Gib mir meinen Stern zurück (German Edition)
Schritten in die Dunkelheit hinausstürzte.
Ihre Knie gaben nach, und sie fiel kraftlos in einen Sessel. „Ich liebe dich!“, rief sie voller Verzweiflung, doch vermutlich konnte er sie nicht mehr hören. Was gut war, denn er sollte sich keinesfalls ihr gegenüber verpflichtet fühlen. Die Entscheidung, ob er jemals wieder die Erde betreten würde, musste er aus freien Stücken treffen. Sie ballte die Hände zu Fäusten und sandte ein Stoßgebet gen Himmel, dass es erneut Probleme mit dem Transport gäbe.
Doch dieses Mal kehrte Rafael nicht zurück.
Eine Welle der Hoffnungslosigkeit rollte über sie hinweg und schien ihr die Luft abzustellen. Das Gefühl des Verlustes war nahezu unerträglich. Und erst als der Sonnenaufgang orangefarbene Lichter durch ihre Wohnung tanzen ließ, stellte sie sich dem Unvermeidlichen.
Sie musste akzeptieren, dass Rafael auf Nimmerwiedersehen verschwunden war.
Kapitel 22
In den nächsten Tagen war Valerie ein Schatten ihrer selbst. Ihr Körper schlurfte ruhelos umher, geistig jedoch war sie nicht präsent. Sie verbarrikadierte sich in ihrer Wohnung und stierte den ganzen Tag in den Garten, in der Hoffnung, dass dort etwas Silbriges auftauchen würde.
Doch Rafael war buchstäblich unerreichbar wie die Sterne – verschollen im Nirwana …
Und dann hielt das Chaos mit Namen Angelina Einzug in München, da aufgrund schlechten Wetters eine Drehpause eingelegt worden war. Die Diva hatte in New York einen neuen Lover aufgetan, einen großspurigen Immobilienhai, und war mörderisch gut gelaunt. So hielt sie Valerie dermaßen auf Trab, dass diese kaum mehr Zeit hatte, an ihren Kummer zu denken. Wie eine Wahnsinnige sortierte sie Hunderte von zerfetzten Spesenabrechnungen, verfasste bis zum Abwinken Pressemeldungen und organisierte Interviews und Foto-Shootings. Und nach ein paar Tagen nahm sie die grenzenlose Leere, die sie nach Rafaels Verschwinden übermannt hatte, nur noch verschwommen wahr.
Ein heftiger Schlag ins Gesicht war jedoch der unmissverständliche Auftrag, im Eiltempo einen neuen Chauffeur und Bodyguard anzuheuern, was sie schließlich schweren Herzens über die Bühne brachte. An dem Tag als Marco, ein blonder Hüne, in der Wohnung unter ihr seine Zelte aufschlug, gab sie ein für alle Mal den letzten Rest Whiskey zur Vernichtung frei, der die ganze Zeit in ihrer Wohnung ausgeharrt hatte. Ansonsten hätte sie schreiend aus dem Haus flüchten müssen.
Vor Marcos Einzug hatte sie noch mit zittrigen Fingern Rafaels verbleibende Sachen aus der Wohnung geräumt und sie bei sich deponiert. Denn sie klammerte sich noch immer an einen winzigen Rest Hoffnung, dass sich der Mann ihrer Träume urplötzlich aus dem Nichts materialisierte. Nacht für Nacht lungerte sie stundenlang auf dem Balkon herum und starrte Löcher in die Weiten des Universums. Die Weltraumuhr, die Rafael ihr für den Notfall hinterlassen hatte, hielt sie dabei fest umklammert. Was wohl passieren würde, wenn sie tatsächlich die Codes zur Verbindungsaufnahme eingab?
Und dann stand eines Nachmittags ganz unerwartet David vor der Tür. Du liebe Güte, hatte sie etwa gänzlich unbewusst die Uhr aktiviert? Vollkommen egal! Hauptsache er diente nicht als Überbringer schlechter Nachrichten. Intuitiv fiel sie ihm um den Hals und schwelgte in dem Genuss, dass er sie fest an sich zog und ihr zärtlich übers Haar strich – ohne ein einziges Wort zu verlieren. Was ihr signalisierte, dass er über alles im Bilde war.
Erst Minuten später löste sie sich von ihm und bat ihn ins Wohnzimmer. Er reichte ihr eine kleine silberne Platte, die sie mit klammen Fingern ergriff – wohl wissend, was sie in Händen hielt. Hektisch ließ sie das Gerät aufschnappen. Der Bildschirm aktivierte sich, und sie sah Rafael.
Fassungslos schlug sie sich eine Hand vor den Mund. Der vertraute Anblick zerriss ihr schier das Herz in kleine Stücke. In einen weißen Overall gehüllt, hockte der Mann, der ihr seit Wochen schlaflose Nächte bereitete, auf einem silbernen Stuhl vor einem nüchtern wirkenden, grauen Hintergrund. Und selbst dieses unförmige Kleidungsstück wirkte an ihm wie Designerware. Hingebungsvoll knuddelte er den kleinen orangefarbenen Bären auf seinem Schoß – neben Rafaels blauen Augen der einzige Farbklecks.
Und dann hallte seine melodische Stimme durch den Raum: „Hallo, Val!“, rief er scheinbar gut gelaunt. „Ich hoffe, bei dir ist alles im grünen Bereich. Mein Vater befindet sich auf dem Weg der Besserung,
Weitere Kostenlose Bücher