müssen zurück nach England.« Constantin stellte ihre Reisetasche neben dem Bett ab. »Zieh dich an.«
Widerspruchslos suchte sie frische Wäsche heraus. Dabei fiel ihr Blick auf die Brustspitzen, auf denen sie immer noch diesen Schmuck trug. »Constantin, du musst mir helfen.«
»Was ist los?« Er war sofort bei ihr. »Oh, verdammt! Normalerweise halten sie nicht so lange.« Nachdem er sich neben sie gesetzt hatte, sagte er: »Das wird jetzt etwas wehtun.« Dann fasste er behutsam unter den Schmuck, drückte eine dünne Metallklammer auseinander und nahm ihr erst einen, dann den anderen Stern ab.
Der Schmerz kam schleichend, dann explodierte er geradezu. Pauline schossen Tränen in die Augen. Sie wollte sich nicht berühren, nicht einmal Wäsche drüberziehen, so sehr schmerzte es.
Constantin zog eine Schublade auf und reichte ihr ein Töpfchen. »Das kühlt. Es ist wohl besser, wenn du es selbst aufträgst.«
»Allerdings! Wie kannst du mir nur so etwas antun, du gemeiner …«
»Pauline! Das war anders geplant, glaub mir.«
»Geplant?« Fassungslos sah sie ihn an.
»Hör zu, dafür ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt. Wir reden ein anderes Mal darüber.«
Er streckte die Hand aus, und sie wich erschrocken zurück.
Mit einer Geste, die verriet, wie betroffen er war, fuhr er sich durchs Haar. »Es tut mir leid, ich hätte dich vorher fragen müssen. Wir reden über alles, versprochen!«
Pauline sah ihn an, dann nickte sie leicht und sagte leise: »Ich bin gleich so weit.« Sie sah zur Tür, und er verstand.
»Ich warte draußen auf dich.«
Als er die Tür hinter sich geschlossen hatte, öffnete sie das Töpfchen. Der Schmerz hatte etwas nachgelassen. Ihre Brustwarzen stellten sich auf, als sie die kühle Lotion darauf verteilte, und plötzlich begriff sie. Schmerz beim Sex kann doch ganz nett sein. Waren dies nicht ihre eigenen Worte gewesen? Constantin hatte bemerkt, wie sehr sie seine raue Art erregt hatte. Mit diesen Brustklemmen hatte er ihr womöglich sogar einen Gefallen tun wollen. Sie drehte eine davon zwischen den Fingern. Hübsch sehen sie ja aus.
Kurzerhand steckte sie den Schmuck in die Reisetasche, zog ihre Jeans an, streifte Shirt und Pullover über und stieg zum Schluss in die schwarzen Bikerboots, die sie seit drei Jahren durch jeden Winter begleiteten.
Im Wohnraum ging Constantin ungeduldig auf und ab. »Bist du so weit?«
Er nahm ihr die Tasche ab, hatte zu Paulines Überraschung selbst einen Koffer dabei, und schob sie in den Aufzug.
Der fremde Chauffeur raste durch Berlins Straßen, als wäre der Teufel hinter ihnen her. Constantin weigerte sich zu sagen, weshalb sie so überstürzt aufbrechen mussten. Als Pauline zum dritten Mal nachfragte, herrschte er sie an: »Ich erkläre es dir, sobald wir im Flugzeug sind!«
Derart die Nerven zu verlieren war nicht seine Art. Bisher hatte Pauline den Eindruck gehabt, dass stets kühle Überlegung hinter seiner Strenge lag. Der Teufel war
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