Gift und Geld
brachte er sie um.«
»Und
kam dann eine halbe Stunde später zurück, um so zu tun, als ob sie noch am
Leben wäre?« sagte ich mit verwunderter Stimme. »Ein solches Talent war für
Morgan und Scheer die reine Verschwendung — Kirkland hätte zu Metro-Goldwyn-Mayer gehen sollen.«
»Er
konnte wieder zu sich gekommen sein und überlegt haben, daß dies sein bestes
Alibi sein würde — wenn er so tat, als besuchte er sie und wüßte gar nicht, daß
sie tot ist!« schnaubte Lavers .
»Okay«,
sagte ich resigniert. »Und danach ging er nach Hause und begann nachzudenken — und
wurde so deprimiert, daß er sich schließlich erschossen hat?«
»Ich
wüßte nicht, warum nicht. Wie Sie selber sagten, hatte er durch die beiden
Morde alles verloren und nichts gewonnen. Würde Ihnen dabei nicht auch nach
Selbstmord zumute sein, Wheeler?«
»Ist
nicht jedem Menschen morgens früh so zumute?« fragte ich.
»Ich
werde rechtzeitig für die Morgenausgaben einen Bericht machen«, sagte Lavers beinahe glücklich. »Und damit hat sich die Sache.«
» Kirkland platzte gestern nachmittag in Berkeleys Büro und schrie, er ließe sich die Sache nicht in die Schuhe schieben«,
sagte ich. »Was soll das bedeuten?«
»Das
ist irgendeine verballhornisierte Geschichte, die
Ihnen Berkeleys Sekretärin erzählt hat«, brummte Lavers .
»Ich glaube sie nicht. — Haben Sie sich bei Berkeley danach erkundigt?«
»Dazu
habe ich bis jetzt noch keine Zeit gehabt«, sagte ich. »Außerdem würde er sie
todsicher ableugnen.«
»Der
Fall ist geklärt!« Lavers glotzte mich an. »Denken
Sie daran!«
»Als
Rita Keighley mir die Tür ihrer Wohnung öffnete,
sagte sie wörtlich: >Wenn Sie einer von Johnnies Jungen sind, so können Sie
ihm sagen, daß ich...< Johnnie bedeutete Quirk — wen
sonst? Es bestand also eine Verbindung zwischen Rita und Quirk — und zwischen Miller und Quirk bestand ebenfalls
eine.«
»Klar«,
knurrte Lavers . »Wir wissen, daß Quirk Miller beauftragte, seinen sogenannten Verkaufsdirektor, Shafer ,
vor dem Glückspielausschuß zu vertreten. Quirk lernte die Keighley wahrscheinlich im Büro kennen, als sie noch dort arbeitete. — Sie sah hübsch
aus, nicht wahr? Quirk hat sie also belästigt, und
zwar aus dem nächstliegenden Grund, aus dem heraus ein Mann ein Mädchen
belästigt. — Ihnen brauche ich doch wohl keine Einzelheiten zu erklären,
Wheeler, oder?«
»Na
schön — Sie wissen auf alles eine Antwort«, gab ich zu. »Wie steht es mit der
lieblosen Witwe, die auf diese Weise ihren lästigen Mann los wurde, und
zugleich seine Geliebte, die die Hälfte seines Vermögens erben sollte? Die Dame
mit dem Eis in den Adern und einem Metronom statt eines Herzens?«
»Aber
Wheeler!« Der Sheriff schielte mich angewidert an. »Sie haben wieder diese Wahre-Geschichten- Maga zine
gelesen — so ein schwülstiger Dialog!«
»Sie
kannte Kirkland — er kam sie besuchen, als ich im
Haus droben war«, knurrte ich. »Das sieht mir alles ein bißchen zu gut
zusammenpassend aus. Und was ist mit Berkeley? Wenn die beiden Erbinnen von
Miller sterben sollten, bekommt er seinen Anteil am Geschäft umsonst, und er
ist praktisch schon auf dem halben Weg dorthin.«
»Ich
werde mir über ihn den Kopf zerbrechen, wenn Mrs. Miller tot umfällt«, sagte Lavers müde. »Haben Sie
nicht vielleicht eine längst überfällige Verabredung mit einer Blonden?«
»Vierundzwanzig
Stunden«, sagte ich. »Es kann nichts schaden. Geben Sie mir noch einmal
vierundzwanzig Stunden Zeit, um ein bißchen herumzuschnüffeln. Wenn ich bis
dahin nichts herausgefunden habe, gebe ich auf.«
»Wenn
ich es Ihnen zugestehe, scheren Sie sich dann jetzt zum Kuckuck?«
»Klar!«
sagte ich kalt. »Sie kennen mich doch, Sheriff, ich bin ein sensibler Typ. Ich
merke gleich, wenn ich nicht gern gesehen werde.«
Er
warf einen bedächtigen Blick auf seine Uhr. »Sie haben bis morgen
abend drei Viertel sieben Uhr Zeit!«
»Ich
bin schon weg«, versprach ich.
ACHTES KAPITEL
D ie Tür des Hauses am Cone Hill öffnete sich,
und als erfreuliche Abwechslung stand statt des Butlers die Witwe da und sah
mich an.
»Ich
bin sogar pünktlich«, sagte ich. »Es ist genau acht Uhr.«
Sie
trug einen knielangen Morgenmantel aus blaßblauer Seide, der im Licht erregend schimmerte. Ihre Lippen öffneten sich zu einem
trägen Lächeln, während sie mir forschend in die Augen sah.
»Ich
sehe, Sie haben es nicht vergessen«, sagte sie gelassen. »Ich bin froh, daß
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