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Gift

Gift

Titel: Gift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gordon
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kehrten in das Büro zurück, wo sich die drei Frauen leise
unterhielten. Weil Mac unablässig husten musste, übernahm Bernardi
allein die Vernehmung der Frauen, von denen er aufgrund ihres Aussehens
annahm, dass sie wie der Tote armenischer Abstammung waren.
    »Es ist einfach schrecklich!«, sagte die schlanke Frau
seufzend. Sie hatte einen leichten französischen Akzent. »Der arme
Armand. Wer könnte das gewesen sein?«
    »Wie heißen Sie?«
    »Candice Hagopian. Ich bin Armands Schwester.«
    Bernardi nickte mitfühlend. »Mein aufrichtiges Beileid, Ma'am.
Ich werde versuchen, die Sache nicht noch schmerzlicher für Sie zu
machen, als sie ohnehin schon ist, aber ich muss Ihnen trotzdem ein
paar Fragen stellen.« Er bedeutete ihr, ihm in einen kleinen Nebenraum
zu folgen. »Können wir dort drinnen ungestört reden?« Er schloss die
Tür hinter sich. »Wussten Sie, dass Ihr Bruder heute Morgen erhängt
aufgefunden wurde?«
    »Ja«, schluchzte sie.
    »Haben Sie eine Ahnung, wer das getan haben könnte?«
    Sie ging zum Schreibtisch, holte eine Packung
Papiertaschentücher aus einer Schublade und betupfte ihr
tränenüberströmtes Gesicht. »Armand hatte keine Feinde. Alle mochten
ihn. Er hat so viel für die Gemeinde, für seine Familie und für die
Armenier getan. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, warum
ihm jemand so etwas Grauenhaftes angetan haben könnte. Und was wird
jetzt ohne meinen Bruder aus uns werden? Er hat für uns alle gesorgt!«
    »Wir haben gehört, dass ihn einige der mexikanischen Arbeiter
verklagt haben. Stimmt das?«, fragte Bernardi.
    »Ja. Diese Leute sind sehr undankbar. Mein Bruder war es, der
ihnen Arbeit gegeben hat, obwohl niemand sonst sie anstellen wollte. Er
war der Ansicht, dass jemand diese Männer gegen ihn aufgehetzt hat,
weil er sich davon erhoffte, auf diese Weise viel Geld machen zu
können.«
    »Arbeiten einige dieser Männer noch hier?«, fragte Bernardi.
    »Sie wurden alle gekündigt. Man kann doch nicht zulassen, dass
jemand die Hand, die ihn füttert, beißt«, erklärte sie bestimmt.
    »Könnte ich von Ihnen die Namen und Adressen dieser Arbeiter
bekommen?«
    »Ja, ich lasse sie Ihnen gleich von jemandem heraussuchen.«
Sie griff nach dem Telefon.
    »Haben Sie zufällig auch ihre Fingerabdrücke in Ihren
Unterlagen?«, fragte der Detective.
    »Ja, das machen wir grundsätzlich, wenn wir jemanden
einstellen. Wir nehmen allen Arbeitern die Fingerabdrücke ab und
erkundigen uns bei der Polizei, ob auch niemand darunter ist, der mit
dem Gesetz in Konflikt geraten ist.«
    »Sind die anderen beiden Damen auch Verwandte von Ihnen?«
    »Ja, das sind meine Cousinen«, sagte Candice Hagopian.
    »Vielen Dank für Ihre Hilfe, Miss Hagopian. Ich weiß, das war
nicht leicht für Sie. Ich werde mich wieder bei Ihnen melden.«
    Daraufhin rief Bernardi Mac in das Büro und ging mit ihm Stück
für Stück die Fakten durch, die ihnen vorlagen. Sobald Bernardi zu der
Überzeugung gelangt war, dass sie vorerst alles hatten, was sie
brauchten, verabschiedeten sie sich von den drei Frauen, aber bevor sie
ins Freie gingen, holten sie in dem klimatisierten Büro noch einmal
tief Luft. Dann hielten sie sich Mund und Nase zu und rannten, so
schnell sie konnten, zum Eingangstor der Mülldeponie zurück.

2
MARACHAK UND DEADEYE
    U m sechs
Uhr abends ging Samuel ins Camelot,
seine Stammkneipe. Die Bar, deren Fenster auf einen Park hinausgingen,
lag am unteren Ende von Nob Hill mit seinem herrlichen Blick auf die
Stadt und die Bucht von San Francisco. Seit Samuel als Reporter
arbeitete, hatte sich in seinem Leben einiges geändert, und das
verdankte er in erster Linie Menschen, die im Camelot verkehrten.
    Auch Janak Marachak kannte Samuel aus dem Camelot. Der Anwalt
hatte ihm vor mehreren Jahren einen jungen Kollegen empfohlen, der
Samuel vertrat, nachdem er in betrunkenem Zustand eine junge Frau
angefahren hatte. Samuel war damals drei Jahre lang der Führerschein
entzogen worden, und ihm hatte eine längere Haftstrafe gedroht, die
aber dank des Anwalts auf Bewährung ausgesetzt worden war. Nachdem er
in dieser Angelegenheit noch einmal mit einem blauen Auge davongekommen
war, hatten er und Janak sich angefreundet. Da sie sich nur selten
trafen und der Anwalt ziemlich einsilbig war, hatte sich ihre
Freundschaft jedoch nicht weiter vertieft. Das änderte aber nichts an
der Tatsache, dass Samuel dem Anwalt noch immer sehr dankbar war, weil
er ohne seine Hilfe im Gefängnis gelandet

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