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Gift

Gift

Titel: Gift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gordon
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fragen.«
    »Wissen Sie, ob er familiäre Probleme hatte?«
    »Auch das ist etwas, was Sie mit seiner Familie klären
sollten. Denn selbst wenn ich diesbezüglich etwas wüsste, bin ich nicht
befugt, mit Ihnen darüber zu sprechen.«
    »Ich habe ohnehin morgen einen Termin mit den Angehörigen;
dann werde ich sie das fragen. Ich habe bei der Beerdigung Fotos
gemacht, Father. Könnten Sie mir vielleicht sagen, wer einige der Leute
auf diesen Aufnahmen sind?«
    Samuel legte das Foto der Männergruppe auf den Tisch. »Diese
Männer zum Beispiel. Wissen Sie, wer sie sind oder woher sie kommen?«
    »Leider nein, Mr. Hamilton. Sie sind vermutlich nicht aus der
Bay Area, und sie gehören auf gar keinen Fall unserer Gemeinde an.«
    »Haben Sie eine Ahnung, warum sie zu Hagopians Beerdigung
gekommen sein könnten?«
    »Vermutlich, um Mr. Hagopian die letzte Ehre zu erweisen. Das
ist unter Armeniern Brauch. Falls Sie auch andere Fotos von den
Trauergästen haben, kann ich Ihnen Familien aus Los Angeles und vor
allem auch aus Fresno zeigen, wo zahlreiche Armenier leben. Außerdem
sind viele Familien miteinander verwandt.«
    Der Geistliche wandte den Blick von dem Foto ab und zog die
Schultern hoch, und seine Stimme bekam etwas Ausweichendes, als er
fortfuhr: »Aber wie gesagt, auch was diesen Punkt angeht, müssten Sie
die Angehörigen fragen.«
    »Wie sieht es mit Mr. Hagopians Angestellten aus? Kennen Sie
jemanden, der auf der Deponie gearbeitet hat?«
    »Nur seine Schwester Candice und natürlich ihren Cousin
Joseph, der ein sehr enges Verhältnis zu Armand und seiner Familie
hatte. Soviel ich weiß, sind sie zusammen nach Amerika gekommen. Er ist
der Mann auf dem Foto mit der Witwe und der Schwester. Eine Zeitlang
hat er in der Firma ausgeholfen, aber dann ist er nach Fresno
zurückgekehrt, wo er eine große Farm hat. Außer diesen beiden kenne ich
allerdings niemanden, der auf der Deponie gearbeitet hat.«
    Samuel breitete die restlichen Fotos von den Trauergästen auf
dem Tisch aus. Der Geistliche zählte Namen auf, die sich Samuel auf der
Rückseite der Fotos phonetisch notierte, so schnell er konnte.
    »Stand irgendjemand von diesen Personen in einer speziellen
Beziehung zu Hagopian?«, fragte Samuel.
    »Da bin ich leider überfragt. Ich kenne diese Leute nur, weil
sie Mitglieder meiner Gemeinde sind.«
    Als Samuel das Foto der verdächtigen Gruppe scheinbar
beiläufig ein zweites Mal vor den Geistlichen legte, merkte er, dass
dieser nervös wurde und seinen Blick zur Bibel wandte.
    Samuel fuhr mit seinem Fotografen in dessen
Ford zu Hagopians Wohnung in Pacific Heights, dem nobelsten Viertel San
Franciscos. Es war sechzehn Uhr, als sie an der Adresse am Broadway
ankamen.
    Das zehnstöckige Haus mit den blitzenden Messingbeschlägen,
dem geölten Holz und den makellosen Marmorböden im Inneren befand sich
in hervorragendem Zustand. Es war zwar schon vor dem Ersten Weltkrieg
erbaut, aber nachträglich mit modernen Bädern und Küchen, Klimaanlagen
und einem Fahrstuhl ausgestattet worden. Die für die Renovierung
zuständigen Architekten hatten großen Wert darauf gelegt, seine
schlichte Eleganz zu erhalten. Alle Wohnungen, stellte Samuel fest,
wurden von ihren Eigentümern bewohnt, die ausnahmslos dem Geldadel der
Stadt angehörten. Der Umstand, dass Armand Hagopian, ein Einwanderer
der ersten Generation und Besitzer einer Mülldeponie, hier eine Wohnung
besaß, zeigte, dass er gute Beziehungen und eine Menge Geld gehabt
haben musste. Die Wände des Foyers waren im Stil der Jahrhundertwende
mit Holz in drei verschiedenen Farbtönen vertäfelt, die Böden mit
dunkelgrünem und elfenbeinfarbenem italienischem Marmor ausgelegt. Das
durch die Fenster fallende Licht wurde durch drei Kronleuchter
verstärkt.
    Auf ihr Läuten öffnete ihnen ein Portier, der einem alten
englischen Gesellschaftsroman entsprungen schien. Der hagere,
reservierte Mann hatte schneeweißes, ordentlich nach hinten gekämmtes
Haar und trug einen dreiteiligen Brooks-Brothers-Anzug, den sich sowohl
Samuel als auch Marcel nicht einmal gebraucht hätten leisten können.
Infolge seiner ausgesprochen aufrechten Haltung war das Alter des
Mannes schwer zu schätzen, aber er hatte zweifellos schon die achtzig
überschritten. Seine steife Förmlichkeit wirkte einschüchternd auf die
beiden Besucher.
    »Ich bin Samuel Hamilton von der …«
    »Sie sind der Reporter, richtig?«, unterbrach ihn der Doorman.
»Miss Candice und Mrs. Hagopian sagten, Sie hätten um

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