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Gift

Gift

Titel: Gift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gordon
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mit den Hagopians zu tun?«, fragte
Lucine.
    »Er hat eine Zeitlang für Armand Hagopian gearbeitet, und es
besteht die Möglichkeit, dass er ihm – wie soll ich
sagen? – nicht gerade wohlgesinnt war. Deshalb versuche ich,
Erkundigungen über ihn einzuziehen.«
    »Ich verstehe. Ich werde sie nach ihm fragen.«
    Samuel konnte sein Glück kaum fassen, als er
zur Metro-Station ging, um in sein Hotel zurückzukehren. Er hatte nicht
nur Lucine gefunden, sondern auch eine wichtige Informationsquelle
entdeckt. Er war so angetan von Lucine, dass er sich nicht vorstellen
konnte, wie Janak eine solche Frau hatte sitzenlassen können. Sein
Freund musste vollkommen den Verstand verloren haben.
    Zurück im Hotel, stellte er als Erstes eine seiner Listen
zusammen, diesmal mit Fragen, die er Sasiska über die Armenier stellen
wollte. Sein Notizbuch war voll von solchen Listen. Er konnte nicht
mehr arbeiten ohne sie.
1. 
Gibt es in der armenischen Gemeinde
jemanden, der den Hagopians Schaden zufügen wollte?
2. 
Wenn ja, wie lauten die Namen der
betreffenden Personen oder Gruppen, und was waren ihre Gründe?
3. 
Wusste eine der Personen, mit denen
Sasiska gesprochen hat, von den Morden an den Hagopians, bevor sie
ihnen davon erzählt hat?
4. 
Falls es eine Person oder Gruppe gibt,
die den Hagopians schaden wollte – hatten sie Verbindungen zu
den USA? Verfügten sie über die nötigen Kontakte, um die Morde in
Auftrag geben zu können? Wenn ja, an wen haben Sie sich in den Staaten
gewandt?
5. 
Besteht zwischen dem Kurden und der
Familie Hagopian eine Verbindung?

    Nachdem Samuel seine Liste noch einmal
durchgegangen war, beschloss er, eine weitere Frage hinzuzufügen:

6. 
Wie kann ich Janak und Lucine wieder
zusammenbringen, ohne ein heilloses Durcheinander anzurichten?
    Zwei Tage darauf erschien Samuel wie
vereinbart um sechzehn Uhr zum Tee bei Lucine und ihrer Mutter. Sie war
sehr förmlich gekleidet und sah aus, als wäre sie erst vor kurzem beim
Friseur gewesen. Samuel fand diesen Anflug von Koketterie bei einer
Frau, die vom Alter her auch seine Mutter hätte sein können, rührend.
Lucine hingegen trug dieselben Sachen wie bei ihrer ersten Begegnung.
Die zweiFrauen boten ihm Gebäck an und
unterhielten sich lange mit ihm, wobei Lucine als Dolmetscherin
fungierte. Die Zeit verging so schnell, dass Samuel plötzlich
überrascht bemerkte, dass es draußen dunkel geworden war, und nach
einem Blick auf die Uhr wurde ihm bewusst, dass er Mutter und Tochter
über vier Stunden lang in Beschlag genommen hatte. Eigentlich wollte er
Sasiska noch ein paar Fragen über einen Hausangestellten stellen, auf
den sie zu sprechen gekommen war, aber unter den gegebenen Umständen
hielt er es für besser, erst einmal damit zu warten.
    »Sie müssen entschuldigen, dass ich Ihre Zeit so lange in
Anspruch genommen habe. Dürfte ich Sie vielleicht zum Essen einladen?«
    »Nein, nein, ganz im Gegenteil. Sie werden uns jetzt bei einem
armenischen Essen Gesellschaft leisten«, erklärte Lucine bestimmt. »Wir
dachten uns schon, dass dieses Gespräch etwas länger dauern würde,
deshalb hat meine Mutter etwas zu essen für uns vorbereitet. Sie dürfen
auf keinen Fall ablehnen, sonst ist sie beleidigt. Sie ist eine
hervorragende Köchin.« Sasiska stand auf und ging, ohne seine Antwort
abzuwarten, in die Küche.
    »Sehr gern, vielen Dank«, sagte Samuel.
    Lucine öffnete eine Flasche Chablis und holte zwei Gläser aus
dem Geschirrschrank. »Das Abendessen heißt bei uns josh . Es wird nicht vor fünf Uhr abends aufgetragen.« Inzwischen
war es acht Uhr vorbei.
    Sie führte Samuel ins Esszimmer, wo Sasiska auf sie wartete.
Von den Speisen, die bereits auf dem Tisch standen, stiegen exotische
Düfte auf, und aus der Küche drang verlockender Bratengeruch herein.
Lucine schenkte ihrer Mutter ein Glas Wein ein und sprach kurz leise
mit ihr, dann ging sie aus dem Zimmer und ließ Samuel mit Sasiska
allein. Nun fühlte er sich in ihrer Gegenwart nicht mehr befangen und
hatte keine Hemmungen, sie nach den Namen der verschiedenen Gerichte zu
fragen, indem er auf die jeweiligen Schüsseln und Platten deutete.
    » Ensalade de lolik, varung,
giazar, sokh avec panir «, erklärte ihm
Sasiska und deutete auf die Tomaten, Gurken, Karotten, Zwiebeln und Käsestücke in der Salatschüssel. Dann deutete sie auf
eine Schale mit schwarzen Oliven und sagte: » Zertun .«
    Ihr Blick wanderte weiter zu drei Schalen mit Joghurt, und sie
sagte lächelnd: » Mitzun

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