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Gift und Geld

Gift und Geld

Titel: Gift und Geld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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gesehen — ohne
Mädchen und ohne Anteil an ihrer Erbschaft. Das ist die Art Situation, die die
Leute schnell zu ernüchtern pflegt.«
    Er schüttelte verzweifelt den
Kopf. »Entweder sind Sie verrückt, Lieutenant, oder Sie packen mich nur am
Kragen, weil ich der erste beste bin, der Ihnen in die Finger geriet.
Stimmt’s?«
    »Sie waren heute
nachmittag bei den Millers, um die trauernde Witwe zu besuchen«, sagte
ich. »Weshalb? Waren Sie dort?«
    »Sie wollte mich sprechen, das
ist der Grund. Sie rief mich um die Lunchzeit herum an und behauptete, es sei
dringend.«
    »Und war es das?«
    Kirklands Gesicht bekam den gequälten
Ausdruck eines pickeligen Halbwüchsigen, der, vor einem zornigen Vater stehend,
den unausweichlichen Augenblick der Wahrheit näher rücken sieht und nicht weiß, wieviel das Mädchen bereits erzählt hat.
    »Ich war vor etwa drei Monaten
bei ihr«, sagte er schließlich. »Damals hatte ich entdeckt, daß Rita Millers
Geliebte war. Ich war beinahe am Überschnappen, und ich ging zu seiner Frau,
weil ich dachte, sie könne mir helfen, die beiden auseinanderzubringen. Aber
sie war nicht einmal interessiert, als ich ihr von der Sache erzählte. Sie
hätte mich fast aus dem Haus geworfen!«
    »Was hatte sie denn heute so
Dringendes auf dem Herzen?«
    »Als ich zu ihr kam, sagte sie,
sie hätte sich Sorgen darüber gemacht, was aus Rita würde, nun nachdem ihr Mann
tot sei«, sagte er. »Aber kurz nachdem sie mich angerufen habe, sei ihr
mitgeteilt worden, daß für Rita gesorgt sei. Sie entschuldigte sich, meine Zeit
in Anspruch genommen zu haben. Ich begriff überhaupt nichts. Jetzt verstehe ich
— sie hatte von Millers Testament und dem Geld, das er Rita hinterlassen hat,
gehört.«
    »Wo waren Sie gestern nacht ?« fragte ich, um das Thema zu wechseln.
    »Hier — bei Rita.«
    »Von wann ab?«
    »Von etwa sieben Uhr ab, glaube
ich.«
    »Wann gingen Sie weg?«
    »Kurz vor acht heute morgen . Ich fuhr geradewegs zur Fabrik hinaus.«
    »Kann das jemand bezeugen?«
    »Nur Rita«, murmelte er.
    »Und die ist tot.«
    Doc Murphy und Polnik kamen ins Wohnzimmer zurück, beide mit demselben
Ausdruck der Verwirrung auf dem Gesicht.
    »Der Sergeant meint, wenn wir
nachweisen könnten, daß diese Meta Sowieso von der
Sonne gebräunt ist und einen Sarong trägt, so hätten
wir den ganzen Fall aufgeklärt«, sagte Murphy mit wohlklingender Stimme. »Im
Augenblick bin ich davon überzeugt.«
    »Warum auch nicht?« stimmte ich
zu. »Wir brauchen bloß den knapp einen Meter langen Zigarettenhalter zu finden,
den sie als Blasrohr benutzt hat, und wir können zum Distriktstaatsanwalt gehen
und Anklage erheben.«
    Ich wandte mich erneut an Kirkland . »Kennen Sie irgend jemanden ,
der an Rita Keighleys Tod interessiert sein könnte?«
    »Nein!« sagte er heftig. »Sie
hat nie in ihrem Leben jemandem etwas zuleide getan.«
    »Kennen Sie einen Mann namens Quirk — Johnnie Quirk ?«
    »Nein — ich habe noch nicht
einmal den Namen gehört.«
    »Okay«, sagte ich. »Das ist
alles für heute, Kirkland .«
    Er blickte mich eine Sekunde
ungläubig an. »Soll das heißen, daß ich gehen kann?«
    »Hinterlassen Sie vorher beim
Sergeanten Ihre Adresse«, sagte ich, »damit wir wissen, wo wir Sie finden
können, wenn wir Sie wieder brauchen.«
    Ich zündete mir eine Zigarette
an, während er langsam seine Adresse buchstabierte und Polnik sie umständlich in sein Notizbuch schrieb. Es wurde kurz an die Tür geklopft,
und dann kamen die Jungen in den weißen Kitteln, um sich um die Tote zu
kümmern. Kirkland schritt, als er die Wohnung
verließ, an ihnen vorbei und wurde erneut blaß. Als er an der Wohnungstür
angelangt war, rannte er schon beinahe.
    »Beschatten Sie ihn!« sagte ich
zu Polnik , nachdem sich die Tür hinter ihm
geschlossen hatte.
    »Gut, Lieutenant.« Polnik strebte forsch der Tür zu und blieb dann plötzlich
stehen. »Die ganze Nacht über?«
    »Wenn es so aussieht, als ob er
sich eine Weile irgendwo verkröche, dann rufen Sie an, und ich werde dafür
sorgen, daß Sie abgelöst werden«, sagte ich.
    »Oh, vielen Dank, Lieutenant«,
sagte er gefühlvoll. »Wir haben heute Hochzeitstag, und meine Alte lauert wie
gewöhnlich auf mich. Wenn ich heute nacht nicht irgendwann
heimkomme, wird sie sich einsam fühlen — mangels irgendeines anderen, dem sie
die leeren Flaschen an den Kopf werfen kann.«

FÜNFTES KAPITEL
     
    I ch betrat am nächsten Morgen
hellwach, wenn auch nicht frühzeitig, das Büro und

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