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Gift und Geld

Gift und Geld

Titel: Gift und Geld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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müssen, um es zu bekommen.«
    »Was denn?« fragte sie
verächtlich.
    »Geld zum Beispiel — das ist
etwas, das Johnnie dringend braucht«, sagte ich kalt. »Sie ist Witwe, vergessen
Sie das nicht. Und das Vermögen ihres Alten ist rund zweihunderttausend Dollar
wert.«
    Sie sank langsam in den
nächsten Sessel und biß sich mit plötzlicher Wildheit auf die Unterlippe.
    »So wie er Sie gestern abend behandelt hat — als er Ihnen das Glas ins
Gesicht schüttete...«, fuhr ich beharrlich fort. »Haben Sie nicht begriffen?
Das war der Abschied für Sie. Sie mögen hier im Haus eine Menge Vergnügen für
ihn bedeuten, Süße, aber Johnnie wird nicht mehr lange im Genuß dieses
Vergnügens bleiben, wenn er der Organisation nicht bald zahlt, was er ihr
schuldet.«
    Kurze Zeit saß sie regungslos
da, dann sprang sie plötzlich wieder auf und ging zur Bar hinüber.
    »Ich brauche was zu trinken«,
sagte sie mit dumpfer Stimme. »Wie stellt’s mit
Ihnen?«
    »Ja, danke«, sagte ich, »ich
kann auch etwas vertragen.«
    Ich blickte mich im Zimmer um,
aber das Beste, was es zu bieten hatte, waren die engen Baumwollhosen, die sich
um ihr gerundetes Hinterteil schmiegten. Ich überlegte sehnsuchtsvoll, daß es
hübsch sein müßte, ein Gangster zu sein, so daß man sich daheim eine
Haushälterin wie Janie und im Büro eine phantastische Blonde leisten konnte — und
auch noch beide zugleich. Der einzige Haken an der Sache war nur die Frage, wie
lange man lebte, um es zu genießen.
    Janie kam mit den beiden
Gläsern zurück zur Couch und setzte sich neben mich. Ich nahm ihr mein Glas aus
der Hand, deren eisige Kälte ich spürte, als sich unsere Finger flüchtig
berührten. Sie setzte ihr Glas an die Lippen und trank es durstig restlos aus.
Dann drehte sie langsam den Kopf und sah mich an — das Glitzern war aus ihren
Augen verschwunden, und sie waren trüb und leblos.
    »Sie führen irgend
etwas im Schild«, sagte sie langsam. »Was also?«
    »Ganz einfach«, sagte ich.
»Johnnie Quirk ist ein Halunke — ich halte ihn zudem
für einen Mörder, aber das kann ich im Augenblick nicht beweisen. Vielleicht
können Sie es?«
    Sie holte tief Luft, wobei sich
die Spitzen ihrer kleinen, aber festen Brüste gegen das Seidenhemd preßten, und
betrachtete mich dann ruhig. Ich wartete, während unendliche Sekunden
verstrichen und sie sich noch nicht einmal rührte. Nach etwas, das mir wie die
Spanne eines ganzen Lebens vorkam, entspannte sie sich plötzlich und grinste,
während sie bedächtig den Kopf schüttelte.
    »Es war ein hübscher Versuch«,
sagte sie leichthin. »Für eine Weile hatten Sie mich überzeugt — aber ich
spiele nicht mit. Selbst wenn ich wüßte, daß Johnnie es getan hat — und ich
weiß nichts davon — , würde ich doch nicht auf den Handel eingehen.«
    »Haben Sie dafür einen Grund?«
fragte ich sie.
    »Da ist für Klein-Janie nichts
herauszuholen.« Sie stützte bequem den Kopf gegen die Rücklehne der Couch. »Bis
jetzt bin ich noch nie auf einen Handel eingegangen, bei dem für mich nichts
herausspringt, und ich denke nicht daran, das in diesem Augenblick zu ändern.«
    »Sie wollen lieber, daß Johnnie
einfach über Sie wegtrampelt und ungeschoren davonkommt?«
    »Bis jetzt hat er’s nicht
versucht«, sagte sie zuversichtlich. »Und wenn er’s versucht, werde ich selber
damit fertig.«
    »Ich wünsche Ihnen Glück,
Janie«, sagte ich aufrichtig. »Nur vermute ich, daß Sie mehr als Glück
brauchen. Vielleicht Diskretion? Wenn ich, was Johnnie anbetrifft, recht habe,
dann hat er bereits drei Leute umgebracht — und wenn Sie ihm ernsthafte
Scherereien machen, wird ihn ein weiterer Mord nicht stören.«
    Ich stand auf und ging auf die
Tür zu.
    »Danke«, sagte sie kalt. »Und
vergessen Sie nicht, die Tür hinter sich zuzumachen, Sie — Polyp!«
    In kürzester Zeit war ich beim Millerschen Haus angelangt. Ich parkte den Wagen in der
Zufahrt, ging zur Haustür hinauf und drückte auf den Summer, wobei ich hoffte,
bei der Witwe mehr Glück zu haben als bei der Haushälterin.
    Die Tür öffnete sich, und der
Butler betrachtete mich düster, als wäre ich ein Leichenbestatter, der an der
falschen Adresse nach dem Toten fragt.
    »Selbst an einem heißen Tag, Chivers «, sagte ich in einem plötzlichen poetischen Anfall,
»läßt mich Ihr Anblick schaudern.«
    »Sehr amüsant, Lieutenant«,
sagte er glatt. »Ich finde immer, ein jugendlicher Sinn für Humor ist bei einem
älteren Mann so überaus

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