Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)

Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)

Titel: Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Krist
Vom Netzwerk:
verspürte Furcht, allerdings aus anderen Beweggründen.
    Dein politisches Interesse,
hallte Richter Süshelms vorwurfsvolle Stimme in seinem Kopf wider. Und gleich darauf hörte er wieder Anton Heiland:
Lächerlich, auf ganzer Linie.
    Er wandte sich den beiden Polizisten zu. »Wird sie aussagen?«
    »Ich glaube, Ihr Besuch hat sie überzeugt«, entgegnete Harenstett.
    »Es ist ihre einzige Chance«, fügte Kühne hinzu.
    »Und das weiß sie auch«, versicherte die Krankenschwester und Freundin, deren Namen von Hirschfeldt vorhin nicht richtig verstanden hatte.
    Er schaute wieder raus auf die Straße. Ein grauer, schäbiger Golf hielt am Straßenrand. Eine Frau kurbelte das Beifahrerfenster herunter und rief Catharina Dossantos etwas zu. Wahrscheinlich Touristen, die eine falsche Abfahrt von der Stadtautobahn genommen hatten. In diese deprimierende Gegend kam niemand freiwillig, allenfalls verirrte man sich hierher. Wen man hier traf, der war auf der Durchreise. Oder aber am Ende.
    »Warum hat sie es so lange bei Dossantos ausgehalten?«, fragte von Hirschfeldt.
    »Sie kennen ihn nicht«, sagte die Krankenschwester.
    Er drehte sich zu ihr um. »Ich bin ihm mehrmals begegnet.«
    Sie lachte. »Und deshalb glauben Sie, Sie können sich ein Urteil über ihn erlauben?«
    »Er ist ein Verbrecher.«
    »Sein gesamter Charakter lässt sich nicht auf ein einzelnes Schlagwort reduzieren.«
    Ein gedämpfter Schrei erklang von der Straße. Von Hirschfeldt wirbelte zum Fenster herum. »Herrgott!«
    Frau Dossantos rannte zurück zum Haus. Eine Frau sprang aus dem grauen Golf und sprintete hinter ihr her.
    »Frau Dossantos«, schrie von Hirschfeldt.
    Kühne begriff sofort. Mit einer Waffe in der Hand spurtete der BKA-Beamte aus der Wohnung, ins Treppenhaus und die Stufen hinunter.
    Von Hirschfeldt bemühte sich, ihm zu folgen. Aber es kam ihm so vor, als liefe er durch eine zähe, klebrige Masse, die ihm das Fortkommen erschwerte. »Schneller!«, trieb er sich selbst an.
    Ein Stockwerk unter ihm trat ein älterer Mann auf einen Gehstock gestützt aus seiner Wohnungstür.
    »Aus dem Weg!«, schrie von Hirschfeldt.
    Trotz seiner Gehhilfe machte der Rentner einen raschen Satz zurück. Kühne war bereits unten, von Hirschfeldt ihm auf den Fersen. Er nahm mehrere Stufen auf einmal, strauchelte über den Teppich, drohte zu stürzen. Er sah sich bereits kopfüber die Treppe hinunterfallen.
Was für eine Schlagzeile,
im Erdgeschoss liegend, das Genick gebrochen.
Lächerlich, auf ganzer Linie.
    Dann stieß Kühne endlich die Eingangstür auf. Die letzten Sonnenstrahlen des Tages fluteten den Hausflur. Autoreifen quietschten. Auf den Pflastersteinen lagen die Scherben des zerbrochenen Wasserglases.
    »Dort!«, rief von Hirschfeldt keuchend und zeigte auf einen Wagen, der die Auffahrt zur Avus nahm. »Der graue Golf. Haben Sie das Kennzeichen?«
    »Ja.« Kühne telefonierte bereits.
    Keine zehn Minuten später wussten sie, dass das Nummernschild genauso wie der Wagen gestohlen war. »Schreiben Sie das Auto zur Fahndung aus!«, forderte von Hirschfeldt. »Melden Sie Frau Dossantos als vermisst. Als entführt.«
    »Schon geschehen. Aber machen Sie sich keine Hoffnung: Die haben ganz sicher schon den Wagen gewechselt. Vermutlich sind sie bereits über alle Berge.« Kühne klang resigniert.
    »Wir sollten sofort den Portugiesen aufsuchen.«
    »Und dann?«
    »Stellen wir sein Haus auf den Kopf.«
    Kühne lachte schallend. Sarkastisch. Dann stiefelte er zurück ins Haus. Von Hirschfeldt rannte ihm hinterher: »Wollen Sie etwa behaupten, die Sache sei damit erledigt? Das ist doch wohl nicht Ihr Ernst!«
    Kühne reagierte nicht. Frau Dossantos’ Freundin, die Krankenschwester, hockte in einer Zimmerecke, heulte in ihr Taschentuch. Niemand vermochte sie zu trösten.
    »Was haben Sie gesehen?«, fragte Harenstett, aber seine Stimme gab zu erkennen, dass er sich nicht viel von einer Antwort versprach.
    »Zwei Frauen«, sagte von Hirschfeldt, der sich noch immer nicht geschlagen geben wollte.
    »Zwei Frauen?«
    »Ja, mein Gott, das sagte ich doch.«
    »Die zwei Schwestern.«
    »Wie bitte?«
    »Das sind Auftragskillerinnen, von denen wir annehmen, dass sie wiederholt für Dossantos gearbeitet haben.«
    »Sie nehmen es an?« Von Hirschfeldts Stimme gewann an Schärfe. »Jetzt wissen Sie’s!«
    »Mich würde viel mehr interessieren, wie sie das Versteck gefunden haben.«
    »Ist uns jemand gefolgt, als Sie mich abgeholt haben?«
    »Auf keinen Fall«, wehrte

Weitere Kostenlose Bücher