Gib mir meinen Stern zurück (German Edition)
Toyota Dinge gab, die absolut unmöglich waren.
Allerdings wurde Rafael auch mit echten Herausforderungen konfrontiert. Er war gezwungen, sich an Speisen und Getränke zu gewöhnen, denn auf Siria bestand die komplette Nahrung aus Pillen und Tee. Dass Schlemmen ein himmlischer Genuss sein konnte, war den Sirianern völlig unbekannt. Daher lag ihm zunächst jegliches Essen im Magen wie Backsteine. Selbst Mars machte ihn nicht sonderlich mobil, auch wenn die Medien das behaupteten. Und obwohl er auf Davids Anraten hin immer nur kleine Häppchen zu sich nahm, war ihm nach den Mahlzeiten grundsätzlich speiübel.
Ganz schlecht erging es ihm, als sie eines Nachmittags eine Burgerbude passierten. Der Geruch von gebratenem Fleisch hing so schwer und verführerisch in der Luft, dass Rafael – aller Warnungen zum Trotz – nicht widerstehen konnte. In null Komma nichts hatte er den Burger verschlungen.
Kaum mehr fünf Minuten später fing sein Magen an zu rumoren. Nach weiteren drei Minuten glichen die Töne, die sein Bauch hervorbrachte, einer abgehenden Gerölllawine. Letztendlich übergab er sich unter gruseligen Würggeräuschen in einen Mülleimer am Straßenrand. David lehnte angewidert ein Stück entfernt an einer Häuserwand, verdrehte die Augen, verzichtete aber großzügigerweise auf jeglichen Kommentar. Erst die alte Frau, die vorbeischlurfte und schockiert das Gesicht verzog, zauberte ein Lächeln auf die Lippen des angesagten Magiers. Vor allem, als sie brummelte: „Typisch Jugend, am helllichten Tag schon sternhagelvoll.“
Womit sie unbewusst Rafaels nächstes Dilemma angesprochen hatte. Da Alkohol auf Siria gänzlich unbekannt war, versetzte ihn schon ein kleines Bier in seligen, aber komatösen Schlaf. So legte David ihm nachdrücklich ans Herz, von allen Spirituosen die Finger zu lassen. Und da Rafael das grausige Erlebnis mit dem Burger noch zu gut in Erinnerung war, beherzigte er dieses Mal den Rat seines erfahrenen Mentors.
Unendlich aufgeregt bestieg Rafael nach einer fast zweiwöchigen Trainingszeit Davids Privatjet, um die Reise nach Deutschland anzutreten. Er hatte Los Angeles – trotz aller Nachteile, die die Weltstadt ihr Eigen nannte – in sein Herz geschlossen und wurde regelrecht melancholisch, als sie in elftausend Meter Höhe dem europäischen Kontinent entgegenjagten.
Erst Davids wiederholte Beteuerungen, dass München eine der schönsten Städte der Welt sei und man dort wesentlich schneller Auto fahren dürfe als in den Staaten, stimmte ihn vorübergehend versöhnlich. Allerdings jagte ihm die Aussicht, nun im Alleingang auf diesen wundersamen Planeten mit seinen skurrilen Bewohnern losgelassen zu werden, Schauer über den Rücken. Was er David gegenüber natürlich nie zugegeben hätte.
Im Laufe der vergangenen Wochen waren David und er richtiggehend Freunde geworden, auch wenn sie des Öfteren heftige Diskussionen geführt hatten. Ein großes Thema war Sex, denn auf Siria wurde der körperlichen Befriedigung kein allzu hoher Stellenwert zuteil. Und nun hatte David ihm eröffnet, dass dies auf der Erde ein wertvoller und hoch geschätzter Zeitvertreib sei, der mitunter stundenlang ausgelebt wurde, noch dazu in den ominösesten Stellungen. Wohingegen auf Siria ausschließlich die Missionarsstellung bekannt war. Tja, Individualität schien auf dem Hightechplaneten im Laufe der Zeit ein wenig ins Hintertreffen geraten zu sein.
Augenblicklich war Rafael Feuer und Flamme. Frauen hatten ihn schon immer fasziniert, und er hatte mit seiner ungestümen Art und Weise bereits vor Jahren mehr Mädchen flachgelegt als der Durchschnittssirianer in seinem ganzen Leben. So konnte er gar nicht genug über die Sexpraktiken der Erde in Erfahrung bringen, was David hin und wieder in peinlichen Erklärungsnotstand brachte.
Auch das Thema Kondome hatte es in sich, denn es dauerte Lichtjahre, bis Rafael den tieferen Sinn der kleinen bunten Gummiteilchen verstand und ihm allmählich dämmerte, über welches Körperteil sie gezogen wurden. Denn auf Siria waren als Verhütungsmittel ausschließlich Tabletten bekannt.
Rafael lehnte sich in dem bequemen Ledersitz des Learjets zurück und fuhr sich mit der Hand durch die Locken, nur um daran erinnert zu werden, dass diese verschwunden waren. Schon vor Tagen hatte er sich auf Davids Anraten hin die wilde Mähne abschneiden lassen, was ihm beinahe körperliche Schmerzen bereitet hatte. Da Bodyguards jedoch angeblich prinzipiell Kurzhaarschnitte trugen,
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