Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gift

Gift

Titel: Gift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gordon
Vom Netzwerk:
der mit dem Fall vertraut ist?«
    »Davon würde ich Ihnen dringend abraten. Sie wissen ja, wie es
ist: Die Einheimischen lassen sich nie gern von jemandem von außerhalb
in die Karten schauen. Aber ab jetzt bin ich Ihr Mann in Fresno.«

5 EL TURCO
    W ährend Samuel sich in Fresno aufhielt, um
über die brutale Mordserie zu recherchieren, fuhr Janak nach Martínez,
um in der dortigen Rechtsmedizin mit dem Coroner zu sprechen. Weil er
sich selbst kein Auto leisten konnte, lieh er sich das von Vanessa. Vor
dem Termin beim Coroner fuhr er ins Bezirksgefängnis, um mit Juan Ramos
zu reden. Das Gefängnis befand sich direkt neben dem Gerichtsgebäude.
Es war ein heruntergekommener dreigeschossiger grauer Steinbau, der vor
Überfüllung aus allen Nähten platzte.
    Weil Janak bis zu seinem Termin beim Coroner noch etwas Zeit
hatte, ging er in die Cafeteria, einen kleinen fensterlosen Raum mit
gelbgestrichenen Wänden, der sich im Keller des Gerichtsgebäudes
befand. Die Einrichtung bestand aus fünf eng beieinanderstehenden
Tischen und einem summenden Kühlschrank mit einer Glastür, der
ausschließlich Getränke enthielt. Rechts davon waren eine
Kaffeemaschine mit zwei Kannen und die üblichen mit Wachspapier
ausgelegten Tabletts mit Donuts und Gebäck. In der Luft hing das Aroma
frischen Kaffees.
    An der Kasse neben dem Eingang stand ein Mann mit einem
Gesicht wie eineComicfigur – Knollennase,
tiefe Falten, gelb verfärbte Zähne mit mehreren Lücken. Eines seiner
Augen war grün, das andere weiß-grau gesprenkelt. Seinem abwesenden
Blick nach zu schließen, sah der Mann nicht viel, aber er bewegte sich
mit der Sicherheit von jemandem, der seine Umgebung wie im Schlaf
kannte. Zu den Gästen war er freundlich und zuvorkommend.
    Janak ging an die Kasse, gab dem Mann einen Dollar und sagte,
er wolle eine Tasse Kaffee und eine Zeitung bezahlen. Der Mann hielt
den Dollarschein vor sein grünliches Auge, legte ihn dann in eines der
Fächer der offenen Registrierkasse und gab Janak fünfundsiebzig Cent
zurück.
    »Einen schönen Tag noch, Counselor.«
    »Woher wissen Sie, dass ich Anwalt bin?«, fragte Janak
erstaunt.
    »Das merkt man an Ihrer Ausstrahlung. Bei Ihnen hat man den
Eindruck, dass gleich die Fetzen fliegen werden«, sagte der Blinde
lachend.
    Janak tippte mit der freien Hand an einen imaginären
Mützenschirm und sagte: »In nächster Zeit werden Sie mich hier ziemlich
oft zu sehen kriegen.«
    »Darauf freue ich mich schon. Wie heißen Sie?«
    »Janak Marachak. Und Sie?«
    »Ich bin Donald. Hat mich gefreut.«
    Der Anwalt setzte sich an einen der Tische, um seinen Kaffee
zu trinken und die Zeitung zu lesen. Dann wurde es Zeit, ins Gefängnis
zurückzukehren.
    Janak ging durch die hohe Eisentür mit dem
vergitterten Fenster und reichte dem diensthabenden Deputy Sheriff am
Empfang seine Visitenkarte.
    »Ich bin hier, um Juan Ramos zu besuchen. Ich bin sein Anwalt.«
    Der Deputy führte ihn in den hinteren Teil des Baus, wo eine
kleine Zelle in ein Besuchszimmer umfunktioniert worden war. Hinter dem
Tisch saß mit dem Blick zur Tür Juan Ramos. Der Deputy schloss die
Zellentür auf, schob Janak nach drinnen und schloss hinter ihm wieder
ab.
    »Die Besuchszeit für Anwälte beträgt eine halbe Stunde«, sagte
der Deputy durch das Gitter. »Wenn Sie länger brauchen, rufen Sie
einfach nach mir, dann kriegen Sie eine Verlängerung. Aber denken Sie
dran, es gibt nur ein Sprechzimmer, und es sind noch andere da, die
ebenfalls an die Reihe kommen wollen.«
    »Ja, danke. Wir werden versuchen, uns zu beeilen.«
    In Juan Ramos' Augen stand nackte Panik, als er zu Janak
aufblickte. Er hatte ein dunkles indianisches Gesicht, leicht gelocktes
schwarzes Haar und einen dunklen Dreitagebart. »Ich kann einfach nicht
glauben, dass man mich so einer schrecklichen Tat beschuldigt, Licenciado . Ich habe in den siebenunddreißig Jahren meines Lebens keinem
Menschen etwas zuleide getan. Und meiner Familie geht es wirklich
schlecht!«
    »Ich weiß, wie schwer das alles für Sie ist, Juan, aber es
wird uns wohl nichts anderes übrigbleiben, als die Zähne
zusammenzubeißen und das durchzustehen. Zunächst einmal muss ich so
viel wie nur irgend möglich über dieVorfälle auf
der Deponie in Erfahrung bringen.«
    »Ich werde mein Bestes tun, Licenciado . Was wollen Sie wissen?«
    »Es gibt Leute, die diesen Mord Ihnen, Ihren zwei Neffen und
Narcio anhängen wollen. So, wie ich die Sache sehe, haben die
Betreffenden die belastenden Beweise

Weitere Kostenlose Bücher