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Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)

Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)

Titel: Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Krist
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haben, sollen sie persönlich kommen. Dann reden wir. Hast du das verstanden?«
    Der Russe antwortete nicht. Dossantos lief zur Tür und rief Bruno herein. »Kümmere dich um ihn.«
    »Logisch, Chef.«
    »Was hast du mit ihm vor?«, fragte Samuel.
    »Bruno schafft ihn hier raus.«
    »Wo bringt er ihn hin?«
    »Ist das nicht egal?«
    Sein Sohn zögerte kurz. Schließlich nickte er. »Ja, Papa, du hast recht. Es ist egal.«

21
    Der
Bratfritze
war eine Holzbude mit fettigen Fenstern und von der Sonne ausgeblichenen Werbeschildern. Diese empfahlen
Sinalco,
das halbe Hähnchen zu
1 Euro 99
und die
Bild
für danach. Vertrauen gehörte offensichtlich nicht zum Imbiss-Angebot. Doch Hardy Sackowitz versicherte, die Currywurst mit Fritten sei ohne spürbare Nebenwirkungen verzehrbar.
    Auf dem Grünstreifen einige Meter weiter hatten sich ein paar Gestalten zu den kickenden Jugendlichen gesellt. Sie klammerten sich an Bier- oder Kornflaschen fest, so genau war das aus der Entfernung nicht auszumachen. Zu ihren Füßen lagen ein Pitbull und ein Stafford-Terrier.
    Unbeeindruckt von den Kampfhunden verdrückte sich Bernie ins Gebüsch. Kalkbrenner und Berger setzten sich auf die einzige Bank, die noch frei war. Niemand schenkte ihnen Beachtung. Leute, die den Tag nutzlos auf der Straße verstreichen ließen, waren in dieser Ecke der Stadt so allgegenwärtig wie der Müll, der einfach auf den Bürgersteigen verrottete.
    Die Jugendlichen rannten noch immer dem Ball hinterher. Anfangs war es ein Spiel, doch dann machte sich Hektik breit. Schläge wurden ausgeteilt. Eine Kinderstimme rief:
»Su ikisi polis degilmi ya …?«
Wohl Türkisch. Kurz darauf schrie derselbe Junge auf Deutsch: »Gib den Ball her, du blöder Wichser!«
    »Gel sunlara gösterelim görmek istediklerini«
, antwortete der andere. »Fick dich selbst, du Arschficker. Und zwar …«, der Junge schaute sich suchend um, entdeckte einen Müllkübel und grinste triumphierend, »… mit dem Müll da, damit kannst du dich ficken.«
    »Su iki polis de baya gerizekali
.
«
Ein hämisches Lachen ertönte. »Komm her, und ich hau dir in die Fresse, du Arschwichser.«
    »Katiliyorum sana
.
«
Der Junge formte mit der Hand eine Pistole. »Ich mach dich tot.« Er drückte ab.
    Die Frauen und Männer auf den Bänken schienen unbeteiligt. Es war der normale Umgangston.
    Berger dagegen grollte. »Was machen wir hier eigentlich?«
    »Wir suchen zwei Jungkriminelle, die uns einen Hinweis auf Brodbecks Mörder geben können.«
    »Und dann?«
    »Dann schicken wir die beiden Kids zurück auf die Straße. Vielleicht haben sie dort schon mal jemanden umgebracht. Vielleicht werden sie es aber auch erst irgendwann tun.«
    »Mir ist der Appetit vergangen.«
    Ohne ein weiteres Wort schmissen sie ihre Pommes in einen leeren Papierkorb. Dreck und Müll lagen drumherum verstreut.
    Zehn Minuten später und zwei Häuserblöcke weiter hielten sie vor einem Klinkerbau. Gegenüber lag ein Spielplatz, der wie ein Gefängnishof von einem beklemmend hohen Eisenzaun umgeben war. Daneben gab es eine Döner-Bude.
    Kalkbrenner hielt Ausschau nach dem Wagen der Polizisten, die die Familien der beiden gesuchten Jungen observierten, konnte den Pkw aber nicht ausfindig machen. Beamte, die für Beschattungen verantwortlich zeichneten, waren Profis in Sachen Unsichtbarkeit. Selbst inmitten grauer Fassaden und holpriger Gehwege, wo eine Döner-Bude weit und breit das Auffälligste war.
    Weil die Eingangstür nur angelehnt war, gelangten sie in den Hausflur, ohne klingeln zu müssen. Es roch nach Knoblauch und anderen Gewürzen, die Kalkbrenner nicht einordnen konnte.
    Sie passierten die rostigen Briefkästen im Erdgeschoss, die an der Wand lehnenden Fahrräder und anderen eingestaubten Plunder und stiegen anschließend die Stufen ins erste Geschoss hinauf. Vier Türen, von denen sich jeweils zwei gegenüberlagen. Drei der Klingelschilder trugen unaussprechliche Namen.
    Berger wies auf die namenlose Tür. »Am Mittwoch klebte da noch der Name der Vurikovicis.«
    »Jetzt ist er weg.«
    »Vermutlich wegen der Presse.«
    Berger betätigte die Klingel. Das Surren in der Wohnung war so laut, dass es im Treppenhaus widerhallte. Eine Matrone in hochhackigen Schuhen, lilafarbenem Rock und einer Bluse mit Spitzenkragen öffnete. Ihr Haar war rötlich-orange gefärbt, das Make-up großzügig aufgetragen.
    »Frau Vurikovici?«
    Noch ehe sie antworten konnte, tauchte hinter ihr ein junger Mann auf, zwei Köpfe größer als

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