Gib mir meinen Stern zurück (German Edition)
einer Absperrung. Ein roter Teppich führte auf eine unauffällige graue Tür zu, über die zwei Furcht einflößende Bullterrier in schwarzen Anzügen wachten. Angelina gab ihm Anweisung, direkt vor dem Läufer zu stoppen. Wollte sie etwa die wartende Menschenmenge umgehen? Nun gut, sie war mit den Spielregeln vertraut. Behände hüpfte er aus dem flachen Sportwagen, sauste leichtfüßig darum herum – und zuckte zusammen.
Wieso blitzte es plötzlich? Ein Gewitter?
Endlich!
Er hatte dieses phänomenale Wetterschauspiel noch nie in natura erlebt. Von Neugier erfüllt schaute er gen Himmel, bis er einen heftigen Tritt gegen das Schienbein bekam.
„Du Hornochse, willst du jetzt Vögel beobachten, oder was? Hilf mir endlich hier raus!“, pfiff Angelina ihn an.
Verwirrt ergriff er ihren Arm und zog sie aus dem tiefen Schalensitz. Gänzlich unbeabsichtigt flog sein Blick erneut nach oben, doch das Firmament hüllte sich in ernüchternde Dunkelheit. In Windeseile fuhr er herum, als er schätzungsweise zehn Fotografen mit Kameras und Fotoapparaten bemerkte, die im Laufschritt auf sie zueilten. Ritterlich postierte er sich vor seiner Begleiterin und schubste zwei extrem aufdringliche Pressevertreter so rabiat zur Seite, dass sie strauchelten und um ein Haar der Länge nach hinschlugen.
Ein Klaps auf den Hinterkopf ließ ihn zusammenzucken.
„Herrgott noch mal! Die doch nicht, Trottel!“, giftete seine anscheinend nur schwer zufriedenzustellende Chefin. „Wir sind doch hier nicht in Amerika. Als Nächstes pustest du ihnen noch den Kopf weg.“ Sie schob ihn vehement zur Seite, setzte ihr strahlendstes Lächeln auf und schwebte, von Blitzlichtgewitter umgeben, an den Fotografen vorbei.
Schon auf den nächsten Anschiss gefasst, schnappte Rafael ein paar in Aufruhr geratene Mädels, die sich an Angelinas Fersen geheftet hatten. Doch dieses Mal schien er vorschriftsgemäß gehandelt zu haben, denn Angelina nickte ihm anerkennend zu. Als die zwei schwarz gekleideten Monster am Eingang von dem Spektakel Wind bekamen, stapften sie flugs auf die halb nackte Diva zu, nahmen sie schützend in ihre Mitte, und schoben sie zielsicher in den Klub, bis die schwere Tür hinter ihr ins Schloss fiel.
Und da stand er nun, mit laut knirschenden Zähnen, und kam sich vor wie ein Vollidiot. Wütend stiefelte er zum Wagen zurück, ließ sich in den Fahrersitz fallen und stellte sich auf einen todlangweiligen Abend ein. In weiser Voraussicht würde er sich beim nächsten Mal eine Lektüre mitnehmen.
Da erst fiel ihm etwas auf. Angelina hatte ihn gerade geduzt! Schlagartig verbesserte sich seine Laune.
Unterdessen thronte Angelina am Ende der blau beleuchteten Bar, kippte sich den zweiten Whiskey Sour hinter die Binde und wippte im Rhythmus der markerschütternden Technomusik, während sie das männliche Publikum inspizierte.
Verflixt und zugenäht! Nicht ein halbwegs interessanter Mann hatte in der letzten Stunde ihren Weg gekreuzt. Missmutig leerte sie den Rest ihres Drinks in sich hinein und aktivierte den Pager, um ihren Chauffeur herbeizuzitieren. Wenn nicht hier, dann würde sie es eben woanders versuchen.
Ganz egal wie! Ein Mann musste her!
Denn ein gut gebauter, potenter Kerl und zügelloser Sex fehlten ihr ebenso schmerzlich wie die kleine goldene Trophäe, die man ihr vorenthalten hatte. Wie lange lebte sie eigentlich schon so enthaltsam? Wirklich seit sie Charlie den Laufpass gegeben hatte? Das war über zwei Monate her – eindeutig zu lange.
Überrascht blickte sie auf den Pager, der ihr durch Aufleuchten signalisierte, dass Rafael bereits parat stand. Und kaum hatte sie das „P1“ verlassen, packte er sie auch schon am Arm und manövrierte sie mit sanfter, aber bestimmter Gewalt durch die Meute der gierig wartenden Paparazzi. Ein paar drängelnde Jugendliche, die nach einem Autogramm lechzten, schob er ohne ersichtliche Probleme zur Seite. Sekunden später fand sie sich wohlbehütet in dem flachen Sportwagen wieder.
Bewundernd blinzelte Angelina zu ihm hinüber. Eines musste man ihm lassen. Der Mann verstand sein Handwerk. Urplötzlich konnte sie sich vorstellen, dass dieser Kerl tatsächlich den amerikanischen Präsidenten beschützt hatte, was sie zuerst ungläubig belächelt hatte. Und in diesem Moment fühlte sie sich sicher wie in Abrahams Schoß. „Rafael, bring mich bitte ins Pascha. Hier ist heute leider tote Hose“, flötete sie vergnügt.
„Tote Hose?“
Ihre gute Laune löste sich schlagartig in
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