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Gift

Gift

Titel: Gift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gordon
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es war ihnen egal, ob jemand
darauf aufmerksam wird.«
    »Ich bin nicht sicher, ob ich dir folgen kann«, sagte Samuel.
»Aber ich bin gern bereit, mir anzuhören, was du zu sagen hast.
Vielleicht lerne ich ja noch etwas dazu. Darf ich das in meinem Artikel
erwähnen?«
    »Vorerst noch nicht. Ich möchte vorher noch weitere
Nachforschungen anstellen, und sie sollen auf keinen Fall jetzt schon
erfahren, wie ich die Sache sehe.«
    »Apropos weitere Nachforschungen. Sollten wir dabei nicht auch
der Frage nachgehen, warum er kastriert wurde?«, fragte Samuel.
    »Hier stellt sich natürlich die Frage, ob das kulturell
bedingt ist, eine Art Ritual zum Beispiel, oder ob es wiederum nur dem
Zweck diente, den Verdacht ganz gezielt auf meine zeugungsunfähigen
Mandanten zu lenken. Aber zunächst sollten wir vielleicht klären, wer
diese Aufgabe übernimmt.«
    »Ich werde mal sehen, was ich tun kann«, bot Samuel dem Anwalt
an.
    Janak seufzte erleichtert.
    »Und was ist mit den Cola-Flaschen?« Samuel griff nach einem
der Fotos. »Schau dir mal die Aufnahme von den Kisten an, die hinter
dem Wohnwagen gestapelt sind. Siehst du, dass ein paar Flaschen fehlen?
In der zweiten Kiste von unten. Darüber sind noch vier weitere Kisten.
Das kann nur heißen, dass jemand die Arbeiter genau beobachtet hat und
bestens mit ihren Gewohnheiten vertraut war. Wie hätte er sonst wissen
sollen, auf welchen Flaschen die Fingerabdrücke deiner Mandanten waren,
damit er sie anschließend mit den Chemikalien füllen konnte?«
    »Ich weiß, was du meinst«, sagte Janak. »Wenn sich auf der
Deponie jemand herumgetrieben hat, der alles genau beobachtete und sich
Notizen machte, war er sicher auch bestens mit Hagopians Gewohnheiten
vertraut.«
    »Ja, so sieht es zumindest aus. Jetzt gilt es herauszufinden,
wer das gewesen sein könnte. Von Bernardi brauchen wir dank Deadeye in
diesem Punkt vorerst keine Hilfe zu erwarten.«
    »Der Detective kann einem wirklich leidtun«, bemerkte Janak.
»Sich von so einem Wichtigtuer herumkommandieren lassen zu müssen. Ich
könnte allerdings mit dem Coroner reden. Auch wenn er ebenfalls dem
D.A. unterstellt ist, kann er deswegen nicht die Wahrheit verdrehen.
Ich werde ihm damit drohen, ihn im Zeugenstand zur Schnecke zu machen,
wenn er vor Gericht behauptet, Hagopian wäre mit dem mexikanischen
Knoten erhängt worden. Aus diesem Grund möchte ich nicht, dass du schon
etwas über die Abschürfungen am Hals des Toten schreibst.«
    »Das leuchtet mir ein«, sagte Samuel.
    »Sehen wir uns doch mal die Fotos an, die du gemacht hast«,
schlug Janak vor.
    Samuel breitete sie auf dem Tisch aus. »Das hier bedarf keiner
weiteren Erklärung. Es zeigt die Kirche mit den Trauergästen. Es waren
mehrere hundert Leute da. Das hier sind seine nächsten Angehörigen.«
    »Du wirst sicher bald mit ihnen reden.«
    »Ja, vielleicht schon morgen.«
    »Welche ist die Schwester?«
    »Die große hier. Die kleine ist die Witwe, und die zwei
Mädchen sind seine Nichten.«
    »Wo sind seine Töchter?«
    »Soviel ich gehört habe, gehen sie in Frankreich zur Schule«,
sagte Samuel, »und die Familie hat sich darauf geeinigt, dass sie
lieber nicht zur Beerdigung kommen sollen, weil es zu belastend für sie
wäre.«
    »Findest du das nicht ein bisschen eigenartig?«, fragte Janak.
    »Es ist nicht das Einzige, was an diesem Fall eigenartig ist.«
    »Abgesehen von Hintergrundinformationen brauchen wir auch eine
Liste aller Angestellten Hagopians«, sagte Janak. »Falls die Familie
sie nicht herausrücken will, werde ich sie mir mittels einer
Offenlegung in Zusammenhang mit der Zivilklage beschaffen. Das heißt,
ich werde einfach Fragebögen verschicken. Das ist geschickter, als sich
schon so früh in die Karten schauen zu lassen.«
    »Ich denke, ich frage die Angehörigen trotzdem mal«, sagte
Samuel. »Wenn ich mich recht erinnere, muss so ein Fragebogen erst nach
dreißig Tagen beantwortet werden, und wir benötigen diese Informationen
schneller.«
    »Okay, versuchen kannst du es ja. Doch jetzt wieder zu den
Fotos. Wer sind die Männer auf dieser Aufnahme?«
    »Keine Ahnung. Aber mein Fotograf fand, dass sie irgendwie
verdächtig aussahen.«
    Janak lachte. »Warum? Weil sie alle Bärte tragen?«
    »Nicht nur das. Es hatte auch damit zu tun, wie sie
miteinander getuschelt haben. Sie standen außerdem deutlich erkennbar
von den anderen Trauergästen abgesondert, fast so, als ob sie gar nicht
dazugehörten. Mein Fotograf hat ein gutes Gespür für

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